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Popmusikalische Tendenzen
"Kirchenmusik ist sehr bunt"

In der Kirchenmusik habe es immer Erneuerungen gegeben, sagte der Theologe und Musikwissenschaftler Stefan Klöckner im DLF. Martin Luthers Lieder seien ein gutes Beispiel dafür. Die Menschen könnten nicht durch popmusikalische Tendenzen an Kirche gebunden werden. Reformbedarf bestehe nicht bei der Musik, die Institution selbst müsse sich verändern, so Klöckner.

Stefan Klöckner im Gespräch mit Christoph Vratz |
    Noten von Johann-Sebastian Bach liegen am 05.04.2016 auf einer von zehn Orgeln in der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle/Saale (Sachsen-Anhalt).
    Eine der bekanntesten Kantaten von Bach: "Ein feste Burg ist unser Gott" nach Martin Luthers Choral. (picture alliance / dpa - Jan Woitas)
    "Danke für diesen guten Morgen" wurde von Martin Gotthard Schneider Anfang der 1960er-Jahre komponiert. Das Lied hat sich damals wochenlang in den deutschen Charts gehalten. Ältere Kirchenmusiker befürchteten dadurch einen Verrat an ihrer Musik. Junge Pastöre und Kapläne seien sich hingegen sicher gewesen, damit die Jugend in die Gotteshäuser zu locken, so der Professor der Essener Folkwangschule.
    "Die Kirchenmusik ist nicht kaputt gegangen, aber die Kirche ist auch nicht gerettet worden", resümiert Klöckner. Es werde nicht tragen, nur noch auf Popmusik in der Kirche zu setzen. Die Menschen würden durch Lieder wie "Danke für diesen guten Morgen" langfristig sich nicht an Kirche binden. Denn dort begegnen sie dann "einer Kirche, die sich ansonsten, hinsichtlich ihrer Botschaft, ihrer Strukturen, ihrer Autoritäten, ihrer Amtsverständnisse, ihrer Lehre überhaupt nicht verändert hat. Dann habe ich vorne vielleicht ein buntes Schild geklatscht, aber dahinter hat sich nichts erneuert. Und solange das nicht der Fall ist, hat es überhaupt gar keinen Sinn, darauf zu vertrauen, dass ich mit diesen Klängen Leute in der Kirche halte."
    Das Gespräch können Sie mindestens sechs Monate nachhören.