Albrecht von Lucke rechnet damit, dass Gauck versuchen wird, "noch die eine große Rede zu halten", und zwar zum Thema AfD und der Frage, wie weit uns totalitäre Gefahren wieder einholen: "Ich kann mir gut vorstellen, dass zum Abschluss noch eine Rede vehementer Art kommt, die die freiheitliche, liberale Demokratie verteidigt gegen alle Anwürfe rechtspopulistischer Art."
In den vergangenen vier Jahren habe Gauck geltend gemacht, dass das Amt des Bundespräsidenten sehr viel Unabhängigkeit ermögliche, und gleichzeitig die Parteiendemokratie verteidigt, sagte von Lucke. Das sei Gaucks größte Leistung gewesen.
"Er war anders, und trotzdem hat er gerade dadurch die Berufspolitiker aus allergrößter Not befreit." Denn nach den Rücktritten von Horst Köhler und Christian Wulff sei die Frage gewesen, wie das Amt wieder zu Ansehen komme, erinnert von Lucke. "Dafür war Gauck genau der Richtige. Er hat, obwohl er nun nicht der klassische Politikertypus war, mit seiner Autorität dem Amt wieder zu mehr Reputation verholfen."
Von Lucke erwartet, dass die Suche nach einem Nachfolger schwierig wird. "Gelingt es den Parteien, einen Mann aus dem Parteienfeld zu positionieren, der in der Lage ist, obwohl man ihn als Mann des Establishment begreifen könnte, die Reputation der Parteiendemokratie zu verteidigen?" Das sei im Augenblick die größte Herausforderung, meinte von Lucke.
(am/adi)