Die Kathedrale der Dreifaltigkeit ist das Wahrzeichen von Hajnówka. Die orthodoxe Kirche aus den 1980er Jahren gehört den polnischen Bürgern mit weißrussischen Wurzeln – und das sind hier rund 80 Prozent. In der Kathedrale findet jedes Jahr das Festival orthodoxer Kirchenmusik statt. Dieses Festival hat Hajnówka international bekannt gemacht.
Heute Nachmittag wird Hajnówka ein anderes Signal in die Welt senden. Die rechtsextreme polnische Organisation ONR will mit einem Marsch durch die Stadt der "Verfemten Soldaten" gedenken. So nennt man seit einiger Zeit die Angehörigen des nationalpolnischen Untergrunds im Zweiten Weltkrieg, die nach Kriegsende mit der Waffe in der Hand weiterkämpften. Sie alle wehrten sich gegen die neuen kommunistischen Machthaber, das allerdings mit unterschiedlichen Ideen und Methoden.
Heute Nachmittag wird Hajnówka ein anderes Signal in die Welt senden. Die rechtsextreme polnische Organisation ONR will mit einem Marsch durch die Stadt der "Verfemten Soldaten" gedenken. So nennt man seit einiger Zeit die Angehörigen des nationalpolnischen Untergrunds im Zweiten Weltkrieg, die nach Kriegsende mit der Waffe in der Hand weiterkämpften. Sie alle wehrten sich gegen die neuen kommunistischen Machthaber, das allerdings mit unterschiedlichen Ideen und Methoden.
"Der Marsch reißt nur alte Wunden auf"
Der Aufmarsch der Rechten zur Verehrung der Verfemten Soldaten soll direkt an der Dreifaltigkeits-Kathedrale vorbei führen. Die Priester wollen sich dazu lieber nicht äußern. Auf der anderen Straßenseite, im Ballsaal des Kulturhauses, erklärt Valentina, eine pensionierte Mathematiklehrerin.
"Der Marsch reißt nur alte Wunden auf. Unsere orthodoxen Priester haben darum gebeten, sich mit jeglichen Kommentaren zurückzuhalten, damit Ruhe einkehrt. Etwas Gutes kommt bei diesem Marsch bestimmt nicht heraus. Ganz bestimmt nicht. Umso mehr als dieser "Bury" hier in unserer Gegend sehr viel Böses getan hat."
Gerade "Bury", der Verfemte Soldat und Untergrundkämpfer, ist Held der rechtsextremen ONR, jedoch Stein des Anstoßes für die orthodoxen, weißrussischen Polen. "Bury", bürgerlich: Romuald Rajs, trägt für zahlreiche Verbrechen an den Weißrussen in der Gegend Verantwortung. Rund 80 Menschen, darunter Frauen, Greise und Kinder, tötete er mit seiner Einheit im Winter 1946. Das IPN (die polnische Gauck-Behörde) spricht in einem jüngeren Untersuchungsbericht von Völkermord.
"Für mich ist Romuald Rajs ein Bandit, Mörder und Kindsmörder. Diese harten Worte begründe ich damit, dass meine Familie durch ihn acht Angehörige verloren hat."
Mariusz Niczyporuk spricht von dem Massaker 1946 in Zaleszany, einem Dorf südlich von Hajnówka. Die Leute des ONR-Helden "Bury" riefen die Dorfbewohner in ein Holzhaus, schlossen sie ein und legten Feuer.
"Mein Großvater verlor seine Frau, die gerade schwanger war, und drei Söhne. Das ungeborene Kind rutschte aus dem Bauch der brennenden Frau und starb sofort. Die meisten Opfer, nicht nur in meiner Familie, starben durch Feuer und die Kugeln der Maschinengewehre. Das ganze Dorf Zaleszany brannte ab. Mitten im Winter schmolz der Schnee einen halben Kilometer weit."
"Der Marsch reißt nur alte Wunden auf. Unsere orthodoxen Priester haben darum gebeten, sich mit jeglichen Kommentaren zurückzuhalten, damit Ruhe einkehrt. Etwas Gutes kommt bei diesem Marsch bestimmt nicht heraus. Ganz bestimmt nicht. Umso mehr als dieser "Bury" hier in unserer Gegend sehr viel Böses getan hat."
Gerade "Bury", der Verfemte Soldat und Untergrundkämpfer, ist Held der rechtsextremen ONR, jedoch Stein des Anstoßes für die orthodoxen, weißrussischen Polen. "Bury", bürgerlich: Romuald Rajs, trägt für zahlreiche Verbrechen an den Weißrussen in der Gegend Verantwortung. Rund 80 Menschen, darunter Frauen, Greise und Kinder, tötete er mit seiner Einheit im Winter 1946. Das IPN (die polnische Gauck-Behörde) spricht in einem jüngeren Untersuchungsbericht von Völkermord.
"Für mich ist Romuald Rajs ein Bandit, Mörder und Kindsmörder. Diese harten Worte begründe ich damit, dass meine Familie durch ihn acht Angehörige verloren hat."
Mariusz Niczyporuk spricht von dem Massaker 1946 in Zaleszany, einem Dorf südlich von Hajnówka. Die Leute des ONR-Helden "Bury" riefen die Dorfbewohner in ein Holzhaus, schlossen sie ein und legten Feuer.
"Mein Großvater verlor seine Frau, die gerade schwanger war, und drei Söhne. Das ungeborene Kind rutschte aus dem Bauch der brennenden Frau und starb sofort. Die meisten Opfer, nicht nur in meiner Familie, starben durch Feuer und die Kugeln der Maschinengewehre. Das ganze Dorf Zaleszany brannte ab. Mitten im Winter schmolz der Schnee einen halben Kilometer weit."
Keine Kritik von Staatspräsident Duda an rechtem Aufmarsch
Der Aufmarsch der rechtsextremen ONR heute in Hajnówka gleicht einer politischen Demütigung der weißrussischen Minderheit. Derartige Gesten sind in Polen unter den Nationalkonservativen Alltag geworden. Die Reden von Staatspräsident Duda lassen sich als Ausdruck eines Schulterschlusses mit den radikalen Nationalisten verstehen.
"Damit ein Staat stark sein kann, um die jungen Generationen zu erziehen, muss er Helden haben. Und Polen hat sie. Es sind alle diejenigen, die damals gekämpft haben, erst mit den Deutschen und den Sowjets, dann mit den Kommunisten – und mit den Verrätern."
Duda selbst hält sich bei der Heldenverehrung für "Bury" diplomatisch heraus. Er wird nicht in Hajnówka dabei sein, äußert aber auch keine Kritik. Die Nationalisten beziehen Dudas Worte von den "Verrätern" Polens eindeutig auf die Weißrussen. Angeblich hätten die Weißrussen mehr als andere in Polen mit den Kommunisten paktiert.
Der Aufmarsch der nationalen Rechten heute Nachmittag zieht auch Linke und Antifagruppen an. Sie haben eine Gegenkundgebung angekündigt. Die Menschen von Hajnówka hoffen, dass alles glimpflich abgeht, ohne Gewalt, und dass dieser politische Streit keinen Keil in ihre Stadt treiben wird. Für Valentina, die pensionierte Lehrerin ist klar:
"Hier bei uns in der Gegen von Hajnówka ist dieser "Bury" jedenfalls keine Figur, die man auf ein Podest heben sollte."
"Damit ein Staat stark sein kann, um die jungen Generationen zu erziehen, muss er Helden haben. Und Polen hat sie. Es sind alle diejenigen, die damals gekämpft haben, erst mit den Deutschen und den Sowjets, dann mit den Kommunisten – und mit den Verrätern."
Duda selbst hält sich bei der Heldenverehrung für "Bury" diplomatisch heraus. Er wird nicht in Hajnówka dabei sein, äußert aber auch keine Kritik. Die Nationalisten beziehen Dudas Worte von den "Verrätern" Polens eindeutig auf die Weißrussen. Angeblich hätten die Weißrussen mehr als andere in Polen mit den Kommunisten paktiert.
Der Aufmarsch der nationalen Rechten heute Nachmittag zieht auch Linke und Antifagruppen an. Sie haben eine Gegenkundgebung angekündigt. Die Menschen von Hajnówka hoffen, dass alles glimpflich abgeht, ohne Gewalt, und dass dieser politische Streit keinen Keil in ihre Stadt treiben wird. Für Valentina, die pensionierte Lehrerin ist klar:
"Hier bei uns in der Gegen von Hajnówka ist dieser "Bury" jedenfalls keine Figur, die man auf ein Podest heben sollte."