"Ich kann nicht sagen, dass ich in irgendeiner Weise negative Erfahrungen hier in Polen mache, im Gegenteil: Die Leute mögen uns."
Steffen Möller, Schauspieler und Kabarettist, der in deutscher sowie polnischer Sprache auftritt, außerdem Autor des Bestsellers "Viva Polonia". Möller ist zurzeit der wohl beliebteste Deutsche in Polen. In den 90er-Jahren siedelte er von der Wupper an die Weichsel um.
"Also ich glaube, dass man Deutschland assoziiert mit Westen. Wenn man Deutschland sagt, in Polen meint man meist Westdeutschland. Gelegentlich werde ich ängstlich von Taxifahrern gefragt: Sie sind aus Wuppertal, ist das bei Leipzig oder bei Köln? Bei Köln, sage ich, oh, ein Glück, sagen die dann. Das ist die eine Sache, also die Assoziation mit dem Westen. Und die andere Sache ist, glaube ich, dass uns hilft, der polnische Selbsthass, das Misstrauen gegenüber den eigenen Landsleuten ist groß. Der Deutsche ist vielleicht etwas humorlos und kann auch nicht so gut tanzen, aber er zahlt doch pünktlich seine Miete."
"Das Klima ist so gut. Ja, es wird auch gesagt, die Beziehungen seien noch nie so gut gewesen. Es hat mich selber überrascht, dass es möglich ist."
Peter Piotr Lachmann, deutsch-polnischer Schriftsteller. Lachmann kam 1935 im deutschen Gleiwitz zur Welt und lebte nach Kriegsende im polnischen Gleiwitz, das von nun an Gliwice hieß. Seit über 25 Jahren betreibt er in Warschau das experimentelle Video-Theater "Poza" und beobachtet deutsch-polnische Befindlichkeiten.
"Die Polen sind in der fatalen Situation dieser Klemme. Weiterhin sind sie zwischen den beiden wirklich Großen, und diese Lage ist keine sympathische Lage. Da geht es ja nun permanent hin und her. Im Augenblick geht es sehr stark prowestlich, also pro-deutsch, das kann man schon sagen. Aber ich weiß nie genau, ob da alle mitziehen."
Alle ziehen gewiss nicht mit. Aber eine Mehrheit der Polen. Sie vertraut seit mehr als drei Jahren dem Pragmatiker Donald Tusk als Ministerpräsidenten. Und Tusk sind schrille nationale Töne fremd, Töne wie man sie von den Rechtsnationalen in der vorangegangenen Ära der Brüder Kaczyński dauernd vernahm. Damals war es, als man die Deutschen vor allem mit Eigentumsrückgabeforderungen verband oder der BDV-Präsidentin Erika Steinbach als oberstem Schreckgespenst. Diese Rhetorik hat sich verschlissen. Im Augenblick gibt es kaum ein anderes europäisches Land, in dem die Stimmung so EU-freundlich ist wie in Polen. Denn man sieht an allen Ecken und Enden, dass Europa für die Modernisierung Polens unentbehrlich ist. Der freundliche Blick nach Westen, insbesondere zum deutschen Nachbarn, ist an der Weichsel heute vor allem ein Gebot des Pragmatismus. Mit einem tieferen Interesse an Kultur und Gesellschaft hat das nicht unbedingt zu tun - Steffen Möller:
"Also ich werde jedes Jahr im Januar eingeladen vom polnischen Unterrichtsministerium, das Abitur auf Deutsch zu lesen. Und ich weiß, dass dieses Jahr ungefähr 90.000 Schüler Deutsch als Abiturfach hatten in Polen. Es ist die höchste Zahl von Deutschlernern in der Europäischen Union. Ich glaube allerdings leider nicht, dass dahinter ein sehr viel größeres Interesse an der deutschen Kultur steckt. Deutsch wird als pragmatische Sprache gesehen. Wenn ein polnischer Schüler die Wahl hätte: Italienisch, Spanisch oder Deutsch, dann wäre Deutsch auf Platz drei."
Bis auf elitäre Kreise kenne man die deutsche Kultur in Polen praktisch nicht, sagt Möller.
"Insgesamt glaube ich, wenn man so fragt auf der Straße in Krakau, Danzig oder Breslau, was kennst Du aus Deutschland, dann müssten die meisten ganz schön überlegen. Und dann kommt – Goethe und Schiller."
