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Polen
Aufrüstung gegen Russland

Die Aufrüstung Moskaus verunsichert Polen - denn durch die Enklave Kaliningrad hat das EU-Land eine direkte Grenze mit Russland. Mit US-Firmen will die polnische Regierung deswegen nun den größten Rüstungsdeal seit der demokratischen Wende 1989 besiegeln.

Von Florian Kellermann |
    Ein Soldat steht neben dem Abwehrraketensystem "Patriot"
    2022 sollen die ersten Einheiten des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems "Patriot" nach Polen kommen (dpa / Adam Warzawa)
    Die polnische Regierung ist sich mit den US-Unternehmen Raytheon und Lockheed Martin einig: In vier Jahren kommen die ersten Einheiten des Raketensystems "Patriot" nach Polen. Sie sollen den polnischen Luftraum sicherer machen.
    Ministerpräsident Mateusz Morawiecki gab schon vor der Vertragsunterzeichnung heute ein ausführliches Interview: "Wir bekommen die neueste Technologie aus den USA. Die Amerikaner verkaufen diese Technologie niemandem anders. Das ist also auch ein Beweis für unsere enge Partnerschaft, dafür, dass die Amerikaner uns vertrauen und wir einer der engsten Verbündeten in diesem Teil der Welt sind."
    US-Gerät soll alte Systeme aus der Sowjetunion ersetzen
    Das System für die polnische Luftverteidigung wird den Namen "Weichsel" tragen. Nach Angaben von US-amerikanischen Medien wird es zunächst wird es aus vier Radar-Stationen der neuesten Generation bestehen, aus 16 Abschuss-Vorrichtungen und 208 Raketen. Gerät, das die polnische Armee dringend brauche, meint Mariusz Cielma vom Militär-Fachmagazin "Nowa Technika Wojskowa".
    "Unsere Luftverteidigung stützt sich im Moment immer noch auf Systeme aus der Sowjetunion, aus den 1960er und 1970er Jahren, die von polnischen Ingenieuren vor über zehn Jahren lediglich ein bisschen modernisiert wurden. Gegen einen Raketenangriff könnten sie nichts ausrichten. Künftig werden wir nicht mehr nur auf militärisches Gerät hoffen müssen, das Verbündete zu uns mitbringen."
    Schon die Vorgängerregierung in Warschau begann, mit den USA Gespräche über das Flugabwehrsystem aufzunehmen. Das war vor drei Jahren, als die Spannungen zwischen Russland und der Nato zunahmen - wegen der russischen Annexion der Krim und des Kriegs in der Ostukraine.
    Auch Russland hat aufgerüstet
    Auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Polen hat Russland aufgerüstet - in der russischen Enklave Kaliningrad. Gerade erst hat der Kreml bestätigt, dass er dort dauerhaft Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander stationiert habe. Diese können auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden.
    Der polnische Ministerpräsident Morawiecki: "Wir wollen möglichst gute Beziehungen mit allen Nachbarn, auch mit Russland. Aber wir sind nicht naiv, wir sind Realisten. Diese guten Beziehungen sollten durch unsere militärische Stärke unterstrichen werden, auch durch die Solidarität innerhalb der Nato."
    Preis könnte bei fünf Milliarden US-Dollar liegen
    Kritker merken an, dass die Raketen, die Polen zunächst erhalten soll, nur in der Lage sein werden, den Großraum von Warschau zu schützen. Weitere Einheiten des Raketensystems soll Polen erst 2024 bekommen. Auch über den Kaufpreis wird heftig diskutiert. Ministerpräsident Morawiecki will Einzelheiten zwar erst heute bekannt geben. Nach Medieninformationen liegt der Preis aber bei über fünf Milliarden US-Dollar.
    Pro Einheit wäre das doppelt so viel wie jüngst Rumänien für das Patriot-System bezahlt hat, so Experten. Die polnische Regierung verweist darauf, dass sie erstens modernere Komponenten bestellt als Rumänien. Und dass sie zweitens ein sogenanntes Offset-Programm vereinbart hat. Das heißt, im Gegenzug für die Raketen-Bestellung investieren die US-Konzerne in Polen. So werde auch ein Teil der Technologie, die hinter dem Raketen-System steckt, nach Polen transferiert, heißt es in Warschau.