Archiv

"Politiken" in Dänemark
Eine Zeitung will klimafreundlich werden

Die dänische Tageszeitung "Politiken" schreibt seit jeher ausgiebig über Klimapolitik und Klimawandel. Doch die Redaktion will jetzt auch selbst klimafreundlicher werden. Besonders deutlich werden die ersten Schritte in Richtung "grüne" Zeitung im Reiseteil.

Von Miriam Arndts |
    Ein Flugzeug landet in Frankfurt. Im Vordergrund eine Lampe. Ausgezeichnet mit dem Stempel der Denkfabrik
    Das Flugzeug ist für die meisten Reisen der "Politiken"-Redakteure tabu (dpa / picture alliance / Fredrik von Erichsen)
    Von seinem Büro aus sieht Christian Jensen auf das Kopenhagener Rathaus. Er ist Chefredakteur der traditionsreichen überregionalen Tageszeitung "Politiken". Das linksliberale Blatt berichtet seit jeher ausgiebig über Klimapolitik und Klimawandel. Nur zu berichten reicht Jensen aber nicht mehr.
    "Wir sagen schon lange, dass Politik und Wirtschaft etwas fürs Klima tun müssen. Aber sowohl unsere Leser als auch wir in der Redaktion fragen uns: Was können wir selbst tun? Also haben wir uns hingesetzt und Beispiele gefunden für Möglichkeiten, wie wir zum Klimaschutz beitragen können. Wir wissen ja zum Beispiel alle, dass Flugreisen das Klima sehr stark belasten."
    "Lange Tradition für einen aktivistischen Zugang"
    Seit Anfang des Jahres müssen die Journalisten von "Politiken" für Reisen innerhalb von Dänemark Bus oder Bahn nehmen. Das Flugzeug ist bei Kurzstrecken tabu. Ist eine Flugreise unabdingbar, zum Beispiel für eine Recherche im Ausland, dann "klimakompensiert" "Politiken" - zahlt also einen Ausgleich an eine Klimaschutz-Organisation. Widerstand von den Mitarbeitern der Zeitung habe es nicht gegeben, sagt Christian Jensen.
    "Bei 'Politiken' haben wir eine lange Tradition für einen aktivistischen Zugang zu gesellschaftlichen und kulturellen Themen und jetzt eben auch zur Klimafrage. Dass wir publizistisch aktivistisch sind, ist also nicht neu. Nur die Art und Weise, auf die wie wir es tun, ist neu."
    Auch inhaltlich gibt es bei "Politiken" Neuerungen. Besonders deutlich wird das im Reiseteil der Zeitung, erklärt Redakteurin Tina Krongaard.
    "Zu jeder Reisereportage machen wir jetzt eine Info-Box, in der steht, wie viel CO2-Ausstoß die Reise verursacht. Also wie groß ist mein CO2-Fußabdruck, wenn ich fliege, wie groß, wenn ich mit dem Auto fahre und wie groß, wenn ich Zug fahre."
    Nur die ersten Schritte in Richtung grünere Zeitung
    Außerdem gibt es jetzt in jeder Ausgabe nur noch eine Reportage zu einem ferngelegenen Reiseziel und dafür mehr aus Dänemark, Skandinavien und Deutschland. Die Mehrzahl der "Politiken"-Leser habe positiv auf die Neuerungen reagiert, sagt Krongaard.
    "Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Angst vor den Reaktionen der Leser. Aber ich habe hauptsächlich Mails bekommen von Leuten, die sagen, dass das eine tolle Initiative ist und die uns für unsere Vorreiterrolle gelobt haben. Ein paar Leser haben uns aber auch Doppelmoral vorgeworfen, weil wir weiterhin Annoncen für Überseereisen in der Zeitung haben."
    Diese Kritik kann Chefredakteur Christian Jensen nur teils nachvollziehen. "Anzeigen, auch von Reiseveranstaltern, sind ein Teil der ökonomischen Grundlage von 'Politiken'. Was wir tun können, ist, unsere Leser dazu zu inspirieren, anders zu reisen als nur mit dem Flugzeug. Aber wir kommen nicht an und sagen zu unseren Lesern: Jetzt dürft Ihr nicht mehr fliegen. Natürlich sollen sie weiterhin reisen, die Welt entdecken und ihren Horizont erweitern. Es geht darum, ein vernünftiges Gleichgewicht zu finden."
    Die Neuerungen seien nur die ersten Schritte in Richtung einer "grüneren" Zeitung, sagt Christian Jensen. Er und seine Redaktion haben noch viele Ideen. Gerade untersuchen sie die Möglichkeit, alle Fotografen mit Elektro-Autos auszustatten.