Rainer Berthold Schossig: Potsdam will wieder friderizianisch werden. Man plant, die historische Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und in der DDR dann weiter demoliert wurde, völlig neu aufzubauen. Schon in vier Jahren soll Brandenburgs Landeshauptstadt fast wieder aussehen wie zu Zeiten des Alten Fritz, denkt man. Insbesondere am Alten Markt, nahe dem neuen alten Landtag in den Formen des früheren Stadtschlosses, wird die einstige Struktur der Innenstadt wiederhergestellt. – Frage an den Grünen-Baustadtrat Matthias Klipp in Potsdam: Das klingt ein bisschen nach einer barocken Puppenstube, Herr Klipp. Sie haben gesagt, dies sei aber nicht zu befürchten. Und was macht Sie da aber so sicher?
Matthias Klipp: ..., weil wir eine ausgewogene Mischung aus Gebäuden, die in Anlehnung an das historische Vorbild wiederentstehen sollen, und moderner Architektur zugelassen haben - ganz bewusst, weil auch sich nicht jedes Gebäude als kulturhistorisch so bedeutsam erwiesen hat, dass man von den heutigen Bauherren verlangen kann und verlangen sollte, es historisch zu rekonstruieren oder die Fassade wiederherzustellen, sondern wir beschränken uns auf wenige, stadtbildprägende und kulturhistorisch besonders bedeutende Gebäude, die entweder rekonstruiert werden sollen, da haben wir ja nur einen Leitbau, den sogenannten Leitbau, das Palais Barberini, also das wichtigste Gebäude am Alten Markt, dann insgesamt in dem gesamten Gebiet sieben weitere Leitfassaden, wo also die historische Fassade wiederhergestellt werden soll, dahinter aber durchaus ein modernes Gebäude entstehen kann. Und der Rest – und das ist der überwiegende Anteil der anderen Grundstücke -, da wird moderne Architektur zugelassen, allerdings mit Gestaltungsvorgaben.
Schossig: Zunächst noch zum Palais Barberini. Das ist ein Bau, der 1772 selbst damals als eine Kopie nach einem römischen Vorbild errichtet wurde, ein Bürgerhaus, schon damals also ein Pasticcio, im Zweiten Weltkrieg zerstört, nun originalgetreu rekonstruiert wie Phönix aus der Asche. Wie geht das?
Klipp: Das geht nur, wenn man einen Bauherren findet, der bereit und in der Lage ist, sich dieser Aufgabe auch zu stellen, und wenn man vor allen Dingen eine ausreichende Dokumentation dafür hat, und da waren wir sehr froh, dass wir im Rahmen der Erarbeitung dieses integrierten Leitbautenkonzeptes, dass unsere Forscher, die wir durch die Archive geschickt haben, dort besonders fündig geworden sind. Wir haben also die beste Dokumentationslage, teilweise Eins-zu-eins-Pläne in den Archiven gefunden, für die Fassaden, für die Innenräume, für die Säle des Palais Barberine, und nur deshalb können wir überhaupt von dem Bauherren verlangen, das originalgetreu zu rekonstruieren. Ansonsten wäre das ja sozusagen ein Fake. Aber da haben wir wirklich eine sehr gute Dokumentationslage.
Schossig: Es geht also nicht nur um Fassaden, um Kulissen, sondern es geht um eine Rekonstruktion auch der Innenräume, wie Sie gerade andeuteten?
Klipp: Ja bei diesem Gebäude: Das ist das einzige Gebäude, wo es auch um eine Rekonstruktion der Innenräume geht. Das ist an dieser Stelle auch gerechtfertigt, weil das Palais Barberini sich ausgezeichnet hat durch zwei hervorragende Säle, in denen, ich sage mal, ein Großteil des bürgerlichen Lebens von Potsdam auch stattgefunden hat.
Schossig: Und jetzt, Herr Klipp? Hotellerie oder Shopping?
Klipp: Das wird ein Hotel. Alles andere wäre problematisch. Und Shopping geht an dieser Stelle sowieso nicht, geht städtebaulich nicht. Der Alte Markt ist auch kein Zentrum des Einzelhandels. Also so was, was in Braunschweig gemacht worden ist, eine ECE-Mall mit der alten Schlossfassade zu versehen, so was wollen wir in Potsdam nicht machen.
Schossig: Sie sagen es, es gibt diverse Vorbilder. Die Münchner Residenz ist ein relativ geschlossener Komplex, sieht heute fast so aus, wie es vor 200 Jahren aussah, dann natürlich das Viertel um die Frauenkirche in Dresden, hier ist Shopping und hier ist auch zum Teil Rekonstruktion, das Berliner Stadtschloss, davon ganz zu schweigen. Was ist ihr Vorbild?
Klipp: Wir haben sehr, sehr viele Vorbilder sehr kritisch ausgewertet. Wir waren also mehrmals in Dresden, haben uns das genau angeguckt, haben uns die Verfahren auch genau angeguckt, haben uns die Ergebnisse genau angeschaut und haben aus den Erfahrungen anderer Städte ein eigenes Verfahren entwickelt, ein eigenes Konzept entwickelt, und ich denke, dass wir es noch ein Stück weit besser hinbekommen als die anderen Städte. Insbesondere auch unser Ehrgeiz ist es, es auch noch besser hinzubekommen als Dresden.
Schossig: Woher kommen die 70 Millionen Euro, die solche Neubauten, Altbauten kosten?
Klipp: Diese 70 Millionen Euro werden von den privaten Bauherren aufgebracht. Die müssen die Grundstücke erwerben von der Stadt. Das ist ein Sanierungsgebiet. Die Preise gehen dann ins Treuhandvermögen und aus dem Treuhandvermögen heraus werden dann Straßen, Plätze, Uferpromenaden, also der öffentliche Raum hergestellt. Und die müssen dann auch die Baukosten aufbringen, das ist also keine städtische Aufgabe. Das ist auch ein Unterschied zu anderen Städten. Frankfurt am Main, die haben auch wahrscheinlich den entsprechenden finanziellen Hintergrund, die haben eine eigene Baugesellschaft gegründet, städtische Baugesellschaft, und die bauen das Viertel am Römer selber wieder auf und verkaufen anschließend, wahrscheinlich mit Verlust die fertigen Häuser dann an private Bauherren. Das ist auch ein Modell, zu dem Modell war aber die etwas klamme Stadt Potsdam nicht in der Lage.
Schossig: Das waren Auskünfte des Potsdamer Stadtbaurats Matthias Klipp über die Pläne zur Wiedergewinnung eines historischen Stadtkerns der brandenburgischen Hauptstadt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Matthias Klipp: ..., weil wir eine ausgewogene Mischung aus Gebäuden, die in Anlehnung an das historische Vorbild wiederentstehen sollen, und moderner Architektur zugelassen haben - ganz bewusst, weil auch sich nicht jedes Gebäude als kulturhistorisch so bedeutsam erwiesen hat, dass man von den heutigen Bauherren verlangen kann und verlangen sollte, es historisch zu rekonstruieren oder die Fassade wiederherzustellen, sondern wir beschränken uns auf wenige, stadtbildprägende und kulturhistorisch besonders bedeutende Gebäude, die entweder rekonstruiert werden sollen, da haben wir ja nur einen Leitbau, den sogenannten Leitbau, das Palais Barberini, also das wichtigste Gebäude am Alten Markt, dann insgesamt in dem gesamten Gebiet sieben weitere Leitfassaden, wo also die historische Fassade wiederhergestellt werden soll, dahinter aber durchaus ein modernes Gebäude entstehen kann. Und der Rest – und das ist der überwiegende Anteil der anderen Grundstücke -, da wird moderne Architektur zugelassen, allerdings mit Gestaltungsvorgaben.
Schossig: Zunächst noch zum Palais Barberini. Das ist ein Bau, der 1772 selbst damals als eine Kopie nach einem römischen Vorbild errichtet wurde, ein Bürgerhaus, schon damals also ein Pasticcio, im Zweiten Weltkrieg zerstört, nun originalgetreu rekonstruiert wie Phönix aus der Asche. Wie geht das?
Klipp: Das geht nur, wenn man einen Bauherren findet, der bereit und in der Lage ist, sich dieser Aufgabe auch zu stellen, und wenn man vor allen Dingen eine ausreichende Dokumentation dafür hat, und da waren wir sehr froh, dass wir im Rahmen der Erarbeitung dieses integrierten Leitbautenkonzeptes, dass unsere Forscher, die wir durch die Archive geschickt haben, dort besonders fündig geworden sind. Wir haben also die beste Dokumentationslage, teilweise Eins-zu-eins-Pläne in den Archiven gefunden, für die Fassaden, für die Innenräume, für die Säle des Palais Barberine, und nur deshalb können wir überhaupt von dem Bauherren verlangen, das originalgetreu zu rekonstruieren. Ansonsten wäre das ja sozusagen ein Fake. Aber da haben wir wirklich eine sehr gute Dokumentationslage.
Schossig: Es geht also nicht nur um Fassaden, um Kulissen, sondern es geht um eine Rekonstruktion auch der Innenräume, wie Sie gerade andeuteten?
Klipp: Ja bei diesem Gebäude: Das ist das einzige Gebäude, wo es auch um eine Rekonstruktion der Innenräume geht. Das ist an dieser Stelle auch gerechtfertigt, weil das Palais Barberini sich ausgezeichnet hat durch zwei hervorragende Säle, in denen, ich sage mal, ein Großteil des bürgerlichen Lebens von Potsdam auch stattgefunden hat.
Schossig: Und jetzt, Herr Klipp? Hotellerie oder Shopping?
Klipp: Das wird ein Hotel. Alles andere wäre problematisch. Und Shopping geht an dieser Stelle sowieso nicht, geht städtebaulich nicht. Der Alte Markt ist auch kein Zentrum des Einzelhandels. Also so was, was in Braunschweig gemacht worden ist, eine ECE-Mall mit der alten Schlossfassade zu versehen, so was wollen wir in Potsdam nicht machen.
Schossig: Sie sagen es, es gibt diverse Vorbilder. Die Münchner Residenz ist ein relativ geschlossener Komplex, sieht heute fast so aus, wie es vor 200 Jahren aussah, dann natürlich das Viertel um die Frauenkirche in Dresden, hier ist Shopping und hier ist auch zum Teil Rekonstruktion, das Berliner Stadtschloss, davon ganz zu schweigen. Was ist ihr Vorbild?
Klipp: Wir haben sehr, sehr viele Vorbilder sehr kritisch ausgewertet. Wir waren also mehrmals in Dresden, haben uns das genau angeguckt, haben uns die Verfahren auch genau angeguckt, haben uns die Ergebnisse genau angeschaut und haben aus den Erfahrungen anderer Städte ein eigenes Verfahren entwickelt, ein eigenes Konzept entwickelt, und ich denke, dass wir es noch ein Stück weit besser hinbekommen als die anderen Städte. Insbesondere auch unser Ehrgeiz ist es, es auch noch besser hinzubekommen als Dresden.
Schossig: Woher kommen die 70 Millionen Euro, die solche Neubauten, Altbauten kosten?
Klipp: Diese 70 Millionen Euro werden von den privaten Bauherren aufgebracht. Die müssen die Grundstücke erwerben von der Stadt. Das ist ein Sanierungsgebiet. Die Preise gehen dann ins Treuhandvermögen und aus dem Treuhandvermögen heraus werden dann Straßen, Plätze, Uferpromenaden, also der öffentliche Raum hergestellt. Und die müssen dann auch die Baukosten aufbringen, das ist also keine städtische Aufgabe. Das ist auch ein Unterschied zu anderen Städten. Frankfurt am Main, die haben auch wahrscheinlich den entsprechenden finanziellen Hintergrund, die haben eine eigene Baugesellschaft gegründet, städtische Baugesellschaft, und die bauen das Viertel am Römer selber wieder auf und verkaufen anschließend, wahrscheinlich mit Verlust die fertigen Häuser dann an private Bauherren. Das ist auch ein Modell, zu dem Modell war aber die etwas klamme Stadt Potsdam nicht in der Lage.
Schossig: Das waren Auskünfte des Potsdamer Stadtbaurats Matthias Klipp über die Pläne zur Wiedergewinnung eines historischen Stadtkerns der brandenburgischen Hauptstadt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.