Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten
Bahn frei für Biden

Wer tritt im November 2020 gegen US-Präsident Donald Trump an? Darüber entscheiden die Demokraten in Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten. Zuletzt setzte sich der frühere Vizepräsident Joe Biden gegen Hauptkonkurrent Bernie Sanders durch. Der gibt nun auf. Ein Rückblick auf das anfangs bunteste Bewerberfeld in der Parteigeschichte.

    Senator Bernie Sanders (links) und der ehemalige Vizepräsident Joe Biden vor der TV-Debatte am 25.02.2020 in Charleston South Carolina.
    Das Feld der demokratischen Präsidentschaftskandidaten hat sich gelichtet: Die Delegierten schicken wohl den ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden ins Rennen. Als letzter stieg der linken Senator Bernie Sanders aus (imago images / UPI Photo)
    Die nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA finden turnusgemäß am 3. November 2020 statt. Vorgeschaltet sind die Primaries, die Vorwahlen der beiden großen Parteien zur Bestimmung der Präsidentschaftskandidaten in den 50 Bundesstaaten. Dabei schien bei den Republikanern bereits im September 2019 die Kandidatur von Amtsinhaber Donald Trump derart klar, dass die Vorwahl der Republikaner als Formsache gilt.
    Bei den Demokraten lief es lange Zeit auf eine Entscheidung zwischen dem früheren Vizepräsident Joe Biden und Senator Bernie Sanders hinaus. Am Mittwoch (09.04.2020) nun erklärte Sanders seinen Rückzug aus dem Wahlkampf.
    Biden konnte den Rückenwind seines Comebacks beim "Super Tuesday" nutzen und gewann auch bei den jüngsten Vorwahlen Prognosen zufolge in vier Bundesstaaten. "Die Demokratische Partei schart sich jetzt hinter Biden und verfolgt offenbar nur noch das eine Ziel: einen Kandidaten auf den Schild zu heben, der Trump besiegen kann", erklärt USA-Korrespondent Thilo Kößler.
    Der Präsidentschaftskandidat wird auf dem Wahlparteitag der Demokraten in Milwaukee bestimmt (13.07. bis 16.07.2020).
    "Letztlich geht es darum, Donald Trump zu schlagen"
    Die Demokraten seien intern gespalten und müssten sich nun einen, sagte der Transatlantikkoordinator der Bundesregierung Peter Beyer (CDU) im Dlf. Dafür gebe es nach dem "Super Tuesday" erste Signale.
    Diese US-Demokraten sind noch im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur:
    Diese Kandidatinnen und Kandidaten haben bereits aufgegeben:
    Demokratie in Amerika - Erosion oder Neubeginn?
    Am 3. November 2020 steht in den USA die nächste Präsidentschaftswahl an. Kommt es zur Regeneration der Demokratie oder zur Vollendung der Autokratie?
    Joe Biden
    Biden spricht in Pittsburgh 
    Prominentester und politisch erfahrenster Bewerber der Demokraten: Joe Biden (AP)
    Schon früh deutete alles auf einen Erfolg von Barack Obamas Vizepräsidenten. Der 76-Jährige führte in den Umfragen unangefochten, obwohl eine Reihe von verbalen Fehltritten und Patzern bei den TV-Debatten manche Beobachter fragen ließ, ob der Senator zu alt und nicht ausreichend robust für die Bewerbung und das Amt sei.
    Doch zunächst ließen die Ukraine-Affäre um Donald Trump und Bidens Sohn Hunter seinen Vorsprung schmelzen. Bei der ersten Vorwahl in Iowa landete er nur auf Rang vier.
    Bei der Vorwahl in South Carolina siegte er jedoch deutlich und holte fast die Hälfte der Stimmen. Vor allem am "Super Tuesday" stand Biden plötzlich als Spitzenreiter da. Bei den jüngsten Wahlen in sechs Bundesstaaten setzte er seine Siegesserie fort. Insbesondere mit seinem wohl deutlichen Sieg in Michigan - ehemaliges Zentrum der maroden amerikanischen Autoindustrie - konnte er seinen Vorsprung vor Konkurrent Bernie Sanders wieder ausbauen.
