Gut hundert vor allem jüngere Demonstranten ziehen durch Warschau vor den Hauptsitz der mBank in Warschau, einer Commerzbank-Tochter. Die mBank setzt wie ihre deutsche Mutter gern öffentlichkeitswirksam auf "grüne" Themen. Als die Diskussion um Plastikmüll in den Weltmeeren aufkam, kündigt sie an, bankintern Plastikflaschen zu verbannen, und stellte dazu ein Image-Video ins Netz.
Den Ärger der Umweltschützer aber hat diese Selbstdarstellung aber womöglich erst gesteigert. Der Physiker Jacek Pninewski meint:
"Uns stört die Heuchelei. Wir wissen, dass der Besitzer der mBank eine bestimmte Klimapolitik betreibt, aber die mBank will sich dem nicht fügen. Sie fördern CO2-Emissionen durch die Unterstützung einer Firma, die ein Kohlekraftwerk bauen will."
Banken wehren sich gegen Kritik
Konkret geht es um Geschäfte der mBank mit Enea, einem halbstaatlichen Energiekonzern in Polen, der sein Geld vor allem mit Kohlestrom verdient. Und: Enea investiert auch neu in die Kohleverstromung. In Ostroleka im hohen Nordosten Polens entsteht ein neuer 1.000 MW-Kraftwerksblock, der täglich den Gegenwert von 280 Waggonladungen Steinkohle verbrennen soll, wie der Thinktank "Polityka Inside" errechnete – für Jahrzehnte. Physiker Pninewski:
"Das Kraftwerk bedroht die Gesundheit nicht nur der Anwohner, sondern in der ganzen Region. Es wird das Grundwasser absenken und verschiedene Gifte absondern. Wir richten uns auch an die Commerzbank und hoffen, dass sie ihre Tochter diszipliniert. Das ist schließlich eine Bankenfamilie."
Die Commerzbank hat sich verpflichtet, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken auszusteigen. Beide, Commerzbank wie mBank verteidigen sich: Kein Geld fließe direkt ins Kohleprojekt; dies sei vertraglich ausgeschlossen. Die mBank ist lediglich als Zwischenhändler bei der Umschuldung tätig – durch die Ausgabe von Anleihen, also Schuldscheinen, zur Refinanzierung des Versorgers.
Polnische Energiewirtschaft beruht auf Kohle
Die mBank habe ihr eigenes "Management von Reputationsrisiken", teilt die Commerzbank mit. Und die Kohle genießt in Polen einen nicht so schlechten Ruf wie in Deutschland, gilt manchen gar als Garant der Energiesicherheit. MBank-Sprecher Krzystof Olszewski:
"Als Bank sind wir nicht in erster Linie im Energiebereich tätig. Aber wir haben erklärt, dass wir bis 2025 zusammen mit unseren Kunden aus der Branche daran arbeiten, dass sie in ihrem Energiemix den Kohleanteil reduzieren. Die polnische Energiewirtschaft beruht auf Kohle."
Ein Besuch beim umstrittenen Kraftwerksprojekt selbst wurde nur Stunden vorher kurzfristig abgesagt. Auch blieb für uns die Pressstelle des halbstaatlichen Enea-Konzerns unerreichbar. Wir hätten gern gewusst, ob stimmt, was die Experten von "Polityka Inside" vermuten und worauf Unternehmensangaben hindeuten: Dass nämlich wegen Zweifeln an der Rentabilität des neuen Kohlemeilers bislang gar keine Projektmittel angeworben werden konnten, Enea also voll auf eigene Gelder zurückgreifen muss. Was die Banken betrifft, so ging die niederländische ING einen anderen Weg als die Commerzbank. Sie stieg aus dem Anleihegeschäft aus. Passt nicht zu unserer grünen Strategie im Umgang mit Kohleunternehmen, teilt ING Polska mit.