Ob im Radio, im Fernsehen, auf Bussen oder Taxen – überall buhlen Hochschulen um die Gunst der Schulabgänger. Denn in Polen haben Politik und Wirtschaft in den letzten 15 Jahren das Hochschulwesen immer mehr privatisiert, sagt Marcin Czewczyk vom Hochschul-Magazin dlastudenta.pl.
"Es gibt sogar Fälle, da werden Studienanfänger mit Tablets beschenkt, wenn sie sich immatrikulieren. Derzeit ist der Konkurrenzdruck besonders hoch, weil wir jetzt den demografischen Wandel spüren. Darum kämpfen private und staatliche Unis um jeden Schulabgänger."
160 Hochschulen gibt es allein in Warschau. Zwei Drittel davon sind privat, der Rest staatlich oder kirchlich. Zum Vergleich: Berlin hat gerade einmal 50 Hochschulen, ist aber doppelt so groß wie Warschau. Michael Fleischer, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Uni Breslau, erwartet nun eine Marktbereinigung. In Breslau hat sie schon begonnen.
"Das ist ein normaler Prozess in einer kapitalistischen Gesellschaft. Und insofern hat sich die Lage auf dem Hochschulmarkt noch nicht stabilisiert. Es gibt relativ viele und davon überleben nur wenige. In den letzten fünf Jahren haben hier vier bis fünf Hochschulen dichtgemacht, weil sie das nicht überlebt haben."
Die Gründungswelle privater Hochschulen begann 1999. Sie waren vor allem für Studienanfänger interessant, die nicht auf eine kostenlose staatliche Hochschule durften, weil ihr Abiturschnitt zu schlecht war, sagt Marcin Czewczyk von dlastudenta.pl.
"Das hat zur Konsequenz gehabt, dass sich das Studienniveau immer mehr verflacht hat. Studieren konnte nun jeder, zumindest wer Geld hatte. Studenten brauchten nur eine Finanzierung, aber keine sozialen oder intellektuellen Kompetenzen mehr."
Jedes Jahr verlassen rund 50 Prozent eines Jahrgangs die Hochschule mit einem Abschluss. In Deutschland sind es nicht einmal 30 Prozent. Die Zahlen muss man zwar relativieren, da auch Kosmetik oder Physiotherapie in Polen als Studienfächer gelten. Aber dennoch sind die Zahlen der Studenten vergleichsweise hoch, sagt Marcin Czewczyk.
"2010 hatten wir in Polen 475.000 Studienabsolventen gehabt. Diese Statistik zeigt, dass sich die Zahl in zehn Jahren verdoppelt hat. Denn um das Jahr 2000 hatten wir viel weniger, nämlich nur 250.000 Absolventen."
Die Folge: Der Wert der Abschlüsse sinkt. Und das belegen auch aktuelle Zahlen. Jeder dritte Absolvent findet keinen Arbeitsplatz, besonders dramatisch ist die Lage für Geisteswissenschaftler. Marta Soboczynska ist nur befristet in einem Bildungsprojekt beschäftigt:
"Die Hochschulen entlassen wirkliche viele Studenten. Aber Arbeitsplätze gibt es kaum. Jede Uni bringt im Durchschnitt jährlich rund 120 Polonisten hervor, 80 davon als Lehrer. Dabei sind so viele Arbeitsstellen überhaupt nicht vorhanden."
Viele Schüler überlegen sich nun, ob ein Studium überhaupt noch lohnt. Seit zwei Jahren sind die Anfängerquoten deshalb leicht rückläufig. Denn was nützt ein Bachelor oder ein Master, wenn man arbeitslos wird oder in prekären Arbeitsverhältnissen landet, fragt Marcin Czewczyk:
"Die Leute beenden ihr Studium und arbeiten im Restaurant oder an der Kinokasse. Ich kenne sogar Fälle, da wird bei einer Bewerbung für einen Job als Kellner im Lebenslauf verschwiegen, dass man studiert hat. Nur damit man überhaupt noch eine Stelle bekommt. Denn sie denken, dass man mit einem höheren Abschluss nicht gerade besser dasteht."
Die polnische Regierung will nun die duale Ausbildung fördern und technisch-mathematische Fächer stärken. Das liberalisierte Hochschulsystem in Polen hat aber auch Vorteile: Es ist relativ flexibel, sagt Michael Fleischmann von der Uni Breslau. Seine Kollegen an deutschen Hochschulen haben gestaunt, als er einfach mal einen neuen Lehrstuhl gegründet hat, zum Thema Corporate Identity.
