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Präsidentschaftswahl in Österreich
Europas Populisten feiern Hofer

Bereits vor dem endgültigen Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Österreich erreichen FPÖ-Kandidat Norbert Hofer Gratulationen anderer europäischer Rechtspopulisten. Auch AfD-Chefin Frauke Petry jubelt mit - sogar persönlich in Wien. EU-Politiker in Brüssel zeigen sich alarmiert.

Von Michael Borgers |
    Norbert Hofer
    Norbert Hofer (picture alliance / dpa / Christian Bruna)
    Die Feste feiern, wie sie fallen. Das dachte sich wohl auch Frauke Petry, einen Tag bevor sie sich in Deutschland wieder für den rechten Ton in der Gesellschaft einsetzen würde: im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, darüber. wie viel Islam darf es denn nun sein.
    In Wien durfte die Vorsitzende der Alternative für Deutschland mit der FPÖ, einem fast sechs Jahrzehnte zuvor gegründeten Vorbild der neuen deutschen Partei, auf die Gewinne Norbert Hofers anstoßen. Die Freiheitlichen hätten sie eingeladen, erklären Petry und ihr Lebensgefährte, AfD-NRW-Chef Marcus Pretzell einem Reporter aus Deutschland.
    Daheim jubelt derweil die zweite starke Frau in der AfD. "Es tut sich was in Europa", schreibt Beatrix von Storch bei Facebook. Sie gratuliert der einen Hälfte der Österreicher, sich für ein "Europa souveräner Demokratien" und gegen einen "EU-Zentralstaat" entschieden zu haben.
    Und auch Vertreter anderer rechtspopulistischer Parteien jubeln: Norbert Hofer sei kein Rechtspolitiker, sondern ein Patriot, stellt der Vizevorsitzende des französischen Front National, Florian Philippot, bei Twitter klar.
    Während sich in den Niederlanden der Vorsitzende der "Partei für die Freiheit", Geert Wilders, darüber freut, dass Hofer in der Stunde des Triumphs auch ihm, Wilders, gedankt habe.
    In einem Interview mit der Zeitung "de Telegraaf" hatte Hofer am Tag der Stichwahl bestätigt, Kontakte zu Wilders haben: "Die Gespräche, die ich mit ihm führen durfte, waren sehr interessant, und ich freue mich über die Unterstützung von Menschen, die demokratisch gewählt sind."
    Asselborn will Initiative für Europa
    Und die Vertreter in Brüssel? Runzeln nach der nächsten Stimmungswahl in einem Land der Europäischen Union einmal mehr die Stirn. Es bereite seit Jahren "viel Sorge", dass es in einer Reihe von Ländern Ablehnung oder gar den Willen zur Zerstörung Europas gebe, sagte Jean Asselborn. Luxemburgs Außenminister schlug eine Initiative vor, um der Europa-Idee neues Leben zu geben. Nach der Volksabstimmung der Briten über den EU-Verbleib.
    Asselborns belgischer Amtskollege, Didier Reynders, sprach insgesamt von einer "beunruhigenden" Entwicklung - "ob auf der extremen Rechten oder der extremen Linken". Es gebe "offenbar in vielen Ländern ein Unbehagen" mit Blick auf die EU. Es sei deshalb wichtig, Antworten auf die Herausforderungen durch die Flüchtlingskrise und bei der inneren Sicherheit zu geben.