Die Attacke kam völlig unvermittelt. Gerade hatte Milos Zeman seinen Pass herausgeholt, um sich auszuweisen, da wurde es plötzlich laut im Wahllokal: Eine junge ukrainische Frau aus der Femen-Bewegung attackierte den Staatschef und beschimpfte ihn als Nutte Putins. Zeman geriet kurz in Straucheln. Aber dann griffen schon die Sicherheitsleute ein, warfen die Frau zu Boden und brachten sie dann hinaus.
Es war der einzige Zwischenfall an diesem trüben Freitagnachmittag im Januar. Viele wollten die Wahl vor dem Wochenende noch schnell hinter sich bringen. So wie diese Prager, die gerade in ihrem Stimmlokal im Stadteil Mala Strana waren:
Ich habe den Präsidenten gewählt, den wir heute haben, also Zeman, erklärt ein Rentner. Er ist ein direkter Mensch und hat keine Angst vor der EU.
"Wichtig, dass auf die Burg wieder der Anstand zurückkehrt"
"Ich habe die Stimme Herrn Drahos gegeben, weil ich möchte, dass sich die Stimmung im Land ändert", sagt Marketa, eine 38-jährige Architektin.
Und Zdenek, ein Arzt, 56 Jahre alt bringt einen weiteren Kandidaten ins Gespräch: "Ich habe Mirek Topolanek gewählt, den ich persönlich kenne. Ich hoffe, dass alle, die Zeman nicht wollen, in der zweiten Runde einen seriösen Präsidenten wählen, der uns im Ausland keine Schande macht."
So sieht es auch diese junge Mutter mit Kinderwagen: "Ich denke es ist wichtig, dass auf die Burg wieder der Anstand zurückkehrt und wir uns nicht mehr für unseren Präsidenten schämen müssen."
Femen-Attacke süffisant pariert
Es könnte ein Referendum über den Amtsinhaber Milos Zeman und seine umstrittene Amtsführung werden. Um 14 Uhr schließen die Wahllokale. Gegen abend dürfte dann klar sein, wer mit ihm in die Stichwahl geht. Von den acht Herausforderern hat nach den Umfragen Jiri Drahos die besten Aussichten, der ehemalige Präsident der Akademie der Wissenschaften. Ihm wird sogar zugetraut, Zeman im Stichentscheid zu schlagen.
Der Präsident selbst kommentierte den Zwischenfall in seinem Wahllokal auf seine Weise: Er fühle sich geehrt, von einer Organisation angegriffen zu werden, die auch schon den Papst attackiert habe.