"Dann bin ich zur Fakultät und wollte das absegnen lassen. Und in zwei Wochen hatte ich ein Fach gegründet und nach drei Wochen hatten wir es in den Medien. Und das Fach läuft jetzt seit zehn Jahren an der Uni."
"Es gibt sogar Fälle, da werden Studienanfänger mit Tablets beschenkt, wenn sie sich immatrikulieren. Derzeit ist der Konkurrenzdruck besonders hoch, weil wir jetzt den demografischen Wandel spüren. Darum kämpfen private und staatliche Unis um jeden Schulabgänger."
160 Hochschulen gibt es allein in Warschau. Zwei Drittel davon sind privat, der Rest staatlich oder kirchlich. Zum Vergleich: Berlin hat gerade einmal 50 Hochschulen, ist aber doppelt so groß wie Warschau. Michael Fleischer, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Uni Breslau, erwartet nun eine Marktbereinigung. In Breslau hat sie schon begonnen.
"Das ist ein normaler Prozess in einer kapitalistischen Gesellschaft. Und insofern hat sich die Lage auf dem Hochschulmarkt noch nicht stabilisiert. Es gibt relativ viele und davon überleben nur wenige. In den letzten fünf Jahren haben hier vier bis fünf Hochschulen dichtgemacht, weil sie das nicht überlebt haben."
Die Gründungswelle privater Hochschulen begann 1999. Sie waren vor allem für Studienanfänger interessant, die nicht auf eine kostenlose staatliche Hochschule durften, weil ihr Abiturschnitt zu schlecht war, sagt Marcin Czewczyk von dlastudenta.pl.
"Das hat zur Konsequenz gehabt, dass sich das Studienniveau immer mehr verflacht hat. Studieren konnte nun jeder, zumindest wer Geld hatte. Studenten brauchten nur eine Finanzierung, aber keine sozialen oder intellektuellen Kompetenzen mehr."
Jedes Jahr verlassen rund 50 Prozent eines Jahrgangs die Hochschule mit einem Abschluss. In Deutschland sind es nicht einmal 30 Prozent. Die Zahlen muss man zwar relativieren, da auch Kosmetik oder Physiotherapie in Polen als Studienfächer gelten. Aber dennoch sind die Zahlen der Studenten vergleichsweise hoch, sagt Marcin Czewczyk.
"2010 hatten wir in Polen 475.000 Studienabsolventen gehabt. Diese Statistik zeigt, dass sich die Zahl in zehn Jahren verdoppelt hat. Denn um das Jahr 2000 hatten wir viel weniger, nämlich nur 250.000 Absolventen."
Die Folge: Der Wert der Abschlüsse sinkt. Und das belegen auch aktuelle Zahlen. Jeder dritte Absolvent findet keinen Arbeitsplatz, besonders dramatisch ist die Lage für Geisteswissenschaftler. Marta Soboczynska ist nur befristet in einem Bildungsprojekt beschäftigt:
"Die Hochschulen entlassen wirkliche viele Studenten. Aber Arbeitsplätze gibt es kaum. Jede Uni bringt im Durchschnitt jährlich rund 120 Polonisten hervor, 80 davon als Lehrer. Dabei sind so viele Arbeitsstellen überhaupt nicht vorhanden."
Viele Schüler überlegen sich nun, ob ein Studium überhaupt noch lohnt. Seit zwei Jahren sind die Anfängerquoten deshalb leicht rückläufig. Denn was nützt ein Bachelor oder ein Master, wenn man arbeitslos wird oder in prekären Arbeitsverhältnissen landet, fragt Marcin Czewczyk:
"Die Leute beenden ihr Studium und arbeiten im Restaurant oder an der Kinokasse. Ich kenne sogar Fälle, da wird bei einer Bewerbung für einen Job als Kellner im Lebenslauf verschwiegen, dass man studiert hat. Nur damit man überhaupt noch eine Stelle bekommt. Denn sie denken, dass man mit einem höheren Abschluss nicht gerade besser dasteht."
Die polnische Regierung will nun die duale Ausbildung fördern und technisch-mathematische Fächer stärken. Das liberalisierte Hochschulsystem in Polen hat aber auch Vorteile: Es ist relativ flexibel, sagt Michael Fleischmann von der Uni Breslau. Seine Kollegen an deutschen Hochschulen haben gestaunt, als er einfach mal einen neuen Lehrstuhl gegründet hat, zum Thema Corporate Identity.
"Dann bin ich zur Fakultät und wollte das absegnen lassen. Und in zwei Wochen hatte ich ein Fach gegründet und nach drei Wochen hatten wir es in den Medien. Und das Fach läuft jetzt seit zehn Jahren an der Uni."