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Präsidentschaftwahl in Peru
Etappensieg für Keiko Fujimori

Die Rechtspopulistin Keiko Fujimori ist mit 40 Prozent der Stimmen als Siegerin aus den peruanischen Präsidentschaftswahlen hervorgegangen. Ob Keiko die Zukunft ist, daran zweifeln jedoch sehr viele Peruaner – für sie repräsentiert die 40-jährige Politikerin das Gegenteil: eine grausame Vergangenheit.

Von Anne Herrberg |
    Die peruanische Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori auf einer Wahlkampfveranstaltung.
    Viele Peruaner zweifeln daran, dass Keiko Fujimori ihr Land in eine bessere Zukunft führen wird. (picture alliance / Ernesto Arias)
    Man spürt es, man spürt es, Keiko wird Präsidentin, singen ihre Anhänger – schon vor Bekanntgabe der ersten offiziellen Hochrechnungen tritt Keiko Fujimori siegessicher vor die fahnenschwingende und jubelnde Menge.
    Auf knapp 40 Prozent der Stimmen ist die Favoritin bei dieser Wahl gekommen – das sagten Nachwahlbefragungen voraus und bestätigten dann erste Hochrechnungen. Ein Etappensieg – denn für eine absolute Mehrheit hat es nicht gereicht. Es wird eine Stichwahl geben.
    "Die für uns gewählt haben, wollen einen Wandel. Sie wollen dass der Staat wieder funktioniert, dass er sich kümmert, gerecht ist und für Sicherheit sorgt. Die Ergebnisse dieser Wahl zeigen uns ein neues Szenario, eines das von uns eine wahrhaftige Aussöhnung unter den Peruanern einfordert. Diese Verantwortung werde ich annehmen, wenn ich das Amt übernehmen sollte. Ich rufe alle auf, für den Wandel und für die Zukunft zu stimmen."
    Zweifel an Keikos Vorhaben
    Ob Keiko die Zukunft ist, daran zweifeln jedoch sehr viele Peruaner – für sie repräsentiert die 40-jährige Rechtspopulistin das Gegenteil: eine grausame Vergangenheit. Keiko ist Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, der das Land von 1990 bis 2000 regierte. Mit harter Hand und am Kongress vorbei. Derzeit verbüßt er eine 25-jähige Haftstrafe wegen Korruption und Menschenrechtsverbrechen im Gefängnis.
    Keiko ging auf vorsichtige Distanz zu ihrem Vater – doch sie profitiert auch von seinem Ruf, mit harter Hand gegen den Terrorismus in den 1990er-Jahren vorgegangen zu sein. Just am Vortag der Wahlen waren bei Angriffen mutmaßlicher Mitglieder der Guerilla Leuchtender Pfad im peruanischen Dschungel sieben Menschen ums Leben gekommen.
    Profitieren von Keikos Zweiflern
    Basta mit dem Verbrechen und dem Terrorismus, ruft Keiko – doch ihre Kandidatur spaltet das Land. Davon könnte er profitieren: Pedro Pablo Kuczynski – den alle nur PPK nennen.
    Der ehemalige Banker belegt Hochrechnungen Platz zwei und würde damit gegen Keiko in die Stichwahl am 5. Juni einziehen – sein Schwachpunkt: er ist bereits 77 Jahre alt.
    "Ich danke den jungen Menschen, denen die jung an Jahren sind aber auch denen die jung im Geiste geblieben sind. Denen, die an ein sehr viel besseres Morgen glauben. Lasst uns gemeinsam vorwärtsgehen."
    Kuczynski versucht mit Erfahrung zu punkten, er prägte Perus Politik als Wirtschafts- und Premierminister und steht für einen neoliberalen Wirtschaftskurs. Sich von ihm abzugrenzen wird für die ebenfalls konservative Keiko Fujimori sehr viel schwieriger als von der 35-jährigen Linksabgeordneten Veronika Mendoza.
    Die sprach sich für eine sozial verträgliche Wende in der Wirtschaftspolitik aus und sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kuczynski, der sie als Chavez-Anhängerin brandmarkte. Nun ist sie nur auf dem dritten Platz gelandet – wohin ihre Wählerstimmen bei einer Stichwahl am 5.Juni wandern, ist völlig offen. Die Endergebnisse der Wahl werden in der Nacht zu Dienstag erwartet.