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Präsidentschaftswahl in der Slowakei
Zuzana Caputova: Affären-frei und voller Ausdauer

Rechtsanwältin und Bürgerrechtlerin: Zuzana Caputova hat beste Aussichten die Stichwahl um die Präsidentschaft in der Slowakei am Wochenende zu gewinnen. Noch Anfang des Jahres war die 45-Jährige allenfalls slowakischen Umweltschützern ein Begriff. Seither hat sie einen atemberaubenden Aufstieg hinter sich.

Von Peter Lange |
Zuzana Caputova am 16.03.2019
Die slowakische Präsidentschaftskandidatin Zuzana Caputova: Für Konservative bietet die Bürgerrechtlerin viel Angriffsfläche. (picture alliance/Mikula Martin/CTK/dpa)
Es blieb einem Moderator des tschechischen Fernsehens vorbehalten, einmal etwas von der privaten Zuzana Caputova ans Licht zu bringen. Was sie denn in ihrer Freizeit mache, wollte Jan Krause wissen.
"Ich lese gerne und gehe gern raus in die Natur. Ich schwimme, das mag ich wirklich sehr. Wir machen, wenn Zeit bleibt, kleinere oder größere Wanderungen."
Es ist ein seltener Einblick ins Privatleben, dass sie ansonsten abschirmt. Denn die Erfahrungen in den sogenannten sozialen Netzwerken sind während des Wahlkampfs nicht die besten.
"Schon im letzten Oktober war ich mit der ersten Welle einer Hass-Kampagne konfrontiert, mit erfundenen Geschichten. Es ist nichts Angenehmes, vor allem, wenn es auch die Kinder trifft. Ich versuche, sie so gut wie möglich davor zu schützen."
Angriffsfläche für Konservative
Zuzana Caputova bietet für konservative Slowaken beträchtliche Angriffsflächen: Eine geschiedene Frau, die mit einem neuen Partner zusammenlebt, zwei Kinder im Teenager-Alter. Was ihrem Konkurrenten Probleme bereitet, ist die Angriffsfläche, die sie nicht hat. Zuzana Caputova ist, soweit bekannt, nicht im Geringsten verstrickt in all die Affären-getränkten Netzwerke aus Politik und Wirtschaft in der Slowakei. Im Gegenteil. Als Rechtsanwältin war sie maßgeblich daran beteiligt, eine grundwassergefährdende Müll-Deponie in Pezinok zu schließen. In der Kleinstadt am Fuße der Kleinen Karpaten ist man ihr dafür bis heute dankbar. Renter:
"Sie hat sich in diesem Fall gegen mächtige Gegner gestellt. Und ich denke, sie wird sich auch vor noch härteren Gegnern nicht fürchten, die sie im Präsidentenamt erwarten."
Flexibel und lernfähig
Der Kampf gegen die Mülldeponie dauerte viele Jahre und verlangte einen langen Atem. Die ehemalige Basketballerin hat offensichtlich Ausdauer. Und sie zeigt sich als flexibel und lernfähig. Schnell hat sie sich in ihre Kandidatenrolle bei der Präsidentschaftswahl hineingefunden. Ihre liberalen Positionen in der Familienpolitik, was etwa die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften angeht, die hat sie klar und deutlich vertreten, auch wenn ihr bewusst ist, dass diese Positionen nicht mehrheitsfähig sind. Aber es hat ihre Glaubwürdigkeit bestärkt. Und fast schon präsidial hat sie auf persönliche Angriffe auf politische Gegner verzichtet, für die eher ruppige politische Kultur in der Slowakei etwas Neues. Zuzana Caputova:
"Ich halte vulgäre, grobe und persönliche Exzesse in Diskussionen für falsch. Das ist völlig im Widerspruch zu dem, worum ich mich bemühe. Sollte ich Präsidentin werden, wird der Ton in der Diskussion so wichtig sein wie die Themen selbst."
Ihren Konkurrenten Maros Sefcovic hat sie durch ihre Art genötigt, sich seinerseits zu mäßigen. So hat die Kandidatur von Zuzana Caputova bereits eine beruhigende Wirkung entfaltet, obwohl sie noch gar nicht Präsidentin ist.