Southport
Premier Starmer verurteilt antimuslimische Krawalle nach Mahnwache für getötete Kinder

Der britische Premierminister Starmer hat die rassistischen und antimuslimischen Krawalle nach dem tödlichen Messerangriff auf Kinder in einer Tanzschule in Southport verurteilt.

    Southport: Menschen stoßen während Unruhen mit der Polizei zusammen, in der Nähe des Ortes, an dem am Vortag drei Mädchen bei einem Messerangriff getötet wurden.
    Bei schweren Ausschreitungen von Rechtsextremen nach dem tödlichen Messerangriff im englischen Southport sind viele Polizisten verletzt worden. (Richard Mccarthy / PA Wire / dpa / Richard Mccarthy)
    Starmer kündigte an, die Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Sie hätten zudem die Trauernden beleidigt, warf er ihnen auf X vor. In Southport hatten gestern tausende Menschen der Kinder gedacht, die zu Wochenbeginn während einer Ferienfreizeit in Nordengland getötet worden waren. Nach der friedlichen Mahnwache waren Randalierer nahe einer Moschee auf Polizisten losgegangen. Die Polizei geht von 200 bis 300 Angreifern aus, die Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe sein sollen. Mehr als 50 Polizisten seien verletzt worden. Einer von ihnen sei bewusstlos geschlagen worden, hieß es.
    Die Angreifer steckten Fahrzeuge in Brand, warfen Ziegel auf die islamische Gebetsstätte und beschädigten einen Lebensmittelladen. Der Vorsitzende der Moschee, Ibrahim Hussein, sagte Reportern, er habe mit acht Gemeindemitgliedern in dem Gebäude festgesessen und sei nur dank einer Polizeieskorte rausgekommen. Einige Straßen glichen am Morgen einem Trümmerfeld. Bei den Angreifern soll es sich um Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe handeln. Ursache waren nach Angaben der Polizei Gerüchte und Falschmeldungen über die Identität des mutmaßlichen Täters.

    Messerangriff auf Kinder schockiert Taylor Swift

    Drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren waren bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs getötet worden. Acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene wurden teils schwer verletzt. Zeugen berichteten, dass der Täter in einem Taxi am Tatort vorgefahren und dann in das Gebäude eingedrungen sei. Dabei habe er eine Maske getragen.
    Die Tat hat im In- und Ausland für Entsetzen gesorgt. Auch die US-Sängerin Taylor Swift äußerte sich erschüttert. Der Schrecken des Angriffs in Southport gehe ihr noch immer durch den Kopf. Sie stehe völlig unter Schock, teilte sie mit. Das seien nur kleine Kinder bei einem Tanzkurs gewesen. Die Spendenaktion eines Swift-Fans für Angehörigen brachte in kurzer Zeit bereits mehr als 100.000 Pfund (118.720 Euro) ein.

    Farage, Tate und russische Medien beteiligten sich an Spekulationen

    Nach dem Angriff wurde ein 17-jähriger Verdächtiger festgenommen. Warum er die Kinder mit dem Messer angegriffen haben soll, ist nach wie vor unklar.
    Im Internet kursierten Berichte, es handele sich bei dem Mann um einen muslimischen Asylbewerber mit arabisch klingendem Namen. Er sei bereits vom britischen Geheimdienst beobachtet worden. Unter anderem der rechtspopulistische Abgeordnete Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, wird beschuldigt, die Stimmung angeheizt zu haben. Der Chef der Partei Reform UK spekulierte in einem Video, die Behörden würden die "Wahrheit vor uns zurückhalten". Auch der britische Influencer Andrew Tate, dem Vergewaltigung und Menschenhandel vorgeworfen werden, und ein russisches Staatsmedium verbreiteten Gerüchte über den Täter.

    Familie des Täters stammt offenbar aus Ruanda

    Die Polizei wies deren Darstellungen zurück. Der 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden, betonte sie. Die BBC berichtete, er sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport.
    Der stellvertretende Polizeichef Goss, einige Menschen hätten die vielen Spekulationen über den Hintergrund eines Jugendlichen genutzt, um Gewalt und Unordnung auf die Straßen zu bringen. An den Ausschreitungen hätten sich viele beteiligt, "die nicht in der Region Merseyside leben". Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handele sich nicht um einen Terrorangriff.
    Diese Nachricht wurde am 31.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.