    Joe Biden steht nicht für mitreißende Auftritte und Aufbruchversprechen - doch viele Demokraten wollen derzeit auch eher einen Kandidaten, dem sie vertrauen können, der wieder Ordnung in den Laden bringt. Biden ist offenbar besonders beliebt bei afroamerikanischen Wähler, Frauen in den Vororten und langjährigen Demokraten der Mitte. Seine moderate Politik ist der Grund, warum viele demokratische Politiker ihn unterstützen, auch mehrere seiner früheren Konkurrenten aus dem Vorwahlkampf. Mit ihm als Kandidaten sehen sie die größten Chancen, Donald Trump zu stürzen.
    Democratic presidential candidate Joe Biden speaks to supporters as his wife, Dr.. Jill Biden L looks on during a Super Tuesday event at the Baldwin Hills Recreation Center in Los Angeles on Tuesday, March 3, 2020. A third of all available Democratic delegates will be awarded from the 14 states holding primaries. California s Tuesday primary will divvy up the largest single-state delegate haul of the Democratic race, with 415 delegates up for grabs. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY LAP2020030328 JIMxRUYMEN
    Überraschung am "Super Tuesday": Bidens Comeback
    Beim "Super Tuesday" in den USA hat Ex-Vizepräsident Joe Biden seinen Konkurrenten Bernie Sanders überflügelt. Die Wähler hätten pragmatisch gewählt, meint Thilo Kößler. Doch noch sei das Rennen nicht gelaufen.
    Diese Kandidaten sind bereits ausgestiegen:
    Bernie Sanders
    Bernie Sanders am Mikrofon
    Bernie Sanders rivalisierte zunächst mit Elizabeth Warren um die Gunst des progressiven Lagers. Der selbsterklärte demokratische Sozialist hat es schon einmal versucht: Im Vorwahlkampf der Demokraten 2016 sorgte Sanders für Furore, unterlag dann aber Hilary Clinton. Nun will es der 78-Jährige noch einmal wissen. Er hielt sich in den Umfragen lange auf Platz drei hinter Biden und Warren – und sammelte unerwartet viele Wahlkampfspenden: 61,5 Millionen in den acht Monaten nach Bekanntgabe seiner Kandidatur.
    Von einem Herzinfarkt am 5. Oktober erholte sich Sanders offenbar schnell. Nach wenigen Tagen im Krankenhaus ging es ihm nach eigenem Bekunden "großartig" und er führte seinen Wahlkampf fort.
    Bei der ersten Vorwahl in Iowa lag Sanders nur knapp hinter dem inzwischen ausgeschiedenen Pete Buttigieg und insgesamt lange vorne, knapp vor Joe Biden. Bei der Vorwahl in South Carolina konnte Biden diesen Vorsprung jedoch erheblich reduzieren und überflügelte Sanders schließlich beim "Super Tuesday" und konnte den Vorsprung inzwischen weiter ausbauen.
    Bernie Sanders lockt mit seinem Versprechen einer politischen Revolution mit kühnen Konzepten besonders junge, progressive Wähler. Für viele von ihnen gilt das Motto "Bernie or Bust" - "Bernie oder Flop": Wenn Sanders nicht Kandidat wird, wollen sie bei den eigentlichen Präsidentschaftswahlen zu Hause bleiben. Stimmen, die Biden dann fehlen würden - und Trump helfen könnten, im Amt zu bleiben. Biden bot Sanders denn auch schon eine Zusammenarbeit an.
    Auch das Coronavirus beeinflusst den Wahlkampf in den USA. Sowohl Biden als auch Sanders sagten Auftritte ab. Nach Einschätzung von USA-Korrespondent Thilo Kößler könnte das Sanders stärker schaden als Biden. Denn Sanders' Wahlkampf lebe von dem Spirit seiner Veranstaltungen, vom Kontakt zu den Wählern.
    Kommentar: Bernie Sanders - der falsche Favorit (03:09)
    Die Demokraten setzen mit Bernie Sanders auf das falsche Pferd, kommentiert Washington-Korrespondent Thilo Kößler. Mit Sanders als Gegenkandidaten dürfe Donald Trump auf eine zweite Amtszeit hoffen.
