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Gestaltung der neuen Sportagentur
SPD-Politikerin Poschmann: "Die Athleten nicht mehr als Werkzeuge betrachten"

Für die Fördermittelvergabe im Spitzensport soll zukünftig eine Sportagentur zuständig sein - mit Vertretern aus Sport und Politik. Ziel: eine unabhängige und effiziente Mittelvergabe. Noch wird darum gestritten, ob auch Sportler einen Sitz bekommen.

Sabine Poschmann im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Blick auf die Anlagen des Olympiastützpunkts Brandenburg am Luftschiffhafen in Potsdam mit Rasenspielflächen und Laufbahnen
Wie viele Olympia-Stützpunkte braucht Deutschland - auch das eine Frage, mit der sich die neue Sportagentur laut SPD-Politikerin Sabine Poschmann beschäftigen sollte. (IMAGO / photothek / IMAGO / Kira Hofmann)
Wohin die von der Bundesregierung bewilligten Fördermittel im Sport fließen, hat bisher der DOSB entschieden. Das soll sich ändern: Über die Mittelverteilung soll in Zukunft eine neu zu gründende Sportagentur entscheiden. 200 000 Euro sind zunächst mit Sperrvermerk für ihre Gründung bewilligt worden. Einzelheiten und Details müssen zwar noch definiert werden, ihr Hauptziel sei aber eine Umstrukturierung innerhalb der Sportwelt, sagt SPD-Politikerin Sabine Poschmann:
„Wir wollen transparent sein, wir wollen für die Sportlerinnen und Sportler eine bessere Trainingsumgebung leisten. Das sind die Signale, die davon ausgehen.“
Die SPD-Obfrau im Sportausschuss glaubt, dass eine unabhängige Agentur andere Prioritäten setzen kann als bisher.

Mehrheit soll in parlamentarischer Hand sein

Um unabhängig zu sein, sollen in den Entscheidungsgremien der Sportagentur sowohl Vertreter aus dem Sport als auch Haushaltsmittelgeber sitzen.
„Aber es ist schon sinnvoll, dass der Haushaltsgesetzgeber eine Mehrheit hat in diesen Gremien. Also immer noch eine Stimme mehr als der DOSB“, sagt Poschmann im Deutschlandfunk-Interview. Konkret sollen der DOSB und der Bund vertreten sein, das BMI, Parlamentarier und Vertreter aus den Bundesländern.

Auch Sitze für Athletenvertreter?

Sitze für Athleten und Athletinnen oder Vertreter aus dem Trainerpersonal stehen explizit noch nicht in den Planungen, lenkt Poschmann ein, aber „von den Sozialdemokraten ist es auch der Wunsch, dass wir natürlich auch Betroffene in dem Gremium haben wollen. Aber die Sportpolitiker gehen wirklich in die Diskussion, in das Feinkonzept, auch zusammen mit dem DOSB, wenn das Sportgesetz als Entwurf vom BMI vorgelegt wird.“
Poschmann findet dennoch den Input von Athleten und Athletinnen wichtig und bereichernd, da man als Politiker solche Einblicke nicht hätte, die aber in die Maßnahmen und Zielsetzung einfließen müssten.  

Flexible Förderung soll möglich werden

Ziel der Sportagentur soll sein, die Fördergelder effizient und auch transparent zu verteilen. Das bisherige System, die Potenzialanalyse, das die Fördermittel nach dem Erfolgspotenzial der jeweiligen Sportart bei Großevents vergeben hat, stand zuletzt in der Kritik, nachdem die deutsche Basketballnationalmannschaft der Männer Weltmeister geworden ist, obwohl die Sportart Basketball in der Förderliste ganz unten stand.
Das System sei zu starr, gab Poschmann zu. Die Sportagentur soll in Zukunft die Förderung flexibel entscheiden, sodass auch Überraschungen in der Leistungsentwicklung besser berücksichtigt werden könnten.
„Es reicht nicht, nur nach Medaillen zu kucken, sondern auch Athleten und Trainer müssen gute Rahmenbedingungen haben, um sich überhaupt entwickeln zu können“, so Poschmann.
Medaillenerfolge seien zwar immer noch ein Ziel, aber „wir müssen die Athleten und Athletinnen mehr in den Mittelpunkt stellen. Ich glaube, dass man daraus viel entwickeln kann, dass sich daraus automatisch Medaillen entwickeln.“
Die SPD fordert deshalb, „dass man Athleten nicht als Werkzeuge betrachtet, um Ziele zu erreichen, sondern ihre individuellen Bedürfnisse auch in die neue Zielsetzung miteinbezieht.“
Es solle insgesamt ein neuer Geist in die Sportförderung einziehen.