Fünftklässler stürmen den Seminarraum der Englisch-Fakultät an der Freien Universität Berlin. Jeweils vier Schülerinnen und Schüler setzen sich nebeneinander, vor ihnen aufgeregte Lehramtsstudenten.
"So. First of all. Please listen, ladies. First of all, my name is Laura. And I only talk Englisch, okay. If you want to know something, then please use that phrase: How do you say, for example, "Urlaub" in Englisch?"
Bachelor-Studentin Laura Schiemann möchte gerne Lehrerin für Deutsch und Englisch werden. Die 25-Jährige hatte bereits ein erstes Schulpraktikum, doch jetzt soll sie richtig unterrichten. Eine Kurzstunde unter Laborbedingungen – Annika, Marie, Ben und Lennart sollen auf Englisch über ihre Urlaubspläne reden.
"Holiday, yeah, right, that´s the topic we have today, we´re discussing about holidays ..."
Neben Laura Schiemann sitzt ein weiterer Lehramtsstudent, beobachtet ihren Unterricht und protokolliert. Michaela Sambanis, Professorin für Englischdidaktik an der Freien Universität Berlin, erläutert:
"Die schauen zum Beispiel darauf, wie ihre Kommilitonen mit der englischen und der deutschen Sprache umgehen. Lassen sie es zu, dass die Kinder ständig aufs Deutsche zurückgreifen oder versuchen sie verschiedene Möglichkeiten, dass sie möglichst oft das Englische verwenden?"
So verfällt Laura Schiemann in den Fehler vieler Lehrerinnen und Lehrer: Aus der angekündigten Diskussion wird ein Monolog, nachdem sie Ben und Lennart nicht zum Englisch-Sprechen motivieren kann.
Eine weitere Aufgabe der Beobachter im sogenannten Lehr-Lern-Labor: Wie gehen die angehenden Pädagogen mit Störungen im Unterricht um?
Wie gelingt es ihnen, im Arbeiten, im Gespräch zu bleiben? Wie gelingt es ihnen, Dinge zu klären und auf die Schüler einzugehen, so dass Lernen stattfinden kann?
"Try and talk to your partners, okay, not to me. Try and talk to your partners."
Laura Schiemann wirkt nach wie vor angespannt. 20 Stunden Vorbereitung hat sie gebraucht für 20 Minuten Unterricht, erzählt die Lehramtsstudentin hinterher. Ihre Bilanz:
"Ein bisschen schwierig zwischendurch. Weil ich ja zwei Jungs hatte, die gar nicht mitarbeiten wollten, vor allen Dingen einen. Ich hatte aber das Gefühl, ich hab's ganz gut hingekriegt. Mit so etwas muss man auch rechnen. Und das ist ganz gut, dann lernt man das gleich.
Nach Ende der Teststunde füllen Schüler und Studierende Fragebögen aus, die dann gemeinsam mit dem Beobachtungsprotokoll ausgewertet werden. Ist die Arbeit in diesen Laboren sinnvoll für Lehrende und Lernende? Wie lassen sich solche Didaktik-Seminare mit Praxisanteil weiter optimieren? Es ist wichtig, dass dieses Unterrichten unter Labor-Bedingungen bereits im Bachelor-Studium stattfindet, ist Didaktik-Professorin Michaela Sambanis überzeugt.
"Wo die Studierenden selber spüren können: ist das meins? Oder ist das nicht meine Welt? Denn wir wissen ja an den Burn-out-Zahlen der Lehrkräfte, wie schwierig es sein kann, wenn man gerade in diesen Beruf kommt und man ist nicht dazu berufen, dann kann das für alle Beteiligten eine ganz große Last sein."
Mit dem Projekt "Know how to teach" möchte die Freie Universität Berlin den Studierenden Mut machen – sie sollen sich von alten Rollenbildern lösen und versuchen, ihre eigenen Lehrer nicht zu kopieren.
"Und dieser Schritt, da erhoffen wir uns von dem Lehr-Lern-Labor einen Effekt. Dass die Studierenden sagen: Es geht auch anders. Ich versuch mal, ich bin mal mutig. Das wünschen wir uns."