Portugiesisches Straßenpflaster, die alte portugiesische Apotheke ‘Farmácia Popular’ auf der einen Seite, das ehrwürdige weiße Rathaus auf der anderen. Und davor chinesische Trommler und bunt gekleidete Männer, die einen Drachentanz aufführen. Fotografierende Touristen, begeisterte Zuschauer. Es geht rund auf dem ‘Largo do Senado’, dem Senatsplatz.
In Macau, der einstigen portugiesischen Kolonie im Süden Chinas, mischen sich europäische Elemente mit asiatischen. Die 500.000-Einwohner-Stadt, seit zwölf Jahren eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik Chinas, hat sich nicht nur den Charme einer portugiesischen Kleinstadt erhalten können, sondern auch noch chinesisches Flair dazugewonnen. Und weil dort, anders als in Portugal, die Wirtschaft brummt, kommen immer mehr Portugiesen zum arbeiten. José Maria Abecassis, ein junger Rechtsanwalt zum Beispiel:
"Die Lage in Portugal ist kompliziert, da suchen die Leute neue Chancen an anderen Orten. Ich bin glücklich, das Macau diese Chance bietet, ein neues Leben zu beginnen."
In Macau gilt nach wie vor - und für eine Übergangszeit bis mindestens 2049 – portugiesisches Recht. Darum hat José Maria Abecassis schnell einen gut bezahlten Job als Rechtsanwalt gefunden. In Portugal war er arbeitslos. Eine von vielen Erfolgstories aus Macau.
Macau war schon immer eine Art Eldorado für die Portugiesen, ein ferner Ort, am dem man schnell reich werden konnte. Vor knapp 500 Jahren kamen die Entdecker in ihren Karavellen nach Macau, bauten das kleine Fischerdorf im Mündungsdelta des Perlflusses zu einem wichtigen Handelsposten aus. Der verlor zwar seine Bedeutung an Hongkong nebenan. Aber weil in Macau das Glückspiel erlaubt ist, wurde und wird dort trotzdem gutes Geld verdient. In Zeiten der portugiesischen Herrschaft, rissen sich portugiesische Beamte um die Versetzung dorthin, jetzt kommen arbeitslose Jungakademiker wie João Magalhães:
"Als ich mit der Uni fertig war, habe ich Bewerbungsschreiben an Gott und die Welt geschickt und nichts gefunden. Da habe ich mich bei einer Bank in Macau beworben und die hat mich genommen. Ich bin seit drei Wochen hier und sehr zufrieden."
Der 24-Jährige macht ein Praktikum bei der ‘Banco Nacional Ultramarino’, einem portugiesischen Geldinstitut, das in Macau gut im Geschäft ist. Wenn alles gut geht, wird er anschließend fest angestellt. Zurück will João erst mal nicht:
"In sechs Monaten werden wir weiter sehen. Aber wenn der Job gut ist und das Geld stimmt, werde ich hier bleiben. Vielleicht gehe ich auch woanders hin, aber nicht nach Portugal."
Warum auch, wenn es in Macau so viel zu entdecken gibt: Im Lou Lim Ieoc Garten üben in einem Pavillion Rentner chinesische Oper, nebenan plätschern Goldfische in einem künstlichen See. Draußen, auf der Avenida Horta e Costa, drängen sich die Menschen in den Läden. Hier, im ‘Drei-Lampen-Distrikt’, ist das Zentrum des chinesischen Lebens von Macau. João kommt gern hierher, hat keine Berührungsängste. Im Gegenteil:
"Die Chinesen sind sehr freundlich zu Ausländern. Es gibt nur das Sprachproblem. Aber ich habe schon drei, vier Wörter gelernt, das freut dann alle. Man muss die Sprachbarriere überwinden, notfalls mit Gesten. Irgendwie verstehen wir uns schon."
Und dann gibt es ja auch noch das ‘portugiesische’ Macau: Alte Kirchen, den Camões-Park, die Festung und die Ruinen der St.-Pauls-Kathedrale, die bei einem Feuer 1835 bis auf die Fassade abgebrannt ist. Alles Weltkulturerbe, das die Regierung der Sonderverwaltungszone liebevoll und mit viel Geld hegt und pflegt.
Nicht ohne Hintergedanken: Macau soll eine Art chinesisches Lernzentrum für Portugiesisch werden, will die Zentralregierung in Beijing. Maria Antónia Espadinha, Professorin an der Universität Macau, erklärt:
"Die chinesische Regierung ist äußerst pragmatisch. Sie hat die Bedeutung des Portugiesischen erkannt. Nicht so sehr wegen des armen Portugal. Aber China hat große wirtschaftliche Interessen in den portugiesischsprachigen Ländern Brasilien und Angola."
Und neben der Sprache ließe sich in Macau eben auch die lusitanische Denkungsart erlernen. Obendrein ist der neue Macau-Boom gut für den Tourismus. Die Chinesen entdecken die Stadt neu; kommen nicht mehr nur zum Zocken, sondern interessieren sich auch für Macaus portugiesische Kultur.
Joana Fernandes, Ende 20, ist die Geschäftsführerin des Lusitanus und ebenfalls ein Krisenflüchtling. Als das Tourismusamt ihr anbot, das portugiesische Zentrum mit Restaurant neben der St.-Pauls-Ruine zu leiten, hat die studierte Hotelfachfrau keine Sekunde gezögert. Ihr Freund, Koch und vorher arbeitslos, bereitet jetzt im Lusitanus Stockfisch und portugiesischen Bohneneintopf für staunende Chinesen zu. Probleme habe der radikale Wechsel ihnen nicht bereitet, sagt Joana. Doch, eines:
"Das Klima hier ist doch anders, sehr feucht und heiß. Aber ansonsten ist es sehr leicht, sich in Macau einzuleben."
Und wenn die Portugiesen das Heimweh packt, gehen sie eben ins Café Caravela. Dort gibt es sämige ‘bicas’, original portugiesischen Espresso, und Sahnecremetörtchen. Goreti Lima, eine junge Psychologin, die seit sieben Jahren in Macau lebt, meint:
"Der Vorteil Macaus ist, dass es ein bisschen Portugal mitten in Asien ist. Und weil ich gut verdiene, kann ich mir Reisen überall in die Region hin leisten. Obendrein spreche ich Portugiesisch bei der Arbeit. Ich bin gern hier."
Wie alle anderen, will auch Goreti noch ein paar Jahre in Macau bleiben. Weit weg von der portugiesischen Krise und der Arbeitslosigkeit. In einem fernen Ort eben, in dem Portugiesen noch immer gutes Geld verdienen können, ohne sich so wirklich in der Ferne zu fühlen.
In Macau, der einstigen portugiesischen Kolonie im Süden Chinas, mischen sich europäische Elemente mit asiatischen. Die 500.000-Einwohner-Stadt, seit zwölf Jahren eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik Chinas, hat sich nicht nur den Charme einer portugiesischen Kleinstadt erhalten können, sondern auch noch chinesisches Flair dazugewonnen. Und weil dort, anders als in Portugal, die Wirtschaft brummt, kommen immer mehr Portugiesen zum arbeiten. José Maria Abecassis, ein junger Rechtsanwalt zum Beispiel:
"Die Lage in Portugal ist kompliziert, da suchen die Leute neue Chancen an anderen Orten. Ich bin glücklich, das Macau diese Chance bietet, ein neues Leben zu beginnen."
In Macau gilt nach wie vor - und für eine Übergangszeit bis mindestens 2049 – portugiesisches Recht. Darum hat José Maria Abecassis schnell einen gut bezahlten Job als Rechtsanwalt gefunden. In Portugal war er arbeitslos. Eine von vielen Erfolgstories aus Macau.
Macau war schon immer eine Art Eldorado für die Portugiesen, ein ferner Ort, am dem man schnell reich werden konnte. Vor knapp 500 Jahren kamen die Entdecker in ihren Karavellen nach Macau, bauten das kleine Fischerdorf im Mündungsdelta des Perlflusses zu einem wichtigen Handelsposten aus. Der verlor zwar seine Bedeutung an Hongkong nebenan. Aber weil in Macau das Glückspiel erlaubt ist, wurde und wird dort trotzdem gutes Geld verdient. In Zeiten der portugiesischen Herrschaft, rissen sich portugiesische Beamte um die Versetzung dorthin, jetzt kommen arbeitslose Jungakademiker wie João Magalhães:
"Als ich mit der Uni fertig war, habe ich Bewerbungsschreiben an Gott und die Welt geschickt und nichts gefunden. Da habe ich mich bei einer Bank in Macau beworben und die hat mich genommen. Ich bin seit drei Wochen hier und sehr zufrieden."
Der 24-Jährige macht ein Praktikum bei der ‘Banco Nacional Ultramarino’, einem portugiesischen Geldinstitut, das in Macau gut im Geschäft ist. Wenn alles gut geht, wird er anschließend fest angestellt. Zurück will João erst mal nicht:
"In sechs Monaten werden wir weiter sehen. Aber wenn der Job gut ist und das Geld stimmt, werde ich hier bleiben. Vielleicht gehe ich auch woanders hin, aber nicht nach Portugal."
Warum auch, wenn es in Macau so viel zu entdecken gibt: Im Lou Lim Ieoc Garten üben in einem Pavillion Rentner chinesische Oper, nebenan plätschern Goldfische in einem künstlichen See. Draußen, auf der Avenida Horta e Costa, drängen sich die Menschen in den Läden. Hier, im ‘Drei-Lampen-Distrikt’, ist das Zentrum des chinesischen Lebens von Macau. João kommt gern hierher, hat keine Berührungsängste. Im Gegenteil:
"Die Chinesen sind sehr freundlich zu Ausländern. Es gibt nur das Sprachproblem. Aber ich habe schon drei, vier Wörter gelernt, das freut dann alle. Man muss die Sprachbarriere überwinden, notfalls mit Gesten. Irgendwie verstehen wir uns schon."
Und dann gibt es ja auch noch das ‘portugiesische’ Macau: Alte Kirchen, den Camões-Park, die Festung und die Ruinen der St.-Pauls-Kathedrale, die bei einem Feuer 1835 bis auf die Fassade abgebrannt ist. Alles Weltkulturerbe, das die Regierung der Sonderverwaltungszone liebevoll und mit viel Geld hegt und pflegt.
Nicht ohne Hintergedanken: Macau soll eine Art chinesisches Lernzentrum für Portugiesisch werden, will die Zentralregierung in Beijing. Maria Antónia Espadinha, Professorin an der Universität Macau, erklärt:
"Die chinesische Regierung ist äußerst pragmatisch. Sie hat die Bedeutung des Portugiesischen erkannt. Nicht so sehr wegen des armen Portugal. Aber China hat große wirtschaftliche Interessen in den portugiesischsprachigen Ländern Brasilien und Angola."
Und neben der Sprache ließe sich in Macau eben auch die lusitanische Denkungsart erlernen. Obendrein ist der neue Macau-Boom gut für den Tourismus. Die Chinesen entdecken die Stadt neu; kommen nicht mehr nur zum Zocken, sondern interessieren sich auch für Macaus portugiesische Kultur.
Joana Fernandes, Ende 20, ist die Geschäftsführerin des Lusitanus und ebenfalls ein Krisenflüchtling. Als das Tourismusamt ihr anbot, das portugiesische Zentrum mit Restaurant neben der St.-Pauls-Ruine zu leiten, hat die studierte Hotelfachfrau keine Sekunde gezögert. Ihr Freund, Koch und vorher arbeitslos, bereitet jetzt im Lusitanus Stockfisch und portugiesischen Bohneneintopf für staunende Chinesen zu. Probleme habe der radikale Wechsel ihnen nicht bereitet, sagt Joana. Doch, eines:
"Das Klima hier ist doch anders, sehr feucht und heiß. Aber ansonsten ist es sehr leicht, sich in Macau einzuleben."
Und wenn die Portugiesen das Heimweh packt, gehen sie eben ins Café Caravela. Dort gibt es sämige ‘bicas’, original portugiesischen Espresso, und Sahnecremetörtchen. Goreti Lima, eine junge Psychologin, die seit sieben Jahren in Macau lebt, meint:
"Der Vorteil Macaus ist, dass es ein bisschen Portugal mitten in Asien ist. Und weil ich gut verdiene, kann ich mir Reisen überall in die Region hin leisten. Obendrein spreche ich Portugiesisch bei der Arbeit. Ich bin gern hier."
Wie alle anderen, will auch Goreti noch ein paar Jahre in Macau bleiben. Weit weg von der portugiesischen Krise und der Arbeitslosigkeit. In einem fernen Ort eben, in dem Portugiesen noch immer gutes Geld verdienen können, ohne sich so wirklich in der Ferne zu fühlen.