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Prähistorischer Einschlag

Geologie.- Über die Ursache des Endes der Dinosaurier wird in Forscherkreisen heftig diskutiert. Ein Vulkanausbruch könnte es gewesen sein, heißt es. Jetzt bringt ein Paläontologe eine neue These ins Spiel: Ein Riesen-Asteroid, der Westindien traf und Vulkanausbrüche auslöste.

Von Dagmar Röhrlich |
    Eine Grafik des Shiva-Kraters: Der Asteroid, der für das Loch gesorgt hat, muss einen Durchmesser von 40 Kilometern gehabt haben.
    Eine Grafik des Shiva-Kraters: Der Asteroid, der für das Loch gesorgt hat, muss einen Durchmesser von 40 Kilometern gehabt haben. (Geological Society of America)
    Ein Asteroid als Todesengel der Dinosaurier - die Idee ist verführerisch und hat nun eine weitere Variante bekommen. Nachdem auf geologischen Konferenzen in den vergangenen Jahren eine heftige Debatte um den Chicxulub-Krater geführt worden war, und etliche Indizien gegen ihn zu sprechen scheinen, ist nun ein neuer Kandidat aufgetaucht - und zwar vor der Küste Indiens:

    "Dieser Krater hat einen Durchmesser von 500 Kilometern. Er ist der größte auf der Erde, auch wenn es auf Mond oder Mars noch größere gibt. Er besitzt gleich mehrere Ringe, und er entstand vor 65 Millionen Jahren, als die Dinosaurier ausstarben. Er könnte die eigentliche Ursache für dieses Massenaussterben sein, und deshalb habe ich ihn nach Shiva benannt, dem hinduistischen Gott der Vernichtung."

    Sankar Chatterjee ist Paläontologe an der Texas Tech University. Seit fast 20 Jahren beschäftigt er sich mit dieser Struktur, die in der arabischen See westlich von Bombay, dem heutigen Mumbai, liegt. Hier soll seiner Meinung nach am Ende der Dinosaurierzeit ein Asteroid in die Erde gerast sein, der vier Mal so groß ist wie der von Chicxulub:

    "Der Asteroid muss einen Durchmesser von 40 Kilometern gehabt haben. Der Einschlag war so gewaltig, dass er den gesamten Westteil Indiens erschütterte. Die Seychellen, die bis dahin mit Indien verbunden waren, wurden vom Subkontinent losgerissen und drifteten in Richtung Madagaskar, Indien dagegen bewegte sich weiter nach Norden."

    Und zwar schneller als zuvor: Sankar Chatterjee vermutet, dass dieser Einschlag Indien auf die für plattentektonische Bewegungen rasanten 20 Zentimeter pro Jahr beschleunigt hat, mit denen der Subkontinent damals unterwegs war. Vor allem aber traf dieser Einschlag die Erde zu einer sehr ungünstigen Zeit, erklärt der Paläontologe:

    "Indien war damals ein Inferno. Da war nicht nur der Asteroideneinschlag, gleichzeitig hatte der Ausbruch der Dekkan-Flutbasalte begonnen, einer der größten Ausbrüche in der Erdgeschichte."

    Noch heute bedecken die Basaltdecken, die damals an langen Spalten aus der Erde quollen, den halben Subkontinent mit einer drei Kilometer dicken Schicht:

    "Der Vulkanausbruch hatte schon begonnen, das wissen wir, aber er war nicht so gewaltig, wie er werden sollte. Der Einschlag zerfetzte die Erdkruste, riss sie bis in den Erdmantel hinein auf. Dadurch explodierte dieser Ausbruch förmlich. Der Einschlag hat den Dekkan-Vulkanismus nicht ausgelöst, aber er hat ihm zu seinen katastrophalen Ausmaßen verholfen."

    Die Lava der Dekkan-Trapps soll auch den Shiva-Krater zum Teil verschüttet haben. Doch im Kontinentalschelf vor Bombay seien trotzdem noch Spuren zu erkennen.

    "In jedem großen Krater gibt es im Zentrum eine Erhebung oder einen Berg. Im Fall des Shiva-Kraters liegt dieser Berg im Ozean und ist fünf Kilometer hoch. Er heißt die Bombay-Erhebung."

    Sie entstanden, als die Erde an der Einschlagsstelle zurückfederte und geschmolzenes Material von Asteroid und Erdkruste emporgeschleudert wurde. Kein anderer Prozess könne einen solchen Berg hervorbringen, so Chatterjee, und außerdem hat er in den Flutbasalten selbst noch Indizien gefunden:

    "In dieser Lava finden wir eine Gesteinslage, die mit Iridium angereichert ist, und Iridium ist ein sehr guter Indikator für Asteroiden."

    Um ihre Idee zu untermauern, fliegen Chatterjee und seine Kollegen im Dezember nach Indien. Sie haben von den Ölfirmen die Erlaubnis erhalten, die Bohrkerne zu untersuchen. So hoffen sie nachweisen zu können, dass es sich bei der Struktur vor der Küste Indiens tatsächlich um diesen Mega-Einschlagskrater handelt, der dem Saurierleben auf der Erde mit einem Schlag ein Ende bereitete.