Vielmehr bilde sich aktuell eine Ordnung heraus, die keinen einheitlichen globalen Wertehorizont habe. Die alte Weltordnung habe auf wirtschaftliche statt auf militärische Macht gesetzt und versucht, Konflikte in der internationalen Politik zu lösen. Den USA sei dabei eine Art Hüterrolle zugekommen, die sie aber spätestens mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan abgelegt hätten. "Ich glaube, zu unseren Lebzeiten werden wir keine Ordnung mehr finden und in keiner mehr leben, die einen solchen Hüter hat", führte der emeritierte Professor für Politikwissenschaft aus. Solch eine Rolle wolle niemand mehr einnehmen. Das zeige sich auch im Umgang der Welt mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Das ist nicht eine Delle in dieser Ordnung, sondern es ist deren Ende".
In der neuen Weltordnung treten Münkler zufolge verschiedene Großakteure auf. Bislang sei noch offen, wer sich durchsetzen werde. Europa müsse schauen, wie es sich trotz seiner verschiedenen Abhängigkeiten in dieser neuen Lage behaupten könne, um nicht zur Provinz zu werden. Zuversicht sei zwar trotz der komplizierten Gemengelage möglich, für diese Perspektive müsse man aber arbeiten.
Diese Nachricht wurde am 17.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.