Am häufigsten fallen in der Diskussion die Worte "Ringen" und "Kämpfen". Ausnahmsweise geht es dabei nicht um aktuelle politische Inhalte. Sondern beinahe ausschließlich um das Verhältnis zwischen Journalisten und Politikern.
Eine Filmszene, über die heftig gestritten wird: Kai Diekmann, zum Zeitpunkt des Drehs noch Chefredakteur der BILD-Zeitung, sagt: Die Redaktion bekämpfe Extremismus von Links und Rechts, d.h. auch die AfD. Eine Partei bekämpfen. Da geht ein Raunen durch die Reihen. Der jetzige Vorsitzende der BILD-Chefredaktionen, Julian Reichelt, relativiert: Man bekämpfe nicht eine Partei, sondern anti-demokratische Tendenzen. Doch die AfD-Vorsitzende Frauke Petry fühlt sich bestätigt:
"Natürlich sehen wir vor allen Dingen, dass bei 'Bild' und 'Spiegel' - aus unserer Wahrnehmung - oftmals ein politischer Kampf geführt wird. Und das große Manko, dass viel zu viele Journalisten ihre - verständliche - eigene politische Verortung auf ihren Beruf übertragen."
Moderatorin Anne Will kontert: Journalisten könnten viel sauberer arbeiten, wenn die AfD nicht immer wieder einige von ihren Veranstaltungen ausschließe.
"Frau Will, warum soll ich ihnen versprechen, dass wir generell jeden zulassen?"
"Weil Journalisten ihre Arbeit machen wollen, weil es zum Informationsbedürfnis der deutschen Öffentlichkeit gehört, dass sauber berichtet werden kann."
Via Social Media vorbei an den Redaktionen
Frauke Petry verteidigt die AfD-Position: Einzelne Kollegen berichteten immerhin tendenziös. Die Generalsekretäre von CDU und SPD, Peter Tauber und Katharina Barley, haben dazu eine klare Meinung: "Sich wie ein bockiges Kind dann hinzustellen und zu sagen, die sind aber gemein zu mir und jetzt lade ich die nicht mehr zu meinem Kindergeburtstag ein, das ist nicht die Rolle von Politik und Medien. Das geht nicht!", betont Barley. Und Tauber ergänzt: "Das ist undenkbar, weil das einfach ein demokratisches Grundprinzip ist, dass man es auch aushält."
Doch auch wenn die großen Parteien die Meinungsfreiheit von Journalisten verteidigen - sie sind gleichzeitig ganz froh über die sozialen Medien, über die sie ihre Botschaften ohne den journalistischen Filter verbreiten können. Den Autor des Films "Nervöse Republik", Stephan Lamby, macht das nachdenklich: "Nicht alle Politiker, aber doch einige Politiker versuchen an uns Journalisten vorbei zu kommunizieren. Wenn wir in die USA blicken, wo Donald Trump das zur Spitze treibt – die klassischen Journalisten verlieren zunehmend an Bedeutung. Und das finde ich eine dramatische Entwicklung."
"Kein Naturrecht darauf, der Filter zu sein"
Der Vorsitzende der "Bild"-Chefredaktionen, Julian Reichelt, hat darauf eine interessante Antwort. Auf das Wort "Kämpfen" scheint er bewusst zu verzichten: "Dass wir der Filter sind, das müssen wir jeden Tag erarbeiten und beweisen, die Notwendigkeit. Wir haben kein Naturrecht darauf, der Filter zu sein. Die Möglichkeit, der Filter zu sein, muss jeden Tag hart erarbeitet werden."
CDU-Generalsekretär Peter Tauber sieht für Politik und Medien eine gemeinsame Aufgabe: Den Menschen klar zu machen, dass jetzt nicht die Zeit sei, sich zurückzulehnen und auf ruhigere Zeiten zu hoffen. Um eine offene und demokratische Gesellschaft, sagt Tauber, müsse man permanent ringen.
Der Film "Nervöse Republik", über den diskutiert wurde, läuft in drei Wochen, am 19.04.2017 um 22:45 Uhr, in der ARD.