Interview der Woche
Politologin Clüver Ashbrook: "Trump-Bewegung bedroht demokratische Institutionen“

Die deutsch-amerikanische Politologin Cathryn Clüver Ashbrook hat vor einer Radikalisierung der Trump-Bewegung und den möglichen Folgen für demokratischen Institutionen in den USA gewarnt. Sie sprach im Deutschlandfunk von einer systematischen Ideologisierung von Institutionen.

    Jubelnde Anhänger von Donald Trump in der Veranstaltungshalle in Milwaukee
    Trump-Anhänger auf dem Nomierungsparteitag der US-Republikaner in Milwaukee (AFP / PATRICK T. FALLON)
    Clüver Ashbrook sagte im Deutschlandfunk, eine solche Ideologisierung beginne zunächst auf lokaler Ebene, etwa bei Schulräten. Dieses Konzept aus der ersten Regierungszeit Trumps sei die Grundlage für weitere Schritte auf oberen Ebenen. Im aktuellen Wahlkampf werde deutlich radikaler gedacht als noch 2016. So hätten sich diesmal verschiedene Gruppen zusammengetan und für eine mögliche zweite Präsidentschaft von Trump Strategien entwickelt, um die Demokratie zu zersetzen, erklärte die Politikwissenschaftlerin. Weitere Informationen zum sogenannten Project 2025 finden Sie hier.

    "Krise des politischen Systems durch Stärkung der gesellschaftlichen Mitte überwinden"

    Die angespannte politische und soziale Lage in den USA ist für Clüver Ashbrook, die jahrelang an der Harvard-Universität geforscht hat, vor allem mit einer Stärkung der gesellschaftlichen Mitte zu entschärfen. Diese habe unter den Folgen der Finanzkrise von 2008 so stark gelitten, dass viele ihrer Vertreter sich eingestehen müssten, dass sie den amerikanischen Traum für ihre Kinder nicht mehr realisieren könnten. Eine Stärkung der gesellschaftlichen Mitte würde eine politische Radikalisierung verhindern, so Clüver Ashbrook.

    "Harris sendet positives Signal"

    Das dunkle Bild, das die Trump-Kampagne über die USA verbreite, komme zunehmend schlechter an, meint die Politologin der Bertelsmann-Stiftung. Dies gelte für die Gesellschaft als Ganzes, aber auch für die Republikanische Partei. Auch bei den Republikanern gebe es Kräfte, die sich in den als apokalyptisch empfundenen Visionen der "Make America Great Again"-Bewegungen nicht wiederfänden.
    Während dessen gelinge es der Demokratischen Partei, eine positive Vision der USA zu zeichnen. Dies habe nicht nur einen Ruck durch die eigene Partei nach sich gezogen, sondern auch ein wichtiges Signal in die Gesellschaft gesendet. "Das Land per se ist eigentlich ein grund-optimistisches. So stehen sich jetzt dunkle und helle Visionen Amerikas gegenüber", erklärte Clüver Ashbrook.
    Das ganze Interview können Sie am Sonntag um 11:05 Uhr im Deutschlandfunk hören.
    Diese Nachricht wurde am 16.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.