Seit einer Woche hat die größte portugiesische Privatbank eine neue Führung. Vítor Bento, einer von Portugals einflussreichsten Topmanagern und ein Mitglied des portugiesischen Staatsrates, hat den Vorsitz der angeschlagenen Banco Espírito Santo übernommen. Das Vertrauen in die Bank konnte aber auch nach dem prominenten Führungswechsel noch nicht wirklich zurückgewonnen werden. Am heutigen Montag verlor die Aktie an der Lissabonner Börse zwischenzeitlich fast 5 Prozent und erreichte einen neuen Tiefststand.
"Notenbanker haben alles richtig gemacht"
Obwohl die portugiesische Zentralbank und die Regierung in den vergangenen Tagen immer wieder betont haben, dass das Geldhaus und das gesamte portugiesische Bankensystem nicht gefährdet seien, nimmt der Druck der Investoren nicht ab. Deshalb hat sich jetzt sogar Staatspräsident Cavaco Silva eingeschaltet, der bisher die ruinösen Geschäfte der Familie Espírito Santo und die Konsequenzen für Portugals größte Privatbank nicht kommentieren wollte. Am Rande eines Staatsbesuchs in Asien stärkte Cavaco Silva, selbst Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Direktor in der portugiesischen Notenbank, der obersten Finanzaufsicht des Landes den Rücken:
"Die portugiesische Nationalbank hat immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Portugiesen der Banco Espírito Santo vertrauen dürfen. Denn das Geldpolster, über das die Bank verfügt, ist größer als die Verpflichtungen, die sie gegenüber der Familienholding trägt. Ich kann nach all dem, was ich von der Nationalbank weiß, nur unterstreichen, dass die Notenbanker bisher alles richtig gemacht haben."
Insolvenzverfahren beantragt
Dennoch reißen die schlechten Nachrichten rund um die Familie Espírito Santo, die 20 Prozent des gleichnamigen Geldhauses besitzen, nicht ab. Die Unternehmensgruppe "Espírito Santo International", die Teil des Familienimperiums mit Sitz in Luxemburg ist, hat ein Insolvenzverfahren beantragt.
Am Wochenende wurden zudem weitere Einzelheiten über die Finanzsituation der Banco Espírito Santo Angola bekannt. Das angolanische Geldhaus, das zu 56 Prozent dem Lissabonner Mutterhaus gehört, erhielt eine Garantie vom angolanischen Staatspräsidenten Eduardo dos Santos in Höhe von 5,7 Milliarden US Dollar, um eine klaffende Finanzierungslücke in dem südwestafrikanischen Land zu decken. Das heißt zwar zum einen, dass milliardenschwere Forderungen an die Bank bis Mitte 2015 vom Tisch sind. Es zeigt aber gleichzeitig, wie stark das portugiesische Geldhaus von der Sympathie eines autoritär regierenden Regimes abhängt.
Staatspräsident Cavaco Silva gab nun zum ersten Mal zu, dass die Turbulenzen um die Banco Espírito Santo direkte Auswirkungen auf die gesamte portugiesische Wirtschaft haben könnten:
"Wenn eine Reihe von Bürgern und Investoren jetzt große Verluste machen, dann könnte anstehende Investitionsprojekte verschoben werden. Und das hat natürlich direkte Konsequenzen für die Realwirtschaft."