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Politologe Bierling
Trump hat mit dem Abbruch der Weltordnung begonnen

Derzeit lässt sich ein Zerfall der liberalen Ordnung beobachten, meint der Politologe Stephan Bierling. US-Präsident Donald Trump seien die Kosten für die Aufrechterhaltung der durch die USA geprägten Weltordnung zu hoch, sagte er im Dlf. Ein Ende der "Pax Americana" würde besonders für Deutschland zum Problem.

Stephan Bierling im Gespräch mit Michael Köhler |
    US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede vor der NRA-Jahresversammlung in Dallas, Texas
    "America First" vs. "Pax Americana": US-Präsident Donald Trump (AFP / Nicholas Kamm)
    Reißt der amerikanische Präsident Donald Trump die Weltordnung ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang mühselig entstanden ist? "Er hat zumindest mit dem Abbruch begonnen", sagte Stephan Bierling. "Das ist natürlich umso tragischer als diese Weltordung, die wir auch als 'Pax Americana' bezeichnen, ja gerade von Washington in den letzten 40, 50 Jahren errichtet und verteidigt worden ist - und wir sehen im Moment den Zerfall dieser liberalen Ordnung."
    Die Weltordnungen, wie die Pax Britannica, die es im 19. Jahrhundert gab, zerfielen in der Regel dann, wenn die Macht, die sie aufgebaut hat, nicht mehr im Stande sei, sie ökonomisch und militärisch zu verteidigen, erklärte Bierling.
    Ein besonderes Problem für Deutschland
    "Die Machtverschiebung auf dem Planeten ist dramatisch in den letzten 15 Jahren vorangeschritten. Vor allem der Aufstieg Chinas aber auch anderer Mächte - das knabbert alles am Fundament der amerikanischen Ordnung. Und jetzt glaubt Trump, in einer Situation zu sein, wo die Kosten für die Aufrechterhaltung der Ordnung so hoch sind, dass er sich die nicht mehr leisten will."
    Die EU sei sehr schlecht vorbereitet auf diese Situation, doch es sei insbesondere ein Problem für Deutschland:
    "Deutschland ist stärker abhängig von internationaler Stabilität als jedes andere Land vergleichbarer Größe auf dem Planeten - aufgrund unserer Lage mitten in Europa, aufgrund unserer Exportabhängigkeit. 46 Prozent unseres Bruttosozialprodukts werden durch Exporte erwirtschaftet. Und wir sind nicht wirklich vorbereitet auf eine Welt nach dieser amerikanischen Dominanzphase. Wir haben keine funktionstüchtige Armee, wir haben im Grunde auch keine wirkliche Strategie, was wir eigentlich wollen und wir haben auch keine Konzepte und kein Führungspersonal, das uns in dieser Frage leiten könnte", so Bierling.