Grundkonstellation: Hans-Josef Eichwald, Mitglied des Bundestages für den Wahlkreis Bochum. Sein Gegenspieler: Uwe Bornsen. Er greift nach Eichwalds Direktmandat. Die Lokalpresse jubelt.
"Hans-Josef Eichwald: blablabla ... mechanisch, lethargisch, uninspiriert."
"Das politische Äquivalent zum Koma-Patienten. Schlecht, oder?"
"Eine politische Agenda, die so leer ist, dass man sie als Malblock verkaufen könnte."
"Wenn mit Uwe Bornsen jetzt ein zweiter Abgeordneter aus unserem Wahlkreis nachrückt, dann ist er mehr als ein Hoffnungsträger."
"Jung, energiegeladen, dynamisch ... - Ist doch kein Wunder, der war ja auch nie verheiratet."
"Das politische Äquivalent zum Koma-Patienten. Schlecht, oder?"
"Eine politische Agenda, die so leer ist, dass man sie als Malblock verkaufen könnte."
"Wenn mit Uwe Bornsen jetzt ein zweiter Abgeordneter aus unserem Wahlkreis nachrückt, dann ist er mehr als ein Hoffnungsträger."
"Jung, energiegeladen, dynamisch ... - Ist doch kein Wunder, der war ja auch nie verheiratet."
Schluss mit Aussitzen, Schluss mit Routine und Mittelmaß. Eichwald und sein Team - die Büroleiterin, der Referent und der wissenschaftliche Mitarbeiter - sie müssen jetzt um den Machterhalt kämpfen. Egal mit welchen Mitteln.
"Es geht um Gerüchte. Wir stecken irgendjemandem, dass Bornsen Dreck am Stecken hat. Oder?"
"Oder wir beziehen mal inhaltlich Position, mit irgendeinem Gesetz, einer Initiative, damit die Leute da draußen sehen: Der Eichwald, der hat's immer noch drauf."
"Ein Lebenszeichen. Ein unerwartetes Comeback. Programmatische Auferstehung. Da haben wir alles mit drin: Politik und Jesus."
"Oder wir beziehen mal inhaltlich Position, mit irgendeinem Gesetz, einer Initiative, damit die Leute da draußen sehen: Der Eichwald, der hat's immer noch drauf."
"Ein Lebenszeichen. Ein unerwartetes Comeback. Programmatische Auferstehung. Da haben wir alles mit drin: Politik und Jesus."
Eichwald startet eine Kampagne: Bilder von fetten Menschen als Warnung auf Fastfoodschachteln. Die Idee schlägt fehl und wird von der "Bild"-Zeitung zerpflückt in der Kolumne "Post von Wagner."
Während die Fraktionschefin ihren Abgeordneten zum Rapport bittet.
"Hajo, Hajo, Hajo. Was machen wir mit Dir?"
So sieht die Welt eines Politikers und Zynikers wie Eichwald aus: Der Fraktionszwang macht mürbe. Politik mit Inhalt und Idealismus ist ihm nicht mehr wichtig. In den letzten Jahren vor dem Ruhestand geht es nur noch darum, seinen Posten zu verteidigen. Der Parteifreund ist der größte Feind. Schmutzkampagnen und Intrigen sind legitime Abwehrmittel.
Politiker als Zyniker
"Was wir brauchen ist eine Sexgeschichte."
"Wie? Was?"
"Ja, nicht wir, sondern Borsen. Irgendwas Schmutziges, eine Affäre oder wie bei Seehofer damals. Oder gleich was mit Nutten."
"Wie? Was?"
"Ja, nicht wir, sondern Borsen. Irgendwas Schmutziges, eine Affäre oder wie bei Seehofer damals. Oder gleich was mit Nutten."
Und die Politik selbst muss auch sexy sein, um im Wettkampf um die Aufmerksamkeit der Presse zu gewinnen. Die nächste Schlagzeile ist eben wichtiger als Wählergunst.
"Können wir nicht einmal etwas machen, was richtig ist? Nicht, weil es gut in der Zeitung aussieht?"
Der junge Regisseur Fabian Möhrke – sein Spielfilmdebüt war 2013 das Drama "Millionen" – hat für seine Polit-Satrie "Eichwald, MdB" eine überzeugende Ästhetik gewählt. Das grelle Neonlicht in den Abgeordnetenbüros verleiht der Szenerie einen kühlen, grauen Farbton. Zwischendurch sind zusammengeschnittene Kamerastills zu sehen: Die Architektur im Berliner Regierungsviertel aus kaltem Stein, Glas und Sichtbeton. Die zynische und berechnende Welt der Politik – sie spiegelt sich in diesen Aufnahmen symbolisch wieder. Und im Gesicht von Eichwald, wunderbar gespielt von Bernhard Schütz.
"Fuck, fuck, fuck, fuck!"
Seinen Ärger, seine Nervosität, Sprachlosigkeit und Resignation während des Verhörs bei der Fraktionschefin (in dieser Rolle: Maren Kroymann) – all sein Frust lässt sich deutlich in seiner Mimik, Gestik und an den dicken Tränensäcken ablesen.
Die Folgen von je 30 Minuten Länge leben auch von ihrem schnellen Erzähltempo: Die Protagonisten sind ständig in Bewegung, der Zuschauer muss allerdings versuchen, bei diesem "Walk and Talk" mitzukommen. Die Pointen kommen Schlag auf Schlag – manchmal leider zu plakativ.
"Überleg noch mal, wer von uns beiden die Facebook-Seite eingerichtet hat und ob das nicht vielleicht in der Zukunft wichtiger ist als stures Aktenbüffeln. Tja, sorry, das ist jetzt hier ein Haifischbecken."
Die Serie will mit Humor hinter das System blicken, ohne Politikerschelte zu betreiben – und verdichtet doch nur bekannte Klischees: Politik als schmutziges Geschäft, als reines Postengeschacher und als mediale Inszenierung. Da hat der Lokalpolitiker am Ende doch die ewige Rolle des Losers.
Ausschnitt
"Fuck, fuck, fuck, fuck!"
"Fuck, fuck, fuck, fuck!"
Diese Perspektive ist nicht besonders innovativ - aber unterhaltsam ist die Polit-Satrie "Eichwald, MdB" schon.
Teil 1 von 4 läuft heute Abend (16.4.) bei ZDFneo um 22:45 Uhr. Im ZDF-Hauptprogramm ist "Eichwald, MdB" ab den 29. Mai um 23 Uhr zu sehen.