Präsident Andrzej Duda sei es schon im ersten Wahlgang nicht gelungen, stärker zu werden. Mit circa 43 Prozent habe seine Partei fast das identische Ergebnis wie bei der Parlamentswahl im Herbst erreicht, berichtet Dlf-Korrespondent Peter Sawicki aus Warschau. Im Wahlkampf habe er vor allem die Errungenschaften der PiS betont, die sozialstaatlichen Programme, die für viele Polen eine Erhöhung der Lebensqualität gebracht hätten, die Stabilität und die weiter gewachsene Wirtschaft. Zu seinem Wahlkampf gehörten aber auch offene Anfeindungen gegen sexuelle Minderheiten und der Vorwurf an die LGBT-Gemeinde, sie wolle Polen eine "Ideologie" auferlegen.
Sein Gegenkandidat, der Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski von der Bürgerplattform, habe versucht, sich als Gegenbild zu Duda und zur PiS zu präsentieren, so Sawicki. Trzaskowski versprach ein weltoffeneres Polen, keine Diskriminierung, keine gesellschaftlicher Polarisierung. Damit einhergehen soll eine bessere Reputation im Ausland. Mit seinem Auftreten habe er es geschafft, Aufbruchsstimmung im eigenen Lager zu erzeugen und auch lagerübergreifend Wähler zu mobilisieren.
Ankommen werde es bei der Entscheidung wohl auf die Wähler von Szymon Holownia, einem katholischen, aber liberalen TV-Publizisten, der im ersten Wahlgang mit knapp 14 Prozent auf dem dritten Platz gelandet war. Er verkörpere wohl am meisten die Sehnsucht nach neuen Kräften in Polen. Holownia habe auch schon angekündigt, auf jeden Fall weiterzumachen und eine neue Bewegung gründen zu wollen, um bei der Parlamentswahl 2023 anzutreten.