Tausende wütende Demonstranten ziehen durch die Elendsviertel von Libreville. Sie zünden Autos an, errichten Barrikaden, protestieren gegen die umstrittene Wiederwahl des Präsidenten Ali Bongo Ondimba.
Die Polizei reagiert mit brutaler Härte, setzt Tränengas ein und verhaftet über 1.000 Oppositionelle.
"Wir haben genug von der Familie Bongo. Wir haben es satt. Es reicht, nach 50 Jahren an der Macht. Deshalb machen wir jetzt den Mund auf."
Die blutigen Unruhen nach den Wahlen in Gabun haben mindestens 100 Todesopfer gefordert. Gerade einmal vier Monate ist das her. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Fußballfest, sagt Kolumnist Yannick Nambo.
"Es stellt sich die Frage, ob man ein internationales Turnier in einem Land organisieren kann, wo nichts funktioniert und alles unsicher ist. Das ist geradezu Ketzerei nach dem Tod so vieler junger Leute durch Gewehrfeuer und Hinrichtungen."
Versöhnung durch Fußball?
Selbst der Fußballverband des Kontinents hatte kurzzeitig Bedenken und über eine Verlegung des Afrika-Cups in letzter Minute nachgedacht. Aber das war schnell vom Tisch – auch weil kein anderes Land spontan als Ausrichter einspringen konnte.
"Derzeit bereitet unser Land sich darauf vor, Afrika zum Cup willkommen zu heißen. Diese Ehre ist auch eine Verpflichtung, unsere Gäste mit unserer traditionellen Gastfreundschaft zu empfangen. Damit dieser Moment ein Anlass zu Fröhlichkeit, zum Zusammenhalt und zu geteilter Freude wird."
Sagte Präsident Ali Bongo, selbst ein großer Fußballfan, in seiner Neujahrsansprache hoffnungsfroh. Aber ob die einfache Formel Versöhnung durch Fußball funktioniert, ist zumindest zweifelhaft. Zwar ist die Zeit der Straßenschlachten vorbei, aber der Konflikt um die Macht in Gabun bleibt.
"Die Entscheidung der Wählerschaft war klar und kann nicht angefochten werden: Meine Wahl zum Präsidenten ist jedem in Gabun bekannt und wurde auch von der internationalen Gemeinschaft bestätigt."
So Ali Bongos Gegenkandidat Jean Ping unnachgiebig in seiner eigenen so genannten Neujahrsansprache des Präsidenten. Der Machtkampf hat auch den Sport erreicht und das Maskottchen des Afrika-Cups, den schwarze Panther Samba, klagt Yannick Nambo.
"Alles ist politisiert"
"Wenn Sie sich Samba ansehen, trägt er jetzt ein weißes T-Shirt. Am Anfang war es gelb, aber das ist die Farbe von Jean Ping. Also hat die Regierung entschieden, das Shirt zu ändern. Alles ist politisiert."
Die Opposition hat die Fußballfans zum Boykott des Afrika-Cups aufgerufen. Oder wahlweise zu Demonstrationen gegen Machtgier, Korruption und Verschwendung. Regierungsgegner Marc Ona:
"Der Afrika-Cup ist nur eine PR-Nummer, die dem Land nichts bringt. Im Gegenteil, er verschlingt jede Menge Geld. Wir sollten alle Spiele zu politischen Protesten in den Stadien machen, um Ali Bongo das auf friedliche Weise sehr klar zu machen."
Keine guten Aussichten für den politischen Dialog, den Ali Bongo direkt nach der Afrikameisterschaft beginnen will. Wenn, wie er hofft, die gute Stimmung nach dem Fußballfest alle Seiten verhandlungsbereit macht.