Die Croisette in Cannes soll nach dem Vorbild der Promenade des Anglais im nicht weit entfernten Nizza entstanden sein: Beide Flaniermeilen laden zum Sehen und Gesehenwerden ein, zum Spazieren und zum Verweilen. Bis spät in die Nacht hinein herrscht hier Verkehr, insbesondere bei sommerlichen Temperaturen ist selbst noch in den frühen Morgenstunden etwas los. Seit dem LKW-Anschlag in Nizza am 14. Juli 2016, bei dem 86 Menschen getötet und über 400 verletzt wurden, hat das Leben auf Croisette und Promenade des Anglais jedoch an Leichtigkeit verloren. Der Terror hat die Côte d‘Azur erreicht und damit auch die Filmfestspiele.
Sicherheit - so unauffällig wie möglich
Zwar herrschte schon im vergangenen Festivalsommer in Frankreich Ausnahmezustand, doch die Ereignisse von Nizza haben dafür gesorgt, dass die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Palais des Festivals nochmals erhöht wurden. Völlig zu Recht trägt das klobige Gebäude nun seinen Spitznamen "Bunker". Lange Warteschlangen winden sich vor Vorführungsbeginn auf dem Bürgersteig: Taschenkontrolle, der Gang durch ein Metalldetektoren-Tor und das Absuchen mit einem Handdetektor – all das braucht Zeit. Doch die Festivalbesucher bringen die nötige Geduld mit. Nur am ersten Wettbewerbsmorgen kam Murren auf, als jeder Besucher zwei Kontrollstationen passieren musste. Doch an dieser Doppelung war wohl keine Übervorsicht Schuld, sondern lediglich logistische Fehlplanung.
An der Croisette ist man darum bemüht, die Absperrungen so unauffällig wie möglich zu gestalten. Gigantische Blumenkübel blockieren jetzt die Durchgänge und würden ein heranrasendes Fahrzeug schnell ausbremsen.
So effektiv die floralen Sicherheitsvorkehrungen auch gegen Eindringlinge sein mögen, so sehr stehen sie im Weg, wenn viel Menschen möglichst schnell das Gelände verlassen müssen. Am Samstagabend etwa, als im Festivalpalast eine herrenlose Tasche entdeckt worden war und man das Gebäude und den Vorplatz evakuieren wollte, kam es kaum ein Durchkommen. Sicherheit hat halt ihren Preis.