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Premier League
Jürgen Klopp und der FC Liverpool

Die letzten Erfolge des einstigen englischen Rekordmeisters FC Liverpools liegen schon ein paar Jahre zurück. Der ehemalige BVB-Trainer Jürgen Klopp soll die "Reds" jetzt zurück zu alten Glanzzeiten führen.

Von Jens-Peter Marquardt |
    Fans des FC Liverpool halten Schals in die Höhe, auf denen "Walk on" steht.
    Fans des FC Liverpool halten Schals in die Höhe, auf denen "Walk on" steht. (picture alliance / dpa / Peter Powell)
    Der 25. Mai 2005. Der FC Liverpool gewinnt in Istanbul das Champions-League-Finale gegen den AC Mailand. Ein denkwürdiges Spiel: die Elf aus Liverpool hatte zur Halbzeit 0:3 zurück gelegen, dann aber doch noch das Elfmeterschießen gewonnen. Zum fünften Mal hatte Liverpool den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League erobert. Seitdem nicht mehr.

    Die glorreichen Zeiten der Reds, der Roten, liegen ein bisschen zurück. Zwischen 1964 und 1985 war die Mannschaft regelmäßig englische und europäische Spitze, Bob Paisley war damals der Erfolgstrainer, klangvolle Namen wie Kevin Keegan, Kenny Dalglish und Ian Rush waren die Garanten des Erfolgs. Und nun Jürgen Klopp:
    In Liverpool zu sein, sei die größte Ehre, die er sich vorstellen könne. Er sei wirklich stolz darauf, diesen neuen Job bekommen zu haben. Liverpool-Geschäftsführer Ian Ayre nannte Klopp eine Idealbesetzung: Sein Charakter passe sehr gut zu diesem Club, zu dieser Stadt und den Fans.
    Die treuesten Fans der Insel
    In England gibt es kaum eine so loyale Fan-Basis wie in Liverpool, die Fans gehen mit ihrem Verein durch Dick und Dünn, durch Höhen und Tiefen, durch Siege und Katastrophen - mit allen Schattenseiten: 1985 stürmten die Liverpool-Fans im Brüsseler Heysel-Stadion den Block von Juventus Turin. In der Massenpanik starben 39 Menschen, der FC Liverpool wurde für sieben Jahre von den internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
    Vier Jahre später die nächste Katastrophe: Im völlig überfüllten Hillsborough Stadion in Sheffield starben während eines Pokalspiels 96 Liverpool-Fans, tot getreten und erstickt. Die Polizei und die Medien machten damals Liverpooler Hooligans verantwortlich, heute weiß man: es waren die Polizei und die Ordner, die damals versagten und immer mehr Zuschauer auf die bereits überfüllten Stehplätze ließen. Diese Katastrophe hat die Menschen in Liverpool und die Fangemeinde der Reds noch stärker zusammen geschweißt. Seitdem stehen die Worte "You´ll never walk alone" im Vereinswappen - die Hymne der Liverpool-Fans.
    Klub in Händen von US-Investoren
    Im Sommer 2014 hätte der FC Liverpool fast noch einmal an seine alten Erfolge anknüpfen können. Der Klub ging als Tabellenführer in das entscheidende Spiel gegen Manchester City, verlor und wurde Zweiter. Ausgerechnet Kapitän Steven Gerrard hatte den entscheidenden Ball verstolpert. Danach verließen einige wichtige Spieler den Verein. Und Trainer Brendan Rodgers musste jetzt Platz für Jürgen Klopp machen: er soll den FC Liverpool zumindest wieder in die Champions League führen.
    Einiges wird dem Ex-Dortmunder Klopp vertraut vorkommen. Von den treuen Fans angefangen bis zur Konkurrenz durch reichere Vereine wie Manchester City oder Chelsea, dessen Trainer Mourinho sie hier den Einzigartigen, "the special one", nennen. Klopp versuchte heute die Erwartungen zu dämpfen, er sagte, er sei kein Genie, und in Anspielung auf Mourinho: "I am the normal one."
    Deshalb passt er auch besser nach Liverpool als zum Oligarchen-Verein Chelsea. Allerdings zeigt das vertraute Bild des basisorientierten FC Liverpool inzwischen auch ein paar Risse: nach einer Fast-Pleite vor fünf Jahren wurden die Reds von der US-Investoren-Gruppe Fenway Sports aufgekauft. Deren Eigentümer und Manager interessieren sich vor allem für Baseball und tauchen nur selten im Anfield-Stadion auf.