Es gibt sie, die unterschiedliche Preisgestaltung nach Geschlecht. Da ist der Buggy fürs Kleinkind. 33 Euro kostet er in rot. Wer Rosa will, zahlt vier Euro mehr. Da sind die herstellungsgleichen Rasierklingen. Rosa verpackt für die Dame kosten sie sechzig Cent mehr als türkis für den Herrn. Allerdings: Bei solchen Preisgestaltungen handelt es sich um absolute Ausnahmen, das hat die erste groß angelegte Studie zum Thema ergeben, in Auftrag gegeben von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Für sie wurden alle Produkte und Leistungen untersucht, die den Warenkorb für die Berechnung des Preisindex bilden. Das Ergebnis: 15 Prozent der Waren variieren in Herstellung oder Vermarktung nach Geschlecht und sind trotzdem vergleichbar, besonders ausgeprägt sind die Unterschiede bei Kinderspielzeug. Aber: Nur vier Prozent dieser Produkte unterscheiden sich im Preis. Dabei zahlt mal die Frau, mal der Mann mehr, zum Beispiel bei Inkontinenzeinlagen der Mann.
Ungleiche Preise vor allem bei Frisuren und Reinigung
Anders sieht das freilich aus, wenn es um Dienstleistungen geht. Iris an der Heiden hat den empirischen Teil der Studie geleitet. Sie fasst zusammen:
"Insgesamt haben wir 370 Dienstleistungen untersucht. Davon sind immerhin 60 Prozent preisunterschieden. Friseurdienstleistungen und Reinigungen machen davon den Schwerpunkt aus. Andere Dienstleistungen sind weniger betroffen. Am stärksten betroffen eben die Kurzhaarfrisur und die Reinigung, mit 12,50 Euro für die Frisur und 1,80 Euro immerhin für die Reinigung von Hemden oder Blusen."
Begründung: höherer Aufwand
Dabei gibt es für die unterschiedlichen Preise durchaus Gründe. Etwa jeder dritte Anbieter lässt sich die Reinigung der Bluse höher bezahlen als die des Hemdes.
"Der Preisunterschied wird auch damit begründet, dass die Bluse eben handgebügelt wird und das Hemd über eine Puppe. Das, was eben kritisch ist, ist die Pauschalität, in der ein Kleidungsstück der Frau als Bluse und ein Kleidungsstück des Mann als Hemd definiert wird."
Ähnlich bei der Kurzhaarfrisur: Die mache bei Frauen eben mehr Arbeit, sagen Friseure. 15 Prozent länger dauere der Damen- als der Herrenschnitt. Auch hier das Problem: Solche Durchschnittswerte dürften nicht generell zu unterschiedlicher Behandlung nach dem Geschlecht führen, sagt Christine Lüders, die Antidiskriminierungsbeauftragte.
"Was ist mit der Frau, die keinen Beratungsbedarf hat? Warum muss sie dann generell mehr zahlen?"
Die meisten Dienstleistungen sind geschlechterneutral
Allerdings: Da sich die meisten Dienstleistungen von der Autoreparatur bis zum Restaurantbesuch nicht nach Geschlecht unterscheiden, fließen sie in den Vergleich nicht ein. Es bleibt also im Wesentlichen bei den Unterschieden bei neun von zehn Friseuren und jedem dritten Reinigungsgeschäft. Auch Schuster machen Unterschiede - zu Lasten der Männer, was am verarbeiteten Material liegen kann.
Gleichbehandlung ist Unternehmensverantwortung
Die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Katharina Barley sieht die Verantwortung bei den Unternehmen. Eine systematische Benachteiligung von Frauen über den Preis sei nicht hinnehmbar, so die SPD-Politikerin. Christine Lüders wirbt außerdem dafür, dass Kunden nicht schlicht aus Gewohnheit ungerechtfertigte Unterschiede hinnehmen.