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Polen
Widerstand gegen repressive Kulturpolitik

Gegen die nationalistische Kulturpolitik der PiS-Partei in Polen wehrten sich Kultur und Zivilgesellschaft, sagte die Kulturmanagerin Katarzyna Wielga-Skolimowska im Dlf. Doch nicht nur in Polen, sondern weltweit gebe es den Versuch, der Kultur einen Maulkorb zu verpassen.

Katarzyna Wielga-Skolimowska im Gespräch mit Martin Sander |
Porträtfoto von Katarzyna Wielga-Skolimowska im Jahr 2009
Im Umgang mit einer Politik, die die Kultur unter Druck setzt, könne Deutschland von Polen lernen, so Katarzyna Wielga-Skolimowska (picture alliance / Grzegorz Jakubowski)
Politisch gesteuerte nationalistische Kulturpolitik: Damit haben sich die polnischen Rechtspopulisten der PiS-Partei in den vergangenen Jahren einen internationalen Ruf verschafft – nicht unbedingt einen guten. Theaterstücke werden aus politischen Gründen vom Spielplan genommen; Schriftsteller nach ideologischen Vorlieben gefördert; vor allem Geschichtsmuseen stehen aufgrund der neuen, nationalkonservativen Linie unter Beobachtung. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass Polen in dieser Frage keinesfalls allein steht, sondern allenfalls eine Vorreiterrolle einnimmt, meint Katarzyna Wielga-Skolimowska. 2016 hatte die Warschauer PiS-Regierung Wielga-Skolimowska als Leiterin des Polnischen Kulturinstituts in Berlin gefeuert, weil sie deren Vorgaben nicht erfüllte. Heute arbeitet die Theaterwissenschaftlerin und Kulturmanagerin für die Zentrale des Goethe-Instituts in München.
"Es gibt leider weltweit eine Strömung oder einen Versuch, der Kultur einen Maulkorb zu verpassen. In Europa ist dies nicht nur in Polen zu beobachten. Ich glaube, da führen wir einen richtigen Kulturkampf. Es geht nicht um Politik im Sinne von liberaler oder nationaler Politik. Es geht darum, ob Politik überhaupt Einfluss auf Kultur ausüben darf."
Kultur und Zivilgesellschaft trotzen der PiS-Politik
Gegen diesen Einfluss der Politik wehren sich in Polen viele Vertreter von Kultur und Wissenschaft, und das überaus erfolgreich, auch wenn ihre Stimme im Ausland nicht immer so deutlich vernehmbar ist wie die des Regierungslagers. Viele Protestresolutionen, öffentliche Debatten und nicht zuletzt zahlreiche Theaterinszenierungen trotzen der PiS-Politik. Nachdem das polnische Kulturministerium dem Europäischen Zentrum Solidarnosc in Gdansk Mittel in erheblicher Höhe gestrichen hatte - die Einrichtung wird vom Staat und der Stadt zusammen getragen -, sei es innerhalb von wenigen Tagen gelungen, über eine Crowdfunding-Kampagne das Geld wieder einzuwerben, so Wielga-Skolimowska: "Das heißt, die polnische Zivilgesellschaft hat sich ganz klar ausgesprochen für dieses Europäische Zentrum der Solidarnosc in Danzig. Und das zeigt sehr klar, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen staatlichen Einrichtungen und städtischen oder kommunalen, die auch eine breite Unterstützung der Zivilgesellschaft genießen."
Von Polen lernen
Das Widerstandspotential sei erheblich, so Katarzyna Wielga-Skolimowska, und das solle man auch in Deutschland stärker zur Kenntnis nehmen. Wenn die Berliner Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus eine Broschüre zum "Kulturkampf gegen rechts" herausgebe oder die Deutsche Dramaturgische Gesellschaft ihre Jahrestagung unter diesem Motto abhalte, wäre es hilfreich, polnische Experten auf entsprechende Veranstaltungen einzuladen und zu hören. "Man könnte voneinander viel mehr lernen, zum Umgang mit dieser Politik, die Druck auf Kultureinrichtungen ausüben will." Die Mechanismen seien überall die gleichen, und im Grunde gegen die Freiheit von Kultur und Kunst gerichtet.