"Wir wussten immer alle: Wir bekommen irgendwie eine Arbeit, wir können unser Leben finanzieren, wir haben eine soziale Absicherung, wir haben eine Rente. Die Kinder, die wir haben, können, wenn Sie wollen, studieren oder eine Ausbildung abschließen. Vielleicht haben wir sogar irgendwann mal ein Haus im Grünen oder eine eigene Wohnung in der Stadt", sagte der Journalist Daniel Goffart (Jahrgang 1961) im Dlf. "Und dieser Traum, diese Zuversicht, dass das gelingt, ist vielen jetzt abhanden gekommen."
In seinem Buch "Das Ende der Mittelschicht" geht der Journalist der Frage nach, warum sogenannte normale Arbeitsverhältnisse und damit einhergehende Lebenssicherheiten der Menschen seltener werden. Nach Goffart eine der Hauptursachen: die Digitalisierung.
"Wir stehen vor einer Art Polarisierung der Jobs", sagt Goffart. Demnach werden viele neue Tätigkeiten auf dem Feld der Digitalisierung von Industrie und Produktionsfertigung entstehen, und viele Jobs auf dem Feld der bisherigen Routinearbeiten verschwinden.
Zu beobachten sei Letzteres bereits heute im Sektor der Banken, wo viele Routinearbeiten von Apps oder anderer künstlicher Intelligenz übernommen würden. Aber auch Berufskraftfahrer dürften langfristig durch autonome Fahrzeuge ersetzt werden, Kassiererinnen und Kassierer durch automatisierte Kassen, so Goffart.
Mehr Verlierer als Gewinner der Digitalisierung?
Goffarts These: Die Digitalisierung vernichtet Arbeitsplätze und bringt zugleich neue hinzu. Das große Problem hinter beiden gegenläufigen Entwicklungen liege in einer gewissen Ungleichzeitigkeit. "Diejenigen, die ihre Arbeit in der alten, analogen Welt verlieren, sind nicht gleichzeitig diejenigen, die die neu entstehenden Jobs in der Hightech-Welt von Morgen übernehmen können." Vielen Menschen fehle dafür einfach die Qualifizierung. Und wenn unbefristete, sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse als Grundlage für soziale Absicherung (Rente, Krankheit, Arbeitslosigkeit) tendenziell schwinden, wachse ein Problem heran, so Goffart.