Unterrichtsfrei heute an allen Schulen in Friedrichshafen ganz im Süden Baden-Württembergs: Schüler und Lehrer sind im Stadion, beim Schulsportfest. Auf dem Weg dorthin haben die Lehrer von der jüngsten Idee ihres Kultusministers erfahren: Zukünftig sollen sie ein Praktikum in einem Unternehmen absolvieren, und zwar in den Schulferien. Zwei Gymnasiallehrer, die ihre Namen lieber nicht nennen wollen, machen aus ihrer ablehnenden Haltung keinen Hehl:
"Aus der jetzigen Sicht müsste man sich eher überlegen, wo man Lehrer entlasten könnte, statt ständig weiterreichende Vorschläge zu machen, was man ihnen noch alles aufbürden könnte. Ich denke, irgendwann ist dann auch mal ein Punkt erreicht, der nicht mehr akzeptabel ist."
"Ich glaube nicht, dass das praktikabel ist. Die Lehrer haben genügend andere Sachen zu tun. Und nachdem Herr Stoch schon alle Sachen zusammenstreicht, glaube ich nicht, dass in irgendeiner Form dazu führt, dass die Qualität an unserer Schule steigt, wenn die Lehrer da noch mal etwas mehr machen."
Doch genau um diese "Qualität an unserer Schule" geht es dem baden-württembergischen Kultusminister Andreas Stoch: Er habe sich nur allzu oft Klagen von Handwerk und Mittelstand anhören müssen – mit immer demselben Tenor: Die Schulen bräuchten mehr Verständnis für die Wirtschaft. Und die Lehrer müssten sich besser auskennen in der Arbeitswelt, die Schüler besser darauf vorbereiten. Dies betreffe insbesondere die Gymnasien. Denn viele Abiturienten begännen, so Stoch, nach dem Abitur eine Berufsausbildung statt eines Hochschulstudiums.
Und dann fällt im Gespräch mit den "Stuttgarter Nachrichten" der entscheidende Satz: "Wir brauchen Lehrkräfte, die einen Betrieb von innen gesehen haben." Und dazu seien Praktika von Lehrern in Unternehmen bestens geeignet, vorzugsweise in den Ferien, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden.
Matthias Schneider, Sprecher des Landesverbandes Baden-Württemberg der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft , sieht darin einen Affront sondergleichen:
"Wir haben die 41 Stunden-Woche. Und es gibt keine Arbeitszeitstudie, die nachweisen könnte, dass Lehrer die nicht erfüllen. Das Gegenteil ist der Fall: Ich würde dem Herrn Kultusminister empfehlen, mal selbst ein Praktikum in der Schule zu machen. Denn an diesen Äußerungen wird deutlich, dass er als Jurist doch nicht so viel Ahnung hat, wie der Alltag in den Schulen aussieht. Für Lehrer ist das ein Affront."
Zurück beim Schulsporttag in Friedrichshafen: Unter den vielen Lehrern am Rande des Sportplatzes gibt es aber nicht nur Ablehnung. Robert Ege und Daniel Elbs unterrichten jeweils an einer Haupt- und Werkrealschule:
"Ich bin ein Spätberufener. Ich bin gelernter Elektromechaniker. Und ich bin vor zehn Jahren Lehrer geworden. Ich finde das eine Super-Idee. Man muss das mal selbst erlebt haben, um auch authentisch sein zu können in der Berufsberatung bei den Schülern."
"Auf der einen Seite find‘ ich’s klasse, weil wir Lehrer noch viel zu weit weg sind von der Wirklichkeit. Auf der anderen Seite ist es die Frage, ob das in den Ferien sein muss oder ob das dem Herrn Stoch so wichtig ist, dass man das auch in der Schulzeit machen kann."
In einer ersten Stellungnahme wies eine Sprecherin des Kultusministeriums auf Anfrage des Deutschlandfunks am Nachmittag daraufhin, dass die Äußerungen des Kultusministeriums erst einmal als Idee zu verstehen seien. Konkrete Planungen gebe es noch nicht. Deshalb lasse sich auch noch nicht sagen, wie lange denn die Praktika für Lehrer sein sollen und wie sie organisiert werden könnten. Viele Schüler übrigens können der Idee, dass ihre Lehrer mal ab und an in einen Betrieb hinein schnuppern, durchaus etwas abgewinnen:
"Ich fände das keine schlechte Idee, weil ich denke: Wir werden gar nicht richtig aufs Arbeitsleben vorbereitet später. Weil: Wir lernen nur theoretische Sachen. Aber viele Leute wissen wahrscheinlich nicht mehr, wie eine Schraube zugeht."