Steffen Möller, Schauspieler und Kabarettist, der in deutscher sowie polnischer Sprache auftritt, außerdem Autor des Bestsellers "Viva Polonia". Möller ist zurzeit der wohl beliebteste Deutsche in Polen. In den 90er-Jahren siedelte er von der Wupper an die Weichsel um.
"Also ich glaube, dass man Deutschland assoziiert mit Westen. Wenn man Deutschland sagt, in Polen meint man meist Westdeutschland. Gelegentlich werde ich ängstlich von Taxifahrern gefragt: Sie sind aus Wuppertal, ist das bei Leipzig oder bei Köln? Bei Köln, sage ich, oh, ein Glück, sagen die dann. Das ist die eine Sache, also die Assoziation mit dem Westen. Und die andere Sache ist, glaube ich, dass uns hilft, der polnische Selbsthass, das Misstrauen gegenüber den eigenen Landsleuten ist groß. Der Deutsche ist vielleicht etwas humorlos und kann auch nicht so gut tanzen, aber er zahlt doch pünktlich seine Miete."
"Das Klima ist so gut. Ja, es wird auch gesagt, die Beziehungen seien noch nie so gut gewesen. Es hat mich selber überrascht, dass es möglich ist."
Peter Piotr Lachmann, deutsch-polnischer Schriftsteller. Lachmann kam 1935 im deutschen Gleiwitz zur Welt und lebte nach Kriegsende im polnischen Gleiwitz, das von nun an Gliwice hieß. Seit über 25 Jahren betreibt er in Warschau das experimentelle Video-Theater "Poza" und beobachtet deutsch-polnische Befindlichkeiten.
"Die Polen sind in der fatalen Situation dieser Klemme. Weiterhin sind sie zwischen den beiden wirklich Großen, und diese Lage ist keine sympathische Lage. Da geht es ja nun permanent hin und her. Im Augenblick geht es sehr stark prowestlich, also pro-deutsch, das kann man schon sagen. Aber ich weiß nie genau, ob da alle mitziehen."
Alle ziehen gewiss nicht mit. Aber eine Mehrheit der Polen. Sie vertraut seit mehr als drei Jahren dem Pragmatiker Donald Tusk als Ministerpräsidenten. Und Tusk sind schrille nationale Töne fremd, Töne wie man sie von den Rechtsnationalen in der vorangegangenen Ära der Brüder Kaczyński dauernd vernahm. Damals war es, als man die Deutschen vor allem mit Eigentumsrückgabeforderungen verband oder der BDV-Präsidentin Erika Steinbach als oberstem Schreckgespenst. Diese Rhetorik hat sich verschlissen. Im Augenblick gibt es kaum ein anderes europäisches Land, in dem die Stimmung so EU-freundlich ist wie in Polen. Denn man sieht an allen Ecken und Enden, dass Europa für die Modernisierung Polens unentbehrlich ist. Der freundliche Blick nach Westen, insbesondere zum deutschen Nachbarn, ist an der Weichsel heute vor allem ein Gebot des Pragmatismus. Mit einem tieferen Interesse an Kultur und Gesellschaft hat das nicht unbedingt zu tun - Steffen Möller:
"Also ich werde jedes Jahr im Januar eingeladen vom polnischen Unterrichtsministerium, das Abitur auf Deutsch zu lesen. Und ich weiß, dass dieses Jahr ungefähr 90.000 Schüler Deutsch als Abiturfach hatten in Polen. Es ist die höchste Zahl von Deutschlernern in der Europäischen Union. Ich glaube allerdings leider nicht, dass dahinter ein sehr viel größeres Interesse an der deutschen Kultur steckt. Deutsch wird als pragmatische Sprache gesehen. Wenn ein polnischer Schüler die Wahl hätte: Italienisch, Spanisch oder Deutsch, dann wäre Deutsch auf Platz drei."
Bis auf elitäre Kreise kenne man die deutsche Kultur in Polen praktisch nicht, sagt Möller.
"Insgesamt glaube ich, wenn man so fragt auf der Straße in Krakau, Danzig oder Breslau, was kennst Du aus Deutschland, dann müssten die meisten ganz schön überlegen. Und dann kommt – Goethe und Schiller."