    Tulsi Gabbard
    Die Bewerberin um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten, Tulsi Gabbard, Kongressabgeordnete aus Hawaii, bei einer Wahlkampveranstaltung der emokraten in South Carolina. Sean Rayford/Getty Images/AFP
    Die Irakkrieg-Veteranin sitzt für Hawaii im Repräsentantenhaus. Sie hatte ursprünglich die Kandidatur von Bernie Sanders unterstützt, bis sie im Februar 2019 ihre eigene Bewerbung erklärte. Als zentrales politisches Anliegen nennt die 38-jährige Hinduistin eine Strafrechtsreform und Klimafragen. Für ihre frühere Haltung gegen LGBT-Rechte bat sie zwischenzeitlich um Entschuldigung. Einen Dämpfer erlitt Gabbards Kampagne, als sie an der Zulassung zur dritten Fernsehdebatte scheiterte. Gabbard drohte mit Boykott der vierten Debatte und verband dies mit Kritik an der demokratischen Parteispitze. Bei den Vorwahlen in verschiedenen Bundesstaaten liegt sie weit abgeschlagen hinter den beiden Favoriten Biden und Sanders.
    Elizabeth Warren

    21. August 2019: Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren bei einer Veranstaltung in Los Angeles
    Die Senatorin aus Massachusetts warf im Januar 2019 als erste prominente Politikerin der Demokraten ihren Hut in den Ring. Sie ist ein Aushängeschild des linken Flügels und besonders scharfe Kritikerin Trumps. Bei den Vorwahlen in Iowa schaffte sie es mit 18 Prozent auf Rang drei – vor Joe Biden. Bei den folgenden drei Wahlen schnitt sie jedoch schlechter ab und erzielte nur noch einstellige Ergebnisse. Bei der Vorwahl in South Carolina lag sie auch hinter Pete Buttigieg. Beim "Super Tuesday" wurde sie in ihrem Heimatstaat nur dritte und warf daraufhin das Handtuch.
    Michael Bloomberg
    Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg spricht im Februar 2019 auf einer Konferenz zur Waffenkontrolle in Las Vegas
    Wollte ins Rennen ums Weiße Haus einsteigen: der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (AP / John Locher)
    Der Medienunternehmer und frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hatte noch im März 2019 eine Bewerbung ausgeschlossen. Schließlich gab er dann Ende November 2019 doch bekannt, dass er für die Demokraten gegen Donald Trump antreten wolle. An den ersten vier Vorwahlen hat er jedoch nicht teilgenommen, zum "Super Tuesday" am 3. März stand er auf dem Wahlzettel.
    Der 77-jährige Milliardär, der einst das nach ihm benannte Finanz- und Medienunternehmen gegründet hatte, kündigte an, dass er keine Spenden annehmen werde und im Falle eines Wahlsieges auf das Präsidenten-Gehalt verzichten wolle.
    Einige seiner Kontrahenten bei den Demokaten hatten schon Anfang November 2019 deutlich gemacht, was sie von seiner Kandidatur halten. Elizabeth Warren sagte in einem TV-Interview, "in der Demokratie gehe es nicht darum, dass Leute reinkommen und Wahlen kaufen". Noch expliziter rief Bernie Sanders: "Heute Abend sagen wir zu Michael Bloomberg und anderen Milliardären: Sorry, ihr werdet diese Wahl nicht kaufen".
    Nach dem "Super Tuesday" stieg Michael Bloomberg aus dem Kandidatenrennen aus und kündigte an, Joe Biden zu unterstützen.
    Pete Buttigieg
    Pete Buttigieg
    Hat inzwischen aufgegeben: Pete Buttigieg (dpa / AP / Charlie Neibergall) )
    Der Veteran des Afghanistankrieges, Oxford-Absolvent und Bürgermeister aus Indiana war zum Zeitpunkt seiner Bewerbung national weitgehend unbekannt. Völlig Überraschend ging er als Sieger der ersten Vorwahl in Iowa hervor, hauchdünn vor Bernie Sanders. Bei der Vorwahl in South Carolina am 29. Februar erreichte er aber nur 8,2 Prozent und gab danach auf.
    Amy Klobuchar
    Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Amy Klobuchar verlässt lachend eine Veranstaltung in Texas  
    Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Amy Klobuchar (Getty Images / North America / Justin Sullivan)
    Die Senatorin aus Minnesota gab sich in ihrer Bewerbung als Versöhnerin, die das tief gespaltene Land vereinen wolle. Damit zielte sie vor allem auf die umkämpften "Swing States" im mittleren Westen. So recht zünden wollte der Wahlkampf der 59-Jährigen allerdings nie. Bei der Vorwahl in New Hampshire überraschte sie mit dem dritten Platz. Wenige Stunden vor dem "Super Tuesday" meldeten US-Medien, dass Klobuchar aus dem Rennen aussteige und nun die Bewerbung Joe Bidens unterstütze.
    Tom Steyer
    Tom Steyer, einer der Kandidaten der US-Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2020
    Tom Steyer, einer der Kandidaten der US-Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2020 (picture alliance / ZUMA Wire / Richard Ellis)
    Der kalifornische Philanthrop und ehemalige Hedgefonds-Manager stieg erst im Sommer 2019 ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ein. Seit 2017 wirbt der Milliardär mit Werbespots und Reden für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Zudem hat der 62-Jährige eine Organisation gegründet, die sich für mehr Klimaschutz engagiert. Steyer erklärte nach den Vorwahlen in South Carolina seinen Rückzug.
    Michael Bennet
    LAS VEGAS, NEVADA, 17.NOVEMBER 2019:
Michael Bennet, Senator aus Colorado will 2020 Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten werden. Hier bei einer Wahlkampfveranstaltung der Nevada-Demokraten
    Michael Bennet, Senator aus Colorado ((Getty AFP/David Becker)
    Der 55-Jährige wurde als Sohn eines Diplomaten in Neu-Delhi geboren. Inzwischen ist er seit vielen Jahren Senator von Colorado. Früher war er Schul-Dezernent in seiner Heimatstadt Denver. Schul- und Bildungspolitik sind auch Kernthemen seiner Kampagne. Der Senator aus Colorado stieg nach der zweiten Vorwahl in New Hampshire aus dem Rennen um die Kandidatur aus.
    Andrew Yang
    TV-Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in Houston: Andrew Yang bei seinem Abschluss-Statement
    Andrew Yang ((AP/David J. Phillip))
    Der Geschäftsmann taiwanischer Herkunft ist Neuling in der Politik. Die zentrale Forderung des 44-Jährigen beschert ihm eine gewisse Aufmerksamkeit: ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger von 1.000 Dollar monatlich. Vor allem in den sozialen Medien begeistert er seine Anhängerschaft. Wie Michael Bennet beendete auch Andrew Yang angesichts des schwachen Abschneidens nach den Vorwahlen in New Hampshire seine Kandidatur.
    Deval Patrick
    FILE - In this Dec. 15, 2014, file photo, Massachusetts Gov. Deval Patrick speaks during an interview at his Statehouse office in Boston. Following the midterm elections, Democrats pondering 2020 presidential bids are pivoting from campaigning for other candidates across the country to refocusing on their own efforts, including making moves in early-voting states like South Carolina. Former Massachusetts Patrick is set to deliver a keynote address on Friday, Nov. 16, 2018, at an Urban League fundraiser in Charleston. (AP Photo/Elise Amendola, File) |
    Der frühere Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick (AP Photo/Elise Amendola)
    Noch später als Bloomberg stieg ein weiterer Aspirant ins Präsidentschaftsrennen ein: Der frühere Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, hatte seine Bewerbung um die US-Präsidentschaftsnominierung der Demokratischen Partei in einem Online-Video offiziell bekanntgegeben. Er betonte dabei seine Kindheit in Armut in Chicago. Der beliebte erste schwarze Gouverneur von Massachusetts gilt als politisch moderat und enger Vertrauter Barack Obamas. Er schied jedoch ebenfalls nach den zweiten Vorwahlen in New Hampshire aus.