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Pop und Feminismus
Die Vielfalt zeigen

Der Sammelband "These Girls" lädt zu einer Reise durch die feministische Popgeschichte ein. Einige Acts hätten womöglich kein Interesse daran, in dem Buch vorzukommen, meint Herausgeberin Juliane Streich im Deutschlandfunk - und erklärt, weshalb sie trotzdem rein mussten.

Juliane Streich im Corsogespräch mit Christoph Reimann |
Taylor Swift steht am 24. November 2019 im Microsoft Theater in Los Angeles, Kalifornien, auf der Bühne während der American Music Awards 2019.
Lässt die Männer nach ihrer Pfeife tanzen: Die US-Musikerin Taylor Swift im Konzert (Getty Images for dcp / Kevin Winter)
"Kann man machen", sagt Juliane Streich über die Würdigung des "Billboard Magazines", das Taylor Swift kürzlich zur Musikerin des Jahrzehnts gekürt hat. "Was das Schöne ist: dass es in diesem Jahr eine schöne Auswahl gegeben hätte von vielen anderen wichtigen Frauen", so Streich. Die Journalistin und Autorin ist Herausgeberin des Sammelbandes "These Girls. Ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte". Darin porträtieren Autorinnen und Autoren rund 140 Musikerinnen, ausgehend von den 1940er-Jahren.
Am meisten Einträge fallen auf die 90er. Dies habe verschiedene Gründe, meint Streich. Zum einen habe es in diesem Jahrzehnt viele musikmachende Frauen gegeben, darunter Protagonistinnen der Riot-Grrrl-Bewegung wie Bikini Kill. Andererseits seien einfach viele der Autorinnen und Autoren in den 90ern musikalisch sozialisiert worden. Das Buch stelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ist Madonna Feministin?
Die Frauen in dem Buch werden in kurzen Texten besprochen, oft mit einem persönlichen Blick. Ziel sei es gewesen, zu zeigen, wie vielfältig die Szene sei. Dies habe dann auch zur Folge, dass sich die porträtierten Frauen nicht einer allgemeingültigen Feminismus-Definition zuordnen ließen. "Es gibt mehrere Bands oder Künstlerinnen, die wahrscheinlich sagen würden, sie wollen eigentlich gar nicht in so einem Band auftauchen." Dennoch hätten sie etwas zum Thema beigetragen.
Auch ambivalente Künstlerinnen wie Madonna tauchen in dem Buch auf. Die Musikerin wird immer wieder auch von Feministen und Feministinnen kritisiert. In diesem Fall liege der feministische Wert nicht unbedingt bei der Künstlerin, erklärte Juliane Streich. Vielmehr ginge es darum, dass sich am Beispiel Madonna feministische Theorien auf die Popkultur hätten übertragen lassen.
Das Buch richtet sich auch an die Branche
Eine Motivation für das Buch sei es gewesen, Männern in der Popindustrie zu beweisen, dass es zahlreiche musikmachende Frauen gebe. Oft höre Streich, dass es nicht genug Musikerinnen gebe, die man für Festivals buchen könne. Initiativen wie das Keychange-Projekt, das ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern auf Festivalbühnen zum Ziel hat, begrüßt Streich.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Juliane Streich (Hg.): "These Girls. Ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte"
Ventil-Verlag, Mainz. 344 Seiten, 20 Euro