Als der Präsident der einflussreichen Gulbenkian-Stiftung, Artur Santos Silva, Praktikumsplätze für Jugendliche in Portugal forderte, da ging es noch darum, 5.000 Jugendlichen eine Chance zu geben, in die Wirtschaft reinzuschnuppern.
"Das Problem ist inzwischen so groß, dass die gesamte Gesellschaft etwas unternehmen muss. Wir sind alle in der Pflicht. Und wer kann, muss Jugendlichen eine Chance auf Arbeit geben. Mit Betriebspraktika und selbst mit Zeitverträgen. Wer kann, muss jungen Menschen die Möglichkeit geben, Berufserfahrung zu sammeln, damit sie anschließend leichter Arbeit finden."
Das Resultat: 40.000 Bewerbungen, am Ende 2.000 Praktika. Es ist nicht so, als ob es in Portugal von staatlicher Seite keine Angebote gäbe. Doch die letztlich von der EU mit vielen Millionen Euro bezahlten Aus- und Weiterbildungskurse sehen viele als vollkommen sinnlos an. Mario Castro Caldas vom Institut für Sozialstudien der Uni Coimbra sagt:
"Da müssen die arbeitslosen Jugendlichen nicht nur alle zwei Wochen bei der Arbeitsagentur antreten, sondern auch Kurse belegen, bei denen sie nichts lernen. Zum Beispiel Englischkurse, obwohl sie besser Englisch sprechen als die Ausbilder, Computerkurse belegen, obwohl sie Informatik studiert haben. Das ist beschämend."
Kritiker werfen der Politik Versagen vor
Joao Neves, Dozent an der Fachhochschule in Leiria, geht noch weiter. Die Politik versage vollkommen, glaubt der 39-Jährige, der über die Unternehmen in seinem Land forscht:
"Es handelt sich bestenfalls um eine Politik der Schönung der Arbeitslosenstatistik; die finanziellen Hilfen, die gegeben werden, schaffen keine Arbeitsplätze, sondern helfen nur den Unternehmen über die Runden."
Denn die Unternehmen bekommen Zuschüsse, wenn sie Jugendliche einstellen; sobald die Hilfsgelder auslaufen, sitzen die jungen Leute wieder auf der Straße. Und die Jobangebote sind zwar zum Teil da, nutzen aber niemandem etwas, weil der Verdienst viel zu gering ist. Mit 500 Euro im Monat kann man auch in Portugal keine Familie gründen, geschweige denn ernähren. Die Folge: ein rasanter Exitus, diesmal der Jungen, gut ausgebildeten; es gehen die Akademiker. Akademiker wie Alexandre Cunha, 26, ausgebildeter Designer mit Fachhochschulstudium.
"Viele meiner Freunde sind zum Beispiel in London, versuchen so zu überleben. Auch wenn sie dort schlecht verdienen, ist es immer viel mehr als in Portugal. Im Ausland können sie halbwegs gut leben."
Das haben sich in letzter Zeit Zehntausende junger Portugiesen gesagt und sind weg. Nach England, Brasilien, Angola. Länder, die Ingenieure und Informatiker die Englisch und Portugiesisch sprechen gut gebrauchen können. Die Gewerkschaften weisen daraufhin, dass der Exodus in Portugal an die 60er- und 70er-Jahre erinnere. Aber diesmal gehen die gut ausgebildeten, Portugal verliert eine ganze Generation Akademiker.