Wenn die Eltern oder Geschwister bereits an einer Allergie leiden, dann gilt auch ein neugeborenes Kind in höherem Maße als gefährdet. Für solche Fälle mit familiärer Vorbelastung gibt es spezielle Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften zur Ernährung von Säuglingen. Dazu Kirsten Beyer, Professorin für Experimentelle Kinderheilkunde an der Charité-Klinik in Berlin:
"In Bezug auf die Ernährung ist in der Leitlinie gesagt, dass zur Allergie-Prävention das Stillen sehr wichtig ist. Die Kinder sollen vier bis sechs Monate gestillt werden. Daß es sehr hilfreich ist, insbesondere das Auftreten von Neurodermitis zu verringern."
Doch was, wenn die Mutter nicht stillen kann? Oder nicht stillen will? Beyer:
"Bei Kindern, die ein Familienmitglied ersten Grades haben, das bereits eine allergische Erkrankung hat – bei diesen Kindern sollte dann, wenn sie keine Muttermilch bekommen können, statt einer normalen Säuglingsnahrung eine hypoallergene Säuglingsnahrung verwendet werden. Da sind die Proteine insoweit enzymatisch und thermisch verändert, das Kuhmilchprotein ist insoweit verändert, daß es weniger allergen ist. Interessanterweise scheint es aber nicht präventiv zu sein für die Kuhmilch-Allergie, sondern für die Entwicklung der Neurodermitis. Den immunologischen Prozess versteht keiner so ganz."
Doch womöglich halten sich nur wenige der betroffenen Eltern an diese Ernährungsempfehlungen der Allergie-Experten. Das legt eine neue Untersuchung aus der Berliner Charité nahe. Die Medizinerin Johanna Bellach wertete dafür Fragebögen aus. Eltern hatten sie im Rahmen einer größeren und noch laufenden Studie zur Allergie-Prävention bei Kindern beantwortet. Die junge Doktorandin pflückte sich gezielt Familien mit Säuglingen heraus, in denen schon Allergien bei Eltern oder Geschwistern vorlagen. Bellach:
"Von den Risikokindern, die hatten zu 57 Prozent Säuglingsmilchnahrung erhalten in den ersten vier Lebensmonaten. Und da haben wir uns dann angeschaut: Was haben die für eine Säuglingsmilchnahrung erhalten? Und dabei kam raus, daß nur ein Drittel aller Risikokinder wirklich die hypoallergene Säuglingsmilchnahrung bekommen hatte, wie es empfohlen ist in der Leitlinie. Das ist eben nicht so ein schönes Ergebnis."
Eltern gingen dadurch ein unnötiges Risiko ein, warnt Arbeitsgruppen-Leiterin Kirsten Beyer. Nämlich...
"daß die Wahrscheinlichkeit, daß ihr Kind eine Allergie entwickelt, höher ist – insbesondere bezogen auf die Neurodermitis."
Und das ist noch nicht alles:
"Ungefähr jedes dritte Kind mit einer Neurodermitis entwickelt auch Nahrungsmittelallergien."
Zum Beispiel gegen Hühnereier oder gegen Erdnüsse. Warum die meisten Eltern dennoch nicht zur hypoallergenen Babykost greifen, kann Johanna Bellach nicht mit Bestimmtheit sagen. Danach wurde in der größeren Präventionsstudie nicht gefragt.
"Höchstwahrscheinlich hatten sie die Information nicht bekommen, daß das nützlich ist. Andere Gründe könnten sein, daß die Eltern einfach bei dem Produkt geblieben sind, das sie schon in der Klinik bekommen haben. Und darauf nicht geguckt wurde."
Es könnte aber auch eine Preisfrage sein. Hypoallergenes Milchpulver ist nämlich im allgemeinen teurer als normales. Für Kirsten Beyer sind die Ergebnisse der neuen Charité-Studie eine Mahnung, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten:
"Es zeigt uns einfach, das wir hier noch mehr daran tun müssen, halt auch Empfehlungen, die wir haben, unters Volk zu bringen. Das Ganze läuft in der Regel häufig auch schon über die Geburtskliniken. Wenn eine Mutter zum Beispiel von Anfang an nicht stillen möchte oder nicht stillen kann, passiert das Ganze ja sehr früh, das heißt: Über die Hebammen, über die Ärzte in den Geburtskliniken, auch natürlich über die Kinderärzte sollten hier natürlich schon die entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen werden. Im Klinikalltag wird das dann vergessen. Das passiert! Leider häufiger, als wir uns das wünschen."
"In Bezug auf die Ernährung ist in der Leitlinie gesagt, dass zur Allergie-Prävention das Stillen sehr wichtig ist. Die Kinder sollen vier bis sechs Monate gestillt werden. Daß es sehr hilfreich ist, insbesondere das Auftreten von Neurodermitis zu verringern."
Doch was, wenn die Mutter nicht stillen kann? Oder nicht stillen will? Beyer:
"Bei Kindern, die ein Familienmitglied ersten Grades haben, das bereits eine allergische Erkrankung hat – bei diesen Kindern sollte dann, wenn sie keine Muttermilch bekommen können, statt einer normalen Säuglingsnahrung eine hypoallergene Säuglingsnahrung verwendet werden. Da sind die Proteine insoweit enzymatisch und thermisch verändert, das Kuhmilchprotein ist insoweit verändert, daß es weniger allergen ist. Interessanterweise scheint es aber nicht präventiv zu sein für die Kuhmilch-Allergie, sondern für die Entwicklung der Neurodermitis. Den immunologischen Prozess versteht keiner so ganz."
Doch womöglich halten sich nur wenige der betroffenen Eltern an diese Ernährungsempfehlungen der Allergie-Experten. Das legt eine neue Untersuchung aus der Berliner Charité nahe. Die Medizinerin Johanna Bellach wertete dafür Fragebögen aus. Eltern hatten sie im Rahmen einer größeren und noch laufenden Studie zur Allergie-Prävention bei Kindern beantwortet. Die junge Doktorandin pflückte sich gezielt Familien mit Säuglingen heraus, in denen schon Allergien bei Eltern oder Geschwistern vorlagen. Bellach:
"Von den Risikokindern, die hatten zu 57 Prozent Säuglingsmilchnahrung erhalten in den ersten vier Lebensmonaten. Und da haben wir uns dann angeschaut: Was haben die für eine Säuglingsmilchnahrung erhalten? Und dabei kam raus, daß nur ein Drittel aller Risikokinder wirklich die hypoallergene Säuglingsmilchnahrung bekommen hatte, wie es empfohlen ist in der Leitlinie. Das ist eben nicht so ein schönes Ergebnis."
Eltern gingen dadurch ein unnötiges Risiko ein, warnt Arbeitsgruppen-Leiterin Kirsten Beyer. Nämlich...
"daß die Wahrscheinlichkeit, daß ihr Kind eine Allergie entwickelt, höher ist – insbesondere bezogen auf die Neurodermitis."
Und das ist noch nicht alles:
"Ungefähr jedes dritte Kind mit einer Neurodermitis entwickelt auch Nahrungsmittelallergien."
Zum Beispiel gegen Hühnereier oder gegen Erdnüsse. Warum die meisten Eltern dennoch nicht zur hypoallergenen Babykost greifen, kann Johanna Bellach nicht mit Bestimmtheit sagen. Danach wurde in der größeren Präventionsstudie nicht gefragt.
"Höchstwahrscheinlich hatten sie die Information nicht bekommen, daß das nützlich ist. Andere Gründe könnten sein, daß die Eltern einfach bei dem Produkt geblieben sind, das sie schon in der Klinik bekommen haben. Und darauf nicht geguckt wurde."
Es könnte aber auch eine Preisfrage sein. Hypoallergenes Milchpulver ist nämlich im allgemeinen teurer als normales. Für Kirsten Beyer sind die Ergebnisse der neuen Charité-Studie eine Mahnung, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten:
"Es zeigt uns einfach, das wir hier noch mehr daran tun müssen, halt auch Empfehlungen, die wir haben, unters Volk zu bringen. Das Ganze läuft in der Regel häufig auch schon über die Geburtskliniken. Wenn eine Mutter zum Beispiel von Anfang an nicht stillen möchte oder nicht stillen kann, passiert das Ganze ja sehr früh, das heißt: Über die Hebammen, über die Ärzte in den Geburtskliniken, auch natürlich über die Kinderärzte sollten hier natürlich schon die entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen werden. Im Klinikalltag wird das dann vergessen. Das passiert! Leider häufiger, als wir uns das wünschen."