IOC-Vizepräsident John Coates hat angekündigt, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele im kommenden Jahr "um jeden Preis stattfinden werden". Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, hat dafür kein Verständnis. "Wenn die Gesundheitssituation sich nicht verbessert, wenn die Pandemie nicht zum Erliegen gekommen ist, wenn eine gesundheitliche Gefährdung stattfindet, dürfen keine Spiele stattfinden", sagte Beucher im Dlf.
Eine Entscheidung könne jedoch frühestens im März 2021 getroffen werden. Sollte es bis dahin keinen Impfstoff geben, sei eine Verschiebung oder ein Ausfall der Spiele alternativlos, so Beucher. "Wenn wir noch auf dem Stand von heute sind, gibt es keine Diskussion."
Der Deutsche Behindernspourt-Verband plane nun aber so, als ob die Spiele wie geplant stattfinden können. "Das heißt bei uns: volle Kraft voraus", sagte Beucher.
"Es gibt die Spiele nur noch im Doppelpack"
Den 74-Jährigen stört dabei jedoch, dass die Paralympischen Spiele immer weiter aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden. "Es ist immer nur noch von Olympischen Spielen und nicht mehr von Paralympischen Spielen die Rede", sagt er. Er führe das auf eine Verkürzung in der Berichterstattung zurück. "Trotzdem will ich nicht schweigen, deshalb melden wir uns laut zu Wort und erinnern ständig daran, dass es Spiele nur noch im Doppelpack gibt. Olympische und Paralympische Spiele gehören untrennbar zusammen. Das fordere ich laut und deutlich bei denen ein, die das immer vergessen, oder die Paralympics hinten runterfallen lassen."
Deswegen sei es auch nicht möglich, dass die Paralympics aus Kostengründen ausfallen, die Olympischen Spiele aber nicht. "Das ist vertraglich geregelt. Wenn gekürzt werden muss, ,muss bei beiden gekürzt werden", stellt Beucher klar.
Seine größte Sorge bleibe die Gesundheitssituation. Ein japanischer Arzt hatte in einem Zeitungsartikel geschrieben, dass Para-Athleten anfälliger für das Coronavirus seien und die Paralympics deshalb womöglich nicht stattfinden könnten. Zwar sei laut Beucher richtig, dass manche Athleten durch ihre Behinderung zur Risikogruppe gehörten. "Aber das erfordert keinen Ausschluss, sondern verstärkte Sicherheitsmaßnahmen."