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Pracht und Verschwendung

Mit "Cleopatra" trieb Regisseur Joseph L. Mankiewicz die Gigantomanie des historischen Großfilms auf die Spitze. Vier Stunden dauerte die Premierenfassung am 12. Juni 1963. Es war die teuerste Produktion aller Zeiten. Unvergessen blieben Liz Taylor in der Rolle der schönsten Frau der Antike und Richard Burton als Mark Anton. "Cleopatra" wurde zum Auftakt der Liebesgeschichte der beiden Hollywood-Stars.

Von Josef Schnelle |
    "Ich bin die Göttin des Nils. Ich werde viele Söhne gebären. Isis hat es mir verheißen. Meine Brust ist voller Liebe und Leben. Mein Schoß ist voller Sehnsucht und Verlangen. Solche Frauen, sagt man, bekommen Söhne."

    Von Anfang an ist es ihr Film, der Imagefilm der damals schönsten Schauspielerin der Welt, der Film von Liz Taylor in der Rolle der Cleopatra, der schönsten Frau der Antike. In der eben gehörten Szene verspricht sie dem mächtigsten Manne Roms alles. Die ägyptische Ptolemäer-Königin wird Caesar tatsächlich einen Sohn schenken, und er wird ihn anerkennen. Caesar versteht auch ihre politische Vision. Das römische Weltreich will sie mit ihm vom Nahen Osten her regieren als das neue Ägypten.

    Antonius hingegen, der Held des zweiten Filmteils, der die Nachfolge des ermordeten Caesars antritt, ist von Anfang an nur ein verliebter Tor, unfähig, an etwas anderes als an seine Liebe zu Cleopatra zu denken. Er verliert Schlachten und schließlich das Leben, weil seine ach so männliche Feldherrenpersönlichkeit den erotischen Avancen Cleopatras nichts entgegenzusetzen hat. Sie verführt ihn mit Dutzenden von Tänzerinnen und einer Doppelgängerin, die an der Seite des Lustgottes Bacchus bei einem Fest auf der königlichen Galeere auftaucht. Doch er ist ihrer nicht ebenbürtig.

    In den 60er Jahren veränderte der Film nach einer fast fünfjährigen Produktionszeit und mit einem Rekordbudget von 44 Millionen Dollar die Art und Weise, wie man in der Filmmetropole Kassenknüller plante. Ohne exorbitante Stargagen, spektakuläre Bauten und eindrucksvolle Prachtszenen ging nun nichts mehr. Die Spirale wurde immer höher gedreht. Schon im Vorfeld wurde nun mit dem betriebenen Aufwand für den Film geworben.

    Begleitet wurde die Produktion von den Gerüchten um die Liebesgeschichte von Richard Burton als Mark Anton und Liz Taylor als Cleopatra. Sie war, wie wir heute wissen, nur das Vorspiel einer langen, leidenschaftlichen Beziehung des Paares, das dreimal heiratete. Doch das wusste damals noch niemand. Nie mehr hat es so eine Liebesgeschichte auf den Drehsets von Hollywood in Los Angeles oder Cinecitta in Rom gegeben - Liz Taylor erinnert sich:

    "Es war eine sehr große Rolle, und Richard war wunderbar. Richard und ich verliebten uns am Set von Cleopatra. Wir haben versucht, es nicht geschehen zu lassen. Meine Ehe zu Eddie Fischer befand sich bereits in den letzten Zügen, aber ich wollte nicht Richards Ehe mit Sybil Williams zerstören."

    Für die Marktstrategen der Filmmetropole war trotzdem gerade eine wichtige Schlacht verloren gegangen. Die Filmkulisse Alexandrias musste dreimal wieder aufgebaut werden. Mal musste der Dreh verschoben werden, weil ein neuer Regisseur die Leitung übernahm. Dann litten die Bauten unter Sturm und Verwitterung. Mitten in den endgültigen Drehvorbereitungen 1959 erkrankte Hauptdarstellerin Liz Taylor schließlich lebensgefährlich. Wer genau hinschaut, kann unter dem dicken Make-up noch den Luftröhrenschnitt entdecken, der ihr Leben rettete.

    Regisseur Joseph L Mankiewicz, unvergessen als Drehbuchautor des Orson-Welles Klassikers "Citizen Kane" 1940 , aber inzwischen ein mit allen Konventionen des Geschäfts vertrauter Studioregisseur, hatte das Projekt von Rouben Mamoulian übernommen. Und eigentlich passte der Spezialist fürs gehobene Kammerspiel gar nicht zu dem geplanten Monumentalfilm. Und so wurde "Cleopatra" endlich mal ein Römerfilm ohne Christenverfolgung, Wagenrennen und Katakomben. Dafür verschwenderisch in den Dekors mit einem 24-Karat-Goldkostüm für Liz Taylor. Es war nur eines von 65.

    Der erste Höhepunkt des Films ist Cleopatras opernhafter großer Auftritt mit Caesars Sohn Caesarion an ihrer Seite beim Einmarsch in Rom auf einer gigantischen Rampe, die von Hunderten von Sklaven zum Pappimitat des Forum Romanum gezogen wird. Pracht und Verschwendung. Darin fanden Hollywood und Rom zusammen. Der Soundtrack von Routinier Alex North, der auch schon "Spartakus" orchestriert hatte, spiegelt das wider.