In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur verwiesen mehrere Landesinnenministerien darauf, dass die Sicherheitsorgane in engem Kontakt mit den jüdischen Gemeinden und anderen gefährdeten Einrichtungen stünden. Man sei sich der besonderen Bedeutung des 9. November bewusst.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul (CDU) sagte, nach Mobilisierungsaufrufen der Hamas sei die Polizeipräsenz vor herausragenden jüdischen Einrichtungen noch einmal erhöht worden. In Hessen sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes, es würden rund 400 jüdische oder von Juden genutzte Einrichtungen wie Museen, Kindergärten, Altenheime und Friedhöfe geschützt, sowohl offen als auch verdeckt. Hinweise auf konkrete Bedrohungen lägen derzeit nicht vor. Rund um den Gedenktag seien aber die Aufklärungsmaßnahmen verstärkt und zusätzliche Kräfte mobilisiert worden.
"9. November war schon vor der Hamas-Attacke ein sensibler Tag"
Rheinland-Pfalz, das Saarland und Sachsen-Anhalt verwiesen auf die Unterstützung durch andere Sicherheitsbehörden, etwa die Bereitschaftspolizei, das Landeskriminalamt und das Bundeskriminalamt. In Sachsen teilte das Innenministerium mit, dass der 85. Jahrestag der Reichspogromnacht angesichts der aktuellen Lage ein besonders sensibler Tag sei. Man trage dem Rechnung.
In Thüringen sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion, der 9. November sei auch schon vor der Hamas-Attacke ein sensibler Tag gewesen. Bei der einen oder anderen Veranstaltung seien zusätzliche Standposten geplant.
Forscher fordert Aktionsplan gegen Judenfeindlichkeit
Der Terrorismusforscher Neumann fordert angesichts des Gaza-Kriegs und möglicher Auswirkungen auf die Terrorgefahr in Europa einen Aktionsplan gegen Juden- und Isrealfeindlichkeit. Dieser solle bewirken, "dass sich alle Sicherheitsbehörden sofort sehr intensiv auf dieses Phänomen konzentrieren" , sagte Neumannim Deutschlandfunk. Der Nahostkonflikt sei "die Mutter aller Konflikte zwischen Juden und Muslimen". Die Politik in Berlin müsse proaktiv handeln und dürfe nicht darauf warten, dass ein Anschlag passiere.
1938 brannten Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört
Am Donnerstag wird vielerorts in Deutschland mit Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Pogrome der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung erinnert. In ganz Deutschland brannten 1938 Synagogen, es wurden Geschäfte geplündert und zerstört, Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, willkürlich verhaftet und ermordet.