Auf einem Dorffest mitten in der Eifel rund 20 Kilometer von Trier entfernt soll es passiert sein. Ein in der dortigen Fan-Szene bekannter Polizist machte angeblich einem Eintracht-Trier-Anhänger ein Angebot: Für 400 Euro monatlich solle er als V-Mann für die Polizei arbeiten, um Informationen aus der lokalen Ultraszene an die Behörden weiterzugeben. Solche Vertrauenspersonen arbeiten vor allem in politisch extremen Organisationen oder kriminellen Milieus, denen sie oftmals selbst entstammen.
Die Trierer Ultras verurteilten schon am nächsten Tag auf ihrer Webseite diesen Anwerbeversuch, den sie aber nicht nachweisen können. Warum sie dennoch damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, erklärt uns ein Mitglied der Gruppierung, das anonym bleiben möchte. Er ist unserer Redaktion jedoch namentlich bekannt: "An die Öffentlichkeit sind wir gegangen, um natürlich andere Eintracht-Fans zu schützen, aber auch um uns als Fanszene zu schützen. Denn wir finden schon, dass so schäbige Anwerbeversuche der Polizei publik gemacht werden sollen. Es sind immerhin Steuergelder, die dafür benutzt werden, jugendliche Fußballfans zu kriminalisieren. In einem Maße, was definitiv unberechtigt ist. Ich finde auch, dass wir die ganze Eintracht-Szene oder auch ganz Trier aufklären müssen, dass die Polizei keine Mittel scheut, um wirklich eine Zwietracht in der Fanszene zu säen."
Polizei bestreitet Anwerbeversuch
Die Polizei Trier weist diesen Anwerbeversuch gegenüber dem Deutschlandfunk zurück. Wörtlich heißt es auf unsere Nachfrage: "Den von den Ultras beschriebenen Anwerbeversuch hat es nicht gegeben." Auch ein eigenmächtiges Vorgehen des von den Ultras auf dem Dorffest identifizierten Polizeibeamten schließt die Trierer Polizei auf unsere Nachfrage hin aus. Es steht demnach Aussage gegen Aussage.
Jedoch kann sich Markus Ankerstein trotz aller Dementis vorstellen, dass dieser Anwerbeversuch im Bereich des Möglichen sei. Der Diplom-Pädagoge ist seit sechs Jahren Mitarbeiter des Trierer Fanprojekts, und kümmert sich hauptberuflich um die jugendlichen Fußballfans. Deshalb kennt er beide Seiten gut: Sowohl die örtliche Polizei als auch alle Ultras, unter anderem auch den angeblich von der Polizei rekrutierten Anhänger: "Ich hatte mir auch am Anfang Gedanken gemacht, ob sich vielleicht jemand versucht, wichtig zu machen. Oder besonders, um einen Fuß in die Fanszene reinzubekommen", sagte Ankerstein. "Als ich nachher aber mitbekommen habe, um wen es sich dreht, halte ich es für sehr plausibel, dass an der Sache was dran sein könnte. Ganz vorsichtig formuliert. Weil ich diese Person für jemanden halte, die damit bestimmt keinen Unfug treibt. Ich halte es für plausibel, dass die Person, um die es sich dreht, da die Wahrheit gesagt hat."
Der Fanprojekt-Mitarbeiter bemängelt dazu im Gespräch, dass die Trierer Polizei die Politik der ausgestreckten Hand zurzeit nicht weiter verfolge. Es gehe momentan weniger um Dialog, eher um Präsenz. Beleg dafür sei so manches massives Polizeiaufgebot bei den letzten Heimspielen gewesen. Auch wenn nur 25 Gästefans anreisen, und das Konfliktpotenzial für Ausschreitungen niedrig sei.
Ultra-Szene in Trier ist überschaubar
Eintracht Trier spielt zurzeit in der Regionalliga Südwest vor knapp 2000 Zuschauern im Schnitt. Die Ultraszene ist dabei überschaubar, sie umfasst um die 100 Mitglieder. Für das rheinland-pfälzische Innenministerium sind jedoch nicht die Zuschauerzahlen oder die Größe einer Ultragruppierung entscheidend, sondern deren Gewaltpotenzial. Und falls dies erhöht sei, können durchaus V-Leute in Einzelfällen zum Einsatz kommen.
Auch im Fußball, berichtet Steffen Wehner. Er ist Sprecher des Innenministeriums in Rheinland-Pfalz: "Im Rahmen der gesetzlichen Regelungen wurden und werden auch in Rheinland-Pfalz in besonderen Einzelfällen Vertrauenspersonen eingesetzt. Das ist eben auch im Bereich der Fußballfanszenen so. Es geht dann immer um die Gewinnung von Informationen, damit Straftaten verfolgt, oder geplante Straftaten verhindert werden können", so Wehner. "Details zu vergangenen Einsätzen oder auch Zahlen zu aktiven Vertrauenspersonen kann man nicht nennen, denn es wird einerseits den künftigen Ermittlungserfolg gefährden. Andererseits könnten in der Szene Rückschlüsse auf betroffene Personen gezogen werden."
Nur zur Klarstellung: Die Bestätigung, dass auch in Rheinland-Pfalz V-Leute im Fußball zum Einsatz kommen, lässt keine Rückschlüsse darauf zu, ob diese nun auch in der Trierer Ultraszene gewonnen werden sollten. Allerdings brachte die dortige Geschichte jetzt ans Licht, dass nach Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg noch ein drittes Bundesland mit V-Leuten im Fußball arbeitet.
Nur zur Klarstellung: Die Bestätigung, dass auch in Rheinland-Pfalz V-Leute im Fußball zum Einsatz kommen, lässt keine Rückschlüsse darauf zu, ob diese nun auch in der Trierer Ultraszene gewonnen werden sollten. Allerdings brachte die dortige Geschichte jetzt ans Licht, dass nach Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg noch ein drittes Bundesland mit V-Leuten im Fußball arbeitet.