Transatlantisches Verhältnis
Politikwissenschaftler Masala: "Trump wechselt ins Team Putin"

Der Politikwissenschaftler Carlo Masala geht davon aus, dass die USA "auf absehbare Zeit kein verlässlicher Werte- und Interessenpartner" für Europa sein werden. Der Professor der Universität der Bundeswehr München sagte im Deutschlandfunk, US-Präsident Trump wechsele, salopp gesagt, "ins Team Putin".

    Carlo Masala (Militärexperte) in der Sendung bzw. dem Politiktalk maischberger in Das Erste am 16.01. 2024.
    Der Politikwissenschaftler Carlo Masala fordert, Europa müsse sich unabhängig machen (Archivbild). (picture alliance / HMB Media / Julien Becker)
    Das bedeute für die Europäer, dass sie ohne Bündelung der eigenen Macht, ohne dass sie in der Lage seien, sich selbst zu verteidigen und ohne dass sie neue Partner im globalen Süden suchten, an Relevanz und Bedeutung verlören. Es bestehe die Gefahr, dann eher zum Spielball der Interessen anderer werden als zum Gestalter der eigenen Zukunft, betonte Masala.

    Masala: Trump will Normalisierung der Beziehungen mit Russland

    In den Vereinigten Staaten werde derzeit eine Normalisierung der Beziehungen mit Russland vorbereitet. "Da fällt die Ukraine hinten runter", sagte der Experte für bewaffnete Konflikte mit Blick auf den Eklat im Weißen Haus am Freitag. Dort hatte sich Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein heftiges Wortgefecht geliefert und seinen Gast vor laufenden Kameras gedemütigt. Für Europa folge aus alledem, der Kontinent müsse unabhängig werden, dabei aber anschlussfähig bleiben, so Masala.
    Die Politikwissenschaftlerin Stefanie Babst sagte ebenfalls in unserem Programm, die Europäer müssten jetzt "über ihr normales Reden hinauskommen und handeln". Nicht nur mit Blick auf die Ukraine, sondern auch mit Blick auf die NATO sollte sich der Kontinent mit einer Doppelstrategie aufstellen, betonte die frühere hochrangige Mitarbeiterin im NATO-Generalsekretariat.
    "Dort, wo es sinnvoll und nützlich ist, müssen wir mit den Amerikanern selbstverständlich weiter im Gespräch bleiben." Allerdings müsse man sich auch auf einen möglichen Teilrückzug der USA vorbereiten. Zugleich müssten die Europäer "aufhören zu hoffen, man könne Präsident Trump noch in irgendeiner Form bereden und dann ein paar Brotkrumen der Freundlichkeit von ihm bekommen", sagte Babst.

    Major: USA werden zum "Sicherheitsrisiko für Europa"

    Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik verlangte angesichts der neuen Lage von deutschen Politikern mehr Realismus. Sie sagte ebenfalls im Deutschlandfunk: "Wir müssen anerkennen, dass unser wichtigster Verbündeter sich gerade nicht mehr wie ein Verbündeter verhält, sondern zu einem Sicherheitsrisiko für Europa wird."
    Noch weiter geht der deutsche USA-Experte Thomas Zimmer von der Georgetown-Universität in Washington. Er sagte tagesschau24, das Verhalten Trumps gegenüber Selenskyj zeige, dass die USA nicht allein von der Unterstützung der Ukraine abgerückt seien, "sondern viel grundsätzlicher von der liberalen Weltordnung, in der die Trumpisten eine Lüge sehen".
    Diese Nachricht wurde am 03.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.