Erderwärmung
Potenzial von Wäldern für Klimaschutz wird laut Studie nicht ausgeschöpft

Forschern zufolge wird das Potenzial von Wäldern für den Klimaschutz nicht ausgeschöpft. Würden weltweit geeignete Flächen aufgeforstet und bestehende, degradierte Wälder instand gesetzt werden, könnten dadurch 226 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich gebunden werden, wie aus eine Studie im Fachjournal "Nature" hervorgeht.

    Eine Hand hält ein Ahornblatt mit einem Schriftzug CO2.
    Unabhängige Wissenschaftler loben die Studie. (imago-images / Bihlmayerfotografie /)
    Zum Vergleich: Die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2022 weltweit entsprachen rund 10 Gigatonnen Kohlenstoff.
    An der internationalen Studie unter der Leitung Thomas Crowthers von der ETH Zürich waren Autoren von über 200 Institutionen beteiligt. Unabhängige Wissenschaftler lobten die Methodik. Es handele sich um eine sehr sorgfältige, genaue Analyse, erklärte der Botaniker Christian Körner von der Uni Basel. Der Geograph Florian Zabel von der Ludwig-Maximilians-Universität München meinte, die Ergebnisse lägen insgesamt in ähnlicher Größenordnung wie andere Studien. Die Studie könne genutzt werden, wenn es um die Ausweisung zukünftiger Schutzgebiete gehe. Ein politisches Problem liege aber darin, dass sich ein Großteil der identifizierten Potenziale in tropischen Regionen befänden. Das werde die Frage auf, ob und in welcher Art und Weise diese Regionen mit Kompensationszahlungen unterstützt werden könnten oder sollten.
    Körner gibt kritisch zu bedenken, Aufforstung von brach liegendem, waldfähigem Land sei zwar ökologisch absolut wünschenswert, die Wirkung als Kohlenstoffspeicher folge dabei aber sehr stark verzögert: in vollem Umfang "wohl erst in 100 bis 200 Jahren", wenn man sofort überall gleichzeitig beginnen würde. Die Verhinderung der Abholzung alter Wälder habe dagegen sofortige Wirkung.
    Diese Nachricht wurde am 15.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.