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Politologe Uwe Jun zu Thüringen
"Der AfD ist ein Coup gelungen"

Die Rolle der AfD werde mit der Wahl Thomas Kemmerichs (FDP) zum Ministerpräsidenten Thüringens deutlich aufgewertet, sagte Politologe Uwe Jun im Dlf. Kemmerich war mit Stimmen von CDU und AfD überraschend gewählt worden. Dass Kemmerich eine Koalition mit der AfD eingehen werde, glaube er nicht.

Uwe Jun im Gespräch mit Petra Emsminger |
Björn Höcke (AfD) gratuliert dem neuen thüringischen Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP).
Björn Höcke (AfD) gratuliert dem neuen thüringischen Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) (imago images / STAR-MEDIA)
Kemmerich habe nun verschiedene Optionen, sagte der Politologe Uwe Jun im Dlf, unter anderem eine Minderheitenregierung mit der CDU. In einer Koalition mit der FDP der Juniorpartner zu sein, käme für die CDU allerdings einer Blamage gleich. Noch habe sich die CDU-Bundesspitze nicht zu Wort gemeldet. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die FDP versucht, eine Technokratenregierung zu stemmen.
"Das kommt einem Erdbeben gleich"
Die Rolle der AfD werde mit diesem Coup deutlich aufgewertet, sagte Jun im Dlf. Zudem sei es nicht irgendwer, der der AfD in Thüringen vorstehe, sondern mit Björn Höcke der führende Kopf des völkisch-rechts-nationalen Flügels der Partei. Dies komme einem Erdbeben gleich. Es bleibe abzuwarten, wie die CDU-Bundesspitze nun reagieren werde. Bislang galt, dass man mit der AfD keine Koalition wolle, vor allem nicht in Thüringen.
Thomas L. Kemmerich von der FDP
Dlf-Korrespondent: "Kemmerich wirkte geschockt" Der FPD-Kandidat Thomas Kemmerich sei erst im 3. Wahlgang ins Rennen gegangen. Sein überraschender Wahlsieg habe alle außer der AfD geschockt. Die AfD-Fraktion stimmte wohl geschlossen für Kemmerich.
Kemmerich setzte sich im dritten Wahlgang gegen den bisherigen Regierungschef Bodo Ramelow von den Linken durch. Ramelow hatte in den ersten beiden Wahlgängen die absolute Mehrheit verfehlt. Im dritten Wahlgang erhielt AfD-Kandidat Christoph Kindervater keine Stimme mehr, weil die AfD-Fraktion offenbar mit großer Mehrheit für Kemmerich votierte. Die FPD hatte es bei der letzten Landtagswahl nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft.