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Präsidentenwahl in Portugal
Der "Linke unter den Rechten" siegt

Der Kandidat der Konservativen, Marcelo Rebelo de Sousa, hat die Präsidentenwahl in Portugal mit 52 Prozent gewonnen. Der Jurist und ehemalige Fernsehmoderator muss nun mit der linken Minderheitsregierung zusammenarbeiten.

Von Daniel Sulzmann |
    Der neue Präsident Portugals am Abend nach seiner Wahl.
    Der neue Präsident Portugals am Abend nach seiner Wahl. (AFP - Patricia de Melo Moreira)
    Tolles Wetter, gute Stimmung. Als Präsidentschaftskandidat Marcelo Rebelo de Sousa in seinem Heimatort Celorico de Basto seine Stimme abgibt, kann sogar er nicht umhin, den strahlend blauen Himmel zu erwähnen:
    "Ich erwarte und erhoffe mir bei diesem tollen Wetter eine hohe Wahlbeteiligung, es gibt keinen Grund nicht wählen zu gehen, und aus diesem Grund bin ich sehr zuversichtlich. Weder bin ich voller Euphorie oder besorgt, nein, einfach zuversichtlich."
    Jeder Zweite war wählen
    Dabei war die Wahlbeteiligung auch dieses Mal eher gering. Bis zwölf Uhr hatten in Portugal gerade mal etwas mehr als 15 Prozent der Wahlbeteiligten gewählt, das ist zwar ein wenig mehr als vor vier Jahren, aber immer noch nicht viel. Am Ende warf nur gut jeder zweite Wahlberechtigte in Portugal einen Wahlzettel in die Urnen.
    Die, die wählen gingen, waren sich sicher, dass ihre Stimmabgabe wichtig ist, so wie dieser Mann aus Lissabon:
    "Der Präsident hat ja nicht viel Macht, aber es ist wichtig wählen zu gehen, denn es ist wichtig einen Präsidenten zu haben, der seinen Stil hat, seine eigene Art der ein Mann ist, der Portugal repräsentieren kann."
    Jurist und ehemaliger TV-Moderator
    Marcelo Rebelo de Sousa war der populärste Kandidat bei dieser Staatspräsidentenwahl in Portugal, die so unspektakulär abgelaufen ist, dass zum Beispiel von ihm nicht mal groß Plakate im Land zu sehen waren. Der 67-jährige Jurist und ehemalige Fernsehmoderator ist bekannt, ein Arbeitstier zu sein, einer der bei den in Portugal trotz ihres Namens konservativen Sozialdemokraten von Anfang an dabei war. Er hat das Parteibuch mit der Nummer drei. Und dass Rebelo de Sousa konservativ, aber gemäßigt ist, hat er in den Wochen vor dem Wahlgang deutlich gemacht: er wird mit den Worten zitiert: "Unter den Rechten bin ich der Linke."
    Dieser Mann glaubt, auch der eher konservative neue Präsident wird sich mit der linken Minderheitsregierung verstehen:
    "Ja sicher, die Regierung und der neue Staatspräsident werden sich verstehen. Denn sonst geht's ja wieder nur rückwärts", sagt er.
    Sparkurs wird aufgeweicht
    Die neue sozialistische Minderheitsregierung in Portugal hat inzwischen auch schon die ersten gestrichenen Feiertage wieder eingeführt. Der Sparkurs der vergangenen Jahre im früheren Pleiteland Portugal, das 2011 unter den Rettungsschirm der EU flüchten musste und mit insgesamt 78 Milliarden Euro gestützt wurde, wird also aufgeweicht.
    Da sich neue Präsident schon als sehr gemäßigt rechtsliberal präsentiert hat, werden keine großen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und dem neuen Staatschef erwartet. Und Marcelo Rebelo de Sousa hat dieses Kurs in der Wahlnacht noch einmal ausdrücklich bekräftigt: Er möchte der Präsident aller Portugiesen sein, sagte er.