"Grüezi, mein Name ist Rita. Ich wohne jetzt in Amsterdam, aber rate mal, woher komme ich?"
Rita kommt nicht aus der Schweiz, sondern aus Lettland – das ist die Pointe ihres Videos. Sie ist Mitte 20 und studiert Buchhaltung an einer englischsprachigen Uni in Amsterdam. Deutsch hat sie erst von ihren Großeltern gelernt und dann als Fremdsprache in der Schule.
"Ich hatte auch ein Austauschjahr in Zürich gehabt, deswegen kann sein, dass mein Deutsch etwas Schwyzerdeutsch klingt, aber ich finde es très chic."
Rita spricht Lettisch, Russisch, Deutsch, Englisch und ein bisschen Niederländisch – ideale Voraussetzungen, um sich am Wettbewerb "mehrsprachICH" des Goethe-Instituts zu beteiligen. "Zeig uns, wie mehrsprachig du bist", heißt es in der Ausschreibung – professionelle Videotechnik ist nicht erforderlich.
"Es sollen bewegte Bilder sein. Das soll was sein, was nah am Alltag ist. Um superdolle Produktion geht's nicht"
, sagt Wolf von Siebert, der das Projekt beim Goethe-Institut betreut. Sein Haus ist in erster Linie an der Förderung der deutschen Sprache interessiert. Doch das – so Siebert – schließt Förderung anderer Sprachen nicht aus.
"Wir sagen, dass Deutsch allein als Sprache nicht überleben wird, sondern dass Deutsch nur dann überleben wird, wenn es in der Gesamtheit der Sprachenvielfalt eingebettet ist. Wenn wir nur für eine Sprache sind, dann wird Englisch sich durchsetzen oder hat sich schon durchgesetzt."
Und an der Vormachtstellung des Englischen rütteln zu wollen, wäre vermessen. Es wäre auch unsinnig – schließlich ist es gut, dass es eine Sprache gibt, mit der man sich fast überall auf der Welt verständigen kann. Doch Sprache ist mehr als Verständigung, sagt Ilja Trojanow. Er ist Schriftsteller bulgarischer Herkunft, lebt in Deutschland und spricht neben Deutsch und Bulgarisch auch sehr gut Englisch.
"Eigentlich als Schriftsteller würde ich in all den Sprachen schreiben, die ich gut kann oder auch ein bisschen kann. Weil es auch in anderen Sprachen, die ich nicht so gut beherrsche, wie diese drei, bestimmte Formulierungen gibt, die mir unglaublich gut gefallen. Was dazu kommt: dass man in jeder Sprache, die man einigermaßen beherrscht, ein anderes Leben führt."
Davon berichten auch Teilnehmer des Videowettbewerbs des Goethe-Instituts. Immanuel, der in Japan aufgewachsen ist, spricht über die Weichheit der japanischen Sprache und die Höflichkeit im Umgang, die in Japan selbstverständlich ist. Cindy, die als Tochter eines Chinesen und einer Vietnamesin in Deutschland lebt, war als Kind vom Sprachgewirr in ihrem Elternhaus genervt. Heute empfindet sie ihre Mehrsprachigkeit als Vorteil.
"Ich habe mich dafür entschieden, dass ich Linguistin im Handelsbereich werden möchte und Asien und Europa verknüpfen möchte – die zwei Kulturen, zwischen denen ich aufgewachsen bin, nutzen und als Chance sehen."
Dafür plädieren auch die Mehrsprachigkeitsbotschafter, die im Auftrag des Goethe-Instituts für das Sprachenlernen werben – zum Beispiel Cem Özdemir. Er ist als Kind türkischer Eltern in Deutschland aufgewachsen und heute Bundesvorsitzender der Grünen.
"Ich war fünf Jahre im Europaparlament, da ist die Lingua franca Englisch. Natürlich haben wir in den Fraktionssitzungen, in den Ausschusssitzungen, im Plenum sowieso, Übersetzer. Aber dort findet ja die Politik nicht ausschließlich statt. Politik heißt ja auch: wir verabreden uns, gehen einen Kaffee trinken und besprechen einen Bericht, den ich vorbereite."
Und wenn man dann die Sprache des jeweiligen Gesprächspartners spricht, ist schon viel gewonnen. Man wird offener sprechen und viel schneller Vertrauen aufbauen können, als bei Gesprächen, die über einen Übersetzer laufen.
"Ich kucke immer, wenn zum Beispiel ich bei kurdischen Freunden eingeladen bin, ich habe keinen kurdischen Hintergrund, aber gerade weil für sie eine so wichtige Rolle spielt und die Sprache verboten war und man sie nicht sprechen durfte und sie nicht an die Kinder weitergeben durfte, ist es wichtig, dass jemand wie ich, ganz bewusst am Anfang auf Kurdisch sie begrüße. Das ist eine kleine Geste, aber solche Gesten sind wichtig, weil dann öffnet es die Herzen, öffnet es die Menschen, weil sie das Gefühl haben: Kuck mal, der zeigt uns Respekt."
Und solche Erfahrungen kann man auch als Urlauber machen, wenn man vor der Anreise ein paar Sätze in der jeweiligen Landessprache lernt. Der Aufwand ist gering, der Effekt groß, findet auch Ilja Trojanow …
"Ich war mit meiner Mutter in Mauritius und ungefähr die Hälfte der Bevölkerung sind ja indische Einwanderer, und ich habe den Taxifahrer auf Hindi begrüßt. Er war so baff, dass er mitten im Fahren auf einer Serpentinenstraße durch Mauritius sich umgedreht hat und meine Mutter begann zu schreien: Pass auf die Straße auf. Und er hat wirklich fast einen Lastwagen angefahren. Er hat gesagt: Er hat noch nie erlebt, dass ein weißer Mann Hindi kann."
Solche Geschichten sollen auch beim Videowettbewerb des Goethe-Instituts zusammengetragen werden. Sprachen sind nichts Akademisches, sondern helfen, Menschen kennenzulernen und fremde Kulturen zu verstehen. Englisch ist ein nützliches Hilfsmittel. Weiter kommt man jedoch, wenn man Muttersprache seines jeweiligen Gesprächspartners spricht.
Rita kommt nicht aus der Schweiz, sondern aus Lettland – das ist die Pointe ihres Videos. Sie ist Mitte 20 und studiert Buchhaltung an einer englischsprachigen Uni in Amsterdam. Deutsch hat sie erst von ihren Großeltern gelernt und dann als Fremdsprache in der Schule.
"Ich hatte auch ein Austauschjahr in Zürich gehabt, deswegen kann sein, dass mein Deutsch etwas Schwyzerdeutsch klingt, aber ich finde es très chic."
Rita spricht Lettisch, Russisch, Deutsch, Englisch und ein bisschen Niederländisch – ideale Voraussetzungen, um sich am Wettbewerb "mehrsprachICH" des Goethe-Instituts zu beteiligen. "Zeig uns, wie mehrsprachig du bist", heißt es in der Ausschreibung – professionelle Videotechnik ist nicht erforderlich.
"Es sollen bewegte Bilder sein. Das soll was sein, was nah am Alltag ist. Um superdolle Produktion geht's nicht"
, sagt Wolf von Siebert, der das Projekt beim Goethe-Institut betreut. Sein Haus ist in erster Linie an der Förderung der deutschen Sprache interessiert. Doch das – so Siebert – schließt Förderung anderer Sprachen nicht aus.
"Wir sagen, dass Deutsch allein als Sprache nicht überleben wird, sondern dass Deutsch nur dann überleben wird, wenn es in der Gesamtheit der Sprachenvielfalt eingebettet ist. Wenn wir nur für eine Sprache sind, dann wird Englisch sich durchsetzen oder hat sich schon durchgesetzt."
Und an der Vormachtstellung des Englischen rütteln zu wollen, wäre vermessen. Es wäre auch unsinnig – schließlich ist es gut, dass es eine Sprache gibt, mit der man sich fast überall auf der Welt verständigen kann. Doch Sprache ist mehr als Verständigung, sagt Ilja Trojanow. Er ist Schriftsteller bulgarischer Herkunft, lebt in Deutschland und spricht neben Deutsch und Bulgarisch auch sehr gut Englisch.
"Eigentlich als Schriftsteller würde ich in all den Sprachen schreiben, die ich gut kann oder auch ein bisschen kann. Weil es auch in anderen Sprachen, die ich nicht so gut beherrsche, wie diese drei, bestimmte Formulierungen gibt, die mir unglaublich gut gefallen. Was dazu kommt: dass man in jeder Sprache, die man einigermaßen beherrscht, ein anderes Leben führt."
Davon berichten auch Teilnehmer des Videowettbewerbs des Goethe-Instituts. Immanuel, der in Japan aufgewachsen ist, spricht über die Weichheit der japanischen Sprache und die Höflichkeit im Umgang, die in Japan selbstverständlich ist. Cindy, die als Tochter eines Chinesen und einer Vietnamesin in Deutschland lebt, war als Kind vom Sprachgewirr in ihrem Elternhaus genervt. Heute empfindet sie ihre Mehrsprachigkeit als Vorteil.
"Ich habe mich dafür entschieden, dass ich Linguistin im Handelsbereich werden möchte und Asien und Europa verknüpfen möchte – die zwei Kulturen, zwischen denen ich aufgewachsen bin, nutzen und als Chance sehen."
Dafür plädieren auch die Mehrsprachigkeitsbotschafter, die im Auftrag des Goethe-Instituts für das Sprachenlernen werben – zum Beispiel Cem Özdemir. Er ist als Kind türkischer Eltern in Deutschland aufgewachsen und heute Bundesvorsitzender der Grünen.
"Ich war fünf Jahre im Europaparlament, da ist die Lingua franca Englisch. Natürlich haben wir in den Fraktionssitzungen, in den Ausschusssitzungen, im Plenum sowieso, Übersetzer. Aber dort findet ja die Politik nicht ausschließlich statt. Politik heißt ja auch: wir verabreden uns, gehen einen Kaffee trinken und besprechen einen Bericht, den ich vorbereite."
Und wenn man dann die Sprache des jeweiligen Gesprächspartners spricht, ist schon viel gewonnen. Man wird offener sprechen und viel schneller Vertrauen aufbauen können, als bei Gesprächen, die über einen Übersetzer laufen.
"Ich kucke immer, wenn zum Beispiel ich bei kurdischen Freunden eingeladen bin, ich habe keinen kurdischen Hintergrund, aber gerade weil für sie eine so wichtige Rolle spielt und die Sprache verboten war und man sie nicht sprechen durfte und sie nicht an die Kinder weitergeben durfte, ist es wichtig, dass jemand wie ich, ganz bewusst am Anfang auf Kurdisch sie begrüße. Das ist eine kleine Geste, aber solche Gesten sind wichtig, weil dann öffnet es die Herzen, öffnet es die Menschen, weil sie das Gefühl haben: Kuck mal, der zeigt uns Respekt."
Und solche Erfahrungen kann man auch als Urlauber machen, wenn man vor der Anreise ein paar Sätze in der jeweiligen Landessprache lernt. Der Aufwand ist gering, der Effekt groß, findet auch Ilja Trojanow …
"Ich war mit meiner Mutter in Mauritius und ungefähr die Hälfte der Bevölkerung sind ja indische Einwanderer, und ich habe den Taxifahrer auf Hindi begrüßt. Er war so baff, dass er mitten im Fahren auf einer Serpentinenstraße durch Mauritius sich umgedreht hat und meine Mutter begann zu schreien: Pass auf die Straße auf. Und er hat wirklich fast einen Lastwagen angefahren. Er hat gesagt: Er hat noch nie erlebt, dass ein weißer Mann Hindi kann."
Solche Geschichten sollen auch beim Videowettbewerb des Goethe-Instituts zusammengetragen werden. Sprachen sind nichts Akademisches, sondern helfen, Menschen kennenzulernen und fremde Kulturen zu verstehen. Englisch ist ein nützliches Hilfsmittel. Weiter kommt man jedoch, wenn man Muttersprache seines jeweiligen Gesprächspartners spricht.