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Praga - Aufstieg zum Szeneviertel

Westlich der Weichsel imponiert Warschau den Besuchern mit immer neuen Wolkenkratzern, edlen Shoppingcentern und restaurierten Schlössern. Und im Osten? Da liegt Praga - ein Stadtteil, in dem die Zeit scheinbar stehen geblieben ist.

Von Adalbert Siniawski |
    Praga, das sind bröckelnde Gründerzeithäuser, die vom Vorkriegswarschau zeugen. Das sind vom Aufschwung abgehängte Bewohner, die in slumartigen Verhältnissen leben. Einen Lichtblick bieten oftmals nur die selbst gebauten Marienaltäre im Hinterhof.

    Doch vielleicht ist Praga gerade deshalb schwer im Kommen: Der wilde Osten zieht Kreative, Studenten und Nachtaktive an, die dort eine Nische finden. Künstler nutzen die Hausfassaden für ihre bunte Street Art. Vom Krieg verschonte Straßenzüge dienen Hollywoodregisseuren als realistische Freiluftkulisse. Alte backsteinerne Fabriken werden zu Kulturlocations revitalisiert. Und die jungen Hipster tanzen in den angesagtesten Klubs der Stadt.

    Praga - ein Sinnbild für das heutige Polen, zwischen kommunistischen Altlasten und dem Aufbruch ins moderne Europa, zwischen angestaubter Gläubigkeit und progressivem Zeitgeist. Doch selbst dieses Kleinod wird immer mehr von der Gentrifizierung erfasst. Und manche zweifeln ernsthaft daran, dass die Kultur es schafft, Praga auf die Beine zu helfen.

    Redaktion: Kerstin Janse


    Die Sendung im Überblick:

    1.) Tummelplatz für Streetart-Künstler
    Unterwegs mit Adam Jastrzębski - alias "Ixi Color"

    2.) Szenen an der Ghettomauer
    Praga als Filmkulisse für Roman Polanskis "Der Pianist"

    3.) Praga früher, Praga heute
    Der 90-jährige Aktivist Paweł Elsztein erzählt

    4.) Wildes Nachtleben
    Im Hipsterklub "Sen Pszczoły"

    5.) "Warschauer Politikern fehlt es an Visionen"
    Corso-Gespräch mit Wojciech Trzciński über seine revitalisierte Kulturfabrik

    6.) Kunst für alle
    Die neue "Kulturbäckerei" geht einen anderen Weg

    Mehr über Praga erfahren:

    Bei einem virtuellen Rundgang durch Praga in englischer Sprache lässt sich einiges über den Stadtteil erfahren. Stadtführer Michał Pilich hat die wichtigsten Winkel und Objekte auf einer interaktiven Karte festgehalten. Außerdem hat er vor Jahren das bisher einzige "Warsaw Praga - Guidebook" herausgebracht.

    Wo verbirgt sich welche Streetart? Das Internetportal "Puszka" - polnisch für Sprühdose – zeigt auf einem virtuellen Stadtplan viele gesprühte Werke im öffentlichen Raum. Nicht nur auf Praga, sondern in ganz Warschau. Die Seite ist nur in polnischer Sprache, dennoch lässt sich die Vielfalt der Arbeiten damit leicht erschließen


    Infos zu den vorgestellten polnischen Newcomer-Bands:

    "Distance of the modern hearts" von Kamp
    "Mold" von Adre'n'Alin
    "The way we were" von Paula & Karol
    "Jupiter" von Mooryc
    "Lemur" und "Martwy Punkt" von Muariolanza
    Stilisiertes Warschauer Wappen: Ein Graffiti des polnischen Streetart-Künstlers Paweł Ryżko in der Łochowska-Straße auf Praga
    Stilisiertes Warschauer Wappen: Ein Graffiti des polnischen Streetart-Künstlers Paweł Ryżko in der Łochowska-Straße auf Praga (Adalbert Siniawski)