"Aus der jetzigen Sicht müsste man sich eher überlegen, wo man Lehrer entlasten könnte, statt ständig weiterreichende Vorschläge zu machen, was man ihnen noch alles aufbürden könnte. Ich denke, irgendwann ist dann auch mal ein Punkt erreicht, der nicht mehr akzeptabel ist."
"Ich glaube nicht, dass das praktikabel ist. Die Lehrer haben genügend andere Sachen zu tun. Und nachdem Herr Stoch schon alle Sachen zusammenstreicht, glaube ich nicht, dass in irgendeiner Form dazu führt, dass die Qualität an unserer Schule steigt, wenn die Lehrer da noch mal etwas mehr machen."
Doch genau um diese "Qualität an unserer Schule" geht es dem baden-württembergischen Kultusminister Andreas Stoch: Er habe sich nur allzu oft Klagen von Handwerk und Mittelstand anhören müssen – mit immer demselben Tenor: Die Schulen bräuchten mehr Verständnis für die Wirtschaft. Und die Lehrer müssten sich besser auskennen in der Arbeitswelt, die Schüler besser darauf vorbereiten. Dies betreffe insbesondere die Gymnasien. Denn viele Abiturienten begännen, so Stoch, nach dem Abitur eine Berufsausbildung statt eines Hochschulstudiums.
Und dann fällt im Gespräch mit den "Stuttgarter Nachrichten" der entscheidende Satz: "Wir brauchen Lehrkräfte, die einen Betrieb von innen gesehen haben." Und dazu seien Praktika von Lehrern in Unternehmen bestens geeignet, vorzugsweise in den Ferien, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden.
Matthias Schneider, Sprecher des Landesverbandes Baden-Württemberg der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft , sieht darin einen Affront sondergleichen:
"Wir haben die 41 Stunden-Woche. Und es gibt keine Arbeitszeitstudie, die nachweisen könnte, dass Lehrer die nicht erfüllen. Das Gegenteil ist der Fall: Ich würde dem Herrn Kultusminister empfehlen, mal selbst ein Praktikum in der Schule zu machen. Denn an diesen Äußerungen wird deutlich, dass er als Jurist doch nicht so viel Ahnung hat, wie der Alltag in den Schulen aussieht. Für Lehrer ist das ein Affront."
Zurück beim Schulsporttag in Friedrichshafen: Unter den vielen Lehrern am Rande des Sportplatzes gibt es aber nicht nur Ablehnung. Robert Ege und Daniel Elbs unterrichten jeweils an einer Haupt- und Werkrealschule:
"Ich bin ein Spätberufener. Ich bin gelernter Elektromechaniker. Und ich bin vor zehn Jahren Lehrer geworden. Ich finde das eine Super-Idee. Man muss das mal selbst erlebt haben, um auch authentisch sein zu können in der Berufsberatung bei den Schülern."
"Auf der einen Seite find‘ ich’s klasse, weil wir Lehrer noch viel zu weit weg sind von der Wirklichkeit. Auf der anderen Seite ist es die Frage, ob das in den Ferien sein muss oder ob das dem Herrn Stoch so wichtig ist, dass man das auch in der Schulzeit machen kann."
In einer ersten Stellungnahme wies eine Sprecherin des Kultusministeriums auf Anfrage des Deutschlandfunks am Nachmittag daraufhin, dass die Äußerungen des Kultusministeriums erst einmal als Idee zu verstehen seien. Konkrete Planungen gebe es noch nicht. Deshalb lasse sich auch noch nicht sagen, wie lange denn die Praktika für Lehrer sein sollen und wie sie organisiert werden könnten. Viele Schüler übrigens können der Idee, dass ihre Lehrer mal ab und an in einen Betrieb hinein schnuppern, durchaus etwas abgewinnen:
"Ich fände das keine schlechte Idee, weil ich denke: Wir werden gar nicht richtig aufs Arbeitsleben vorbereitet später. Weil: Wir lernen nur theoretische Sachen. Aber viele Leute wissen wahrscheinlich nicht mehr, wie eine Schraube zugeht."