Einmal nur habe sie darüber nachgedacht, eigene Kinder haben zu wollen, sagt Harolds vierte Ehefrau Maureen. Dann hält sie kurz inne und schüttelt den Kopf als würde sie mit sich selbst sprechen: Nein, eigentlich habe sie nie den Wunsch nach eigenen Kindern gehabt.
Zum einen gibt sich Maureen selbst im reifen Alter noch manchmal wie ein kleines Mädchen, zum anderen fordert ihr abgehalfterter Künstlergatte Harold von ihr nahezu mütterliche Fürsorge, aber am meisten haben wohl Harolds drei Kinder aus früheren Beziehungen Maureen den Kinderwunsch ausgetrieben.
Diese drei – Businessman Matthew, Mauerblümchen Jean und Hausmann Danny – sie sind selbst im Erwachsenenalter vor kindischem Verhalten nicht gefeit: Sie buhlen um die Gunst ihres Vaters und können ihm nicht verzeihen, dass er nie der zugewandte Daddy war, den sie sich gewünscht haben.
"The Meyerowitz Stories" beleuchtet das Innenleben einer Familie
Noah Baumbach hat für seinen neuen Film "The Meyerowitz Stories" tief in das Innenleben einer Familie geleuchtet. Eine Stunde und 50 Minuten lang erzählt er von den Clanmitgliedern, die so gerne eine Familie wären, aber sich meist nicht als eine solche fühlen. Köstliches Amüsement und erstickendes Drama zugleich.
Im Gegensatz zu den beiden Filmbrüdern Matthew und Danny wollten deren Darsteller Ben Stiller und Adam Sandler schon seit langem Brüder sein. oder zumindest solche spielen. Unter Baumbachs Regie durften sie sich dabei richtig austoben: Kinnhaken, Rippenschläge und Schwitzkasten inklusive.
Sandler hat von der Rangelei vor laufender Kamera die schlimmsten Blutergüsse seines Lebens zurückbehalten, stöhnt er bei der Pressekonferenz in Cannes. Aber er scheint Ben alias Matthew verziehen zu haben. Dustin Hoffman verfolgt gelassen die verbalen Kabbeleien seiner beiden Filmsöhne. Doch dann wird er plötzlich hellwach.
Im Publikum erhebt sich ein argentinischer Journalist namens Hoffman, um dem Filmcast eine Frage zu stellen. "Drehen Sie sich bitte mal zur Seite, damit ich Ihre Nase sehen kann?" bittet Dustin Hoffman den jungen Mann. Da will wohl einer sichergehen, dass es sich hier um eine bloße Namensgleichheit handelt und nicht um Blutsverwandtschaft. Genug Familie ist schließlich genug!