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Politologe zur US-Gesellschaft
Wohlstand "extrem ungleich verteilt"

Die extreme Ungleichverteilung von Einkommen und Wohlstand ist ein Thema im US-Wahlkampf. Besonders die Mittelklasse sei abgehängt und die Lebenserwartung sinke, sagte der Politologe Christian Lammert im Dlf. Den Begriff "Neo-Feudalismus" aus einer neuen Buchveröffentlichung lehnt er jedoch ab.

Christian Lammert im Gespräch mit Michael Köhler |
Obdachloser in San Francisco vor United Nations Denkmal
Hunderttausende Menschen leben in den USA auf der Straße (imago / Frank Müller)
Der amerikanische Autor Joel Kotkin wittert eine neue Knechtschaft: In seinem Buch "Der kommende Neo-Feudalismus – eine Warnung an die globale Mittelschicht" beschreibt er eine "Tyrannei", die das Auftauchen einer Finanz-Oligarchie mit sich bringe. Die sei extrem mächtig und kontrolliere die Technologie.
US-Wahl 2020
Alle Beiträge zur Präsidentschaftswahl in den USA (dpa/Daniel Bockwoldt)
Ein solcher Ansatz sei bei der Diagnose dessen, was in der US-amerikanischen Gesellschaft falsch läuft, nicht unbedingt hilfreich, sagte Christian Lammert im Dlf. Er lehrt am John F. Kennedy Institut der FU Berlin als Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Systeme Nordamerikas. Einen "Neo-Feudalismus" kann Lammert nicht erkennen. Vielmehr sehe er in den USA eine Tech-Elite - "aber wir haben auch noch andere ökonomische Eliten".
Verarmte Mittelklasse
Kotkins Buch thematisiere aber zutreffend die Probleme wie zum Beispiel die extreme Ungleichverteilung von Einkommen und Wohlstand, so der Politikwissenschaflter. Dies nehme schon wieder Formen an aus dem späten 19. Jahrhundert, als der Wohlstand ebenfalls "extrem ungleich verteilt" gewesen sei. Besonders die Mittelklasse sei abgehängt - und die Lebenserwartung sinke.