Seit den Kanzlerzeiten von Helmut Kohl hat sich die Politik dem Fußball immer mehr angenähert. Besuche von Bundeskanzlern und der Bundeskanzlerin bei Länderspielen oder gar in der Kabine der Nationalmannschaft gehören seitdem dazu. Deshalb haben den Journalisten Moritz Küpper die wohlwollenden Worte aus Teilen der Politik zum Bundesliga-Neustart nicht überrascht: "Am ehesten vielleicht bei Markus Söder, denn der hat ja eigentlich die Rolle des Unterbinders des öffentlichen Lebens." Gleichzeitig wisse Bayerns Ministerpräsident Söder aber, sich öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Auch daran zeige sich die Macht des Profifußballs.
Personelle Überschneidungen zwischen Politik und Fußball
Gerade aber auch in Nordrhein-Westfalen mit seinen sieben Erst- und zwei Zweitligisten spiele der Profifußball eine wichtige Rolle. In Bundesligakreisen werde eine These gestreut: Wenn Armin Laschet Kanzler werden wolle, könne er es sich nicht leisten, dass beispielsweise Schalke 04 unter ihm als Ministerpräsident pleitegeht. Küpper weist auch auf die personellen Überschneidungen zwischen Politik und Fußball hin: So sitzen im Wirtschaftsrat von Borussia Dortmund der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD).
Die Verflechtung zwischen Politik und Fußball sei deshalb so brisant, "weil es eben ein Geschäft ist, weil es um vor allem viel Geld geht", so Küpper. Es gebe trotzdem vereinzelte Stimmen, die einen Start der Fußball-Bundesliga nicht befürworten: Etwa der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow.
Ein Eigentor der Deutschen Fußball-Liga?
Bald soll entschieden werden, ob die Bundesliga die Saison fortsetzen kann. Moritz Küpper hält es für möglich, dass die Deutsche Fußball-Liga sich mit ihren Plänen ein Eigentor geschossen hat: Denn bisher sei es in der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen worden, dass der Fußball in Deutschland eine Sonderrolle spielt. Jetzt könne es aber eine "Lex Corona" geben.
Moritz Küpper ist Autor des Buches "Es war einmal ein Spiel – wie der Fußball unsere Gesellschaft beherrscht".