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Polen und die Astronomie
Nicht nur Copernicus

Müssten sich heute nicht die Fußballer Deutschlands und Polens miteinander messen, sondern die Astronomen, so könnte unser Nachbarland auch hier mit einem historisch gut besetzten Nationalteam antreten.

Von Dirk Lorenzen |
    Das berühmte Langteleskop von Johannes Hevelius
    Das berühmte Langteleskop von Johannes Hevelius (Bode)
    Kapitän wäre natürlich Nicolaus Copernicus. Der Kirchenmann aus Thorn hat für die größte Regeländerung der Astronomie gesorgt: Er erkannte, dass die Erde nicht im Zentrum der Welt steht, sondern ein Planet unter Planeten ist – und stellte somit den Spielverlauf bis dahin auf den Kopf.
    Wichtigster Spielmacher wäre wohl Johannes Hevelius. Der Astronom des siebzehnten Jahrhunderts betrieb zum Gelderwerb eine Brauerei in Danzig – und baute erstaunliche Fernrohre, mit denen er das Himmelsgeschehen präzise beobachtet hat.
    Hevelius hat das Spielfeld der Astronomie neu zugeschnitten und sieben der heute noch gebräuchlichen Sternbilder benannt: Eidechse, Fuchs, Jagdhunde, Luchs, Kleiner Löwe, Sextant und Schild. Bis auf den Sextanten ist das "polnische" Sternbild-Team in diesen Nächten gut zu sehen.
    Zu den führenden Spielern des zwanzigsten Jahrhunderts gehört Bohdan Paczynski. Der Stratege der Mannschaft hat vor allem über Sternentwicklung und den Gravitationslinseneffekt geforscht. Als während eines seiner USA-Aufenthalte in Polen das Kriegsrecht verhängt worden war, kehrte er nicht in die Heimat zurück.
    Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs haben sich die Kontakte in alle Welt wieder verstärkt – und Polen tritt im Weltraum als Mannschaftsspieler auf: Inzwischen gehört unser Nachbar sowohl zur Europäischen Südsternwarte ESO als auch zur Weltraumorganisation